Veranstaltet wurde die Entwicklungstagung 2025 vom Paulo-Freire-Zentrum in Zusammenarbeit mit der AG Globale Verantwortung und der Universität Innsbruck. Als Mitveranstalter an der Universität Innsbruck wirken die beiden Forschungsschwerpunkte Kulturelle Begegnungen – Kulturelle Konflikte und Economy, Politics & Society (EPoS) sowie das Forschungszentrum Friedens- und Konfliktforschung (InnPeace) mit.
Lebhafte Debatten
Bereits im Rahmen der Eröffnung betonten Rektorin Veronika Sexl die Verantwortung von Hochschulen, Räume für kritischen Austausch und Reflexion speziell in Zeiten zunehmender globaler Spannungen zu bieten, Landesrätin Eva Pawlata die Bedeutung von internationaler Zusammenarbeit auch aus regionalpolitischer Perspektive und Raimund Magis als Vertreter des Außenministeriums die Spannungsfelder, in denen Entwicklungszusammenarbeit heute agiert. Diese Debatte wurde im Eröffnungspanel fortgesetzt, wo Rina Alluri (Innsbruck), Jens Martens (Bonn) und Patrick Bond (Johannesburg) die aktuelle Lage der SDGs (Nachhaltige Entwicklungsziele der Vereinten Nationen) im Allgemeinen und von SDG 16 im Speziellen diskutierten.
Am folgenden Morgen wurde die Frage nach der Zukunft der Entwicklungspolitik in Zeiten zunehmenden Autoritarismus gestellt – einerseits in einer wissenschaftlichen Keynote von Stephan Klingebiel (German Institute of Development and Sustainability) mit Kommentaren der Aktivistin und Dissidentin Dora Maria Téllez (Nicaragua) und von Ana María Suárez Franco (FIAN International), andererseits in einer politischen Diskussionsrunde von Abgeordneten aus Österreich, Antonio Della Rossa (SPÖ), Caroline Hungerländer (ÖVP), David Stögmüller (Grüne) und Dominik Oberhofer (NEOS). Die lebendige Plenardebatte zeigte, dass die politische Dimension der EZA nicht nur theoretische Bedeutung hat, sondern im Alltag von Politik und Zivilgesellschaft wirksam wird.
Interaktive Formate
Der zweite Konferenztag stand ansonsten im Zeichen interaktiver Formate, wo sich die Teilnehmenden in zahlreiche parallele Workshops verteilen konnten, in denen einzelne Aspekte des Tagungsthemas und der Entwicklungszusammenarbeit vertieft thematisiert wurden. Dabei standen insbesondere Menschenrechte, feministische Perspektiven, Klimagerechtigkeit und internationale Finanzströme im Mittelpunkt. Dazu kam ein Workshop mit Stadtspaziergang, in dem Tirol „post-kolonial“ präsentiert wurde. Das Format zwar zuvor in einer zeithistorischen Lehrveranstaltung an der Universität Innsbruck entwickelt worden und der Workshop wurde in Kooperation mit dem Welthaus der Caritas Tirol und der Ausstellung „Ötztal weltweit“ umgesetzt.
Besondere Höhepunkte waren aber das Forumtheater „Das KuchenStück – Theater für Verteilungsgerechtigkeit“ des Innsbrucker Vereins SpectAct am Samstagabend, das ganz im Sinne der partizipativen Pädagogik Paolo Freires die Mitwirkung des Publikums erforderte, und die Demokratie-Ausstellung „Step By Step“ in Kooperation mit Südwind Tirol und dem Institut für Politikwissenschaft, die auch nach der Tagung noch in der Sowi besucht werden konnte.
Hoffnung und Realismus sind kein Widerspruch
Der Sonntagvormittag stand schließlich im Zeichen von Frieden, Konfliktmanagement und Klimagerechtigkeit, wobei in den Inputs von Shubhra Dwivedy (SEEDS, Indien), Radwa Khaled-Ibrahim (Medico International) und Grettel Navas (Santiago de Chile, derzeit Gastprofessorin in Wien) feministische Perspektiven besonders hervorgehoben wurden. Den Abschluss bildeten die Berichte der Rapporteurinnen Ulli Vilsmaier und Felice Marchlewski, die abschließend Tagung nochmals Revue passieren ließen.
Die Rückmeldungen der Teilnehmenden spiegelten eine insgesamt trotz aller Herausforderungen positive Stimmung wider. „Ich konnte viele anregende Gespräche führen und Inspirationen mitnehmen“, so eine Teilnehmerin, während ein anderer Kommentar die gelungene Mischung aus wissenschaftlicher Analyse, Praxisbezug und politischer Diskussion betonte.
Insgesamt zeigte die Entwicklungstagung 2025, dass die Akteurinnen und Akteure im Bereich Internationaler Entwicklung in turbulenten Zeiten eine Plattform für Dialog, Vernetzung und Reflexion brauchen und nutzen. So überwog letztlich die Erkenntnis, dass Veränderung möglich ist, wenn Wissen, Engagement und politische Beharrlichkeit zusammenkommen. Die Tagung hat daher verdeutlicht, dass Hoffnung und Realismus kein Widerspruch sind, sondern Hand in Hand gehen können und damit ermöglichen, dass die Vision einer gerechten, friedlichen und nachhaltigen Welt nicht nur nicht aus dem Blick verloren, sondern vielmehr durch konsequente Zusammenarbeit Schritt für Schritt Wirklichkeit wird.
(Andreas Exenberger, Institut für Wirtschaftstheorie, -politik und -geschichte, Gerald Faschingeder, Paolo-Freire-Zentrum, Wien)
