Portrait Julia Seeber

Die Ökologin Julia Seeber nimmt in Gebirgsböden lebende Organismen und ihre Funktionen im Ökosystem in den Fokus. 

#IMC25-Stim­men: „Wir wis­sen nur wenig über Orga­nis­men in Gebirgsböden“

Wissenschaftler:innen der Universität Innsbruck geben Einblick in die derzeit stattfindende International Mountain Conference (IMC) sowie ihr (Gebirgs-)Forschungsgebiet. Ökologin Julia Seeber spricht darüber, wie die Klimaerwärmung Bodenorganismengemeinschaften im Gebirge verändert und damit Ökosystemleistungen beeinflusst.

In dieser Woche findet an der Universität Innsbruck die International Mountain Conference (IMC) statt. Rund 1000 Wissenschaftler:innen aus 60 Nationen sind der Einladung des Forschungsschwerpunkts Alpiner Raum gefolgt und nehmen an der weltweit größten Konferenz für Gebirgsforschung teil.

Vom 14. bis zum 18. September wird den Teilnehmenden ein vielfältiges Programm mit mehr als 150 Veranstaltungen geboten. Gebirgsforscher:innen der Universität Innsbruck leisten sowohl als Vortragende als auch als Gäste einen Beitrag zur International Mountain Conference. Wir haben bei einigen davon nachgefragt, was die IMC für sie bedeutet: Die Innsbrucker Ökologin Julia Seeber leitet eine Focus Session und betont die Vorteile des wissenschaftlichen Austauschs im Rahmen der Konferenz.

Zu welchem Thema werden Sie auf der International Mountain Conference referieren?

Ich moderiere eine Session über die Biodiversität in Gebirgsböden. Das Thema umfasst alle Organismen, die im oder auf dem Boden leben, von Mikroorganismen bis zu größeren wirbellosen Tieren wie Tausendfüßer, Spinnen und Käfer.

Welche offenen Fragen oder Herausforderungen sehen Sie in Ihrem Forschungsfeld?

Wir wissen generell noch sehr wenig darüber, welche Organismen in Böden höherer Lagen leben, wie sich diese Organismengemeinschaften mit dem Klimawandel verändern und welche Auswirkungen dies auf das Gebirgsökosystem haben wird. Durch den Klimawandel ist es möglich, dass einige Arten aussterben, bevor wir sie überhaupt nachweisen und ihre Funktion im Ökosystem analysieren können.

Diese Wissenslücke ergibt sich zum einen durch methodische Einschränkungen, da sich viele dieser Organismen erst seit der Weiterentwicklung von molekularen Methoden gut nachweisen lassen. Zum anderen sind Forschungsarbeiten im alpinen Gelände immer mit großem Aufwand verbunden.  

Welche Chancen bietet die International Mountain Conference für Ihr Fachgebiet?

Der Austausch zwischen den verschiedenen Forschungsdisziplinen, die auf der IMC vertreten sind, bietet die Möglichkeit, Gebirgsökosysteme von allen Seiten zu betrachten und Zusammenhänge besser zu verstehen. Da der Boden die Schnittstelle zwischen allen anderen Sphären (Hydro-, Litho-, Bio- und Atmosphäre) ist, kann jedes Thema zum besseren Verständnis des Lebensraums Boden beitragen. Es gibt nur wenige Konferenzen, die so breit gefächert sind und auf denen man so viel Neues lernen kann.

 

Zur Person: Julia Seeber ist am Institut für Ökologie der Universität Innsbruck sowie am Institut für Alpine Umwelt (Eurac Research) tätig. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf wirbellosen Tieren, die in Böden in unterschiedlichen Lebensräumen sowie Höhengradienten vorkommen. Es geht ihr darum, Organismengemeinschaften und deren Verbindung zur Umwelt zu verstehen.
Um die sensiblen Gebirgsböden durch Forschungsarbeiten nicht zu beeinflussen, setzt Seeber nicht-invasive Methoden wie eDNA ein und entwickelt diese weiter. Auch in ihrer Freizeit trifft man die Ökologin im Sommer wie im Winter in den Bergen an.

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