Ein internationaler Konsensbericht von 64 Expertinnen und Experten aus 72 Institutionen auf fünf Kontinenten legt einen wissenschaftlich fundierten Fahrplan zur Bewältigung der globalen Gesundheitskrise vor. Unter der Leitung von Dr. Katharina Wirnitzer, Projektmitarbeiterin am Institut für Sportwissenschaft, und basierend auf drei internationalen Veranstaltungen in Innsbruck (2020–2022) formuliert der 101-Punkte-Bericht einen klaren Appell: Der duale HEAL-Ansatz („Healthy Eating & Active Living“ – gesunde Ernährung und aktives Leben) soll als Startpunkt und Minimalempfehlung für eine nachhaltige und lebenslange Gesundheit dienen.
Die Expert:innengruppe ruft Lehrkräfte, Gesundheitsberufe, Politik und Organisationen dazu auf, gemeinsam die Empfehlungen umzusetzen und Menschen zu befähigen, ihre Gesundheit eigenverantwortlich zu stärken. Teil der Autor:innengruppe sind namhafte österreichische, europäische und globale Universitäten, Institutionen und Organisationen, wie z. B. das WHO-Regionalbüro Europa, die Charité – Universitätsmedizin Berlin, die Harvard Medical School Boston, Aarhus Univesity Dänemark, uvm.
Ganzheitlich und de-medikalisiert vorbeugen
Das Consensus-Paper betont, dass rein ein-dimensionale Lösungsansätze der Komplexität von Gesundheit nicht gerecht werden. Stattdessen sind integrative, holistische und de-medikalisierte Strategien notwendig, um die kumulativen Effekte über die Lebensspanne zu entfalten. Vor dem Hintergrund steigender Gesundheitskosten und der hohen Prävalenz lebensstilbedingter Erkrankungen (z. B. Herz-Kreislauf Erkrankung, Krebs, Typ-2-Diabetes, Adipositas) plädieren EU und WHO für „Prävention zuerst“: Öffentliche Gesundheitsstrategien, welche Gesundheits-Wissen und Lebensstilverhalten (insbesondere HEAL) stärken, besitzen laut Evidenz ein vierfach höheres Potenzial zur Rettung von Menschenleben als die Gesundheitsversorgung allein.
Der HEAL-Ansatz wird von der internationalen Expertengruppe konsensual als niedrigschwellige und gleichzeitig wirkungsvolle Maßnahme empfohlen, welche individuelle, öffentliche und planetare Gesundheit effektiv verbindet.
Ein Schwerpunkt des Empowerments liegt auf Kindern und Jugendlichen. Ungesunde Verhaltensweisen entstehen häufig in frühen Lebensphasen und setzen sich fort bis ins Seniorenalter; aus diesem Grund ist die Verbesserung der Kindergesundheit entscheidend für langfristige Gesundheit und den Gewinn an gesunden Lebensjahren für die jeweilige Bevölkerung. Gesundheitspolitische Bemühungen zur Gesundheitsförderung sind deshalb ohne die Einbeziehung von Schulen und Bildungseinrichtungen zum Scheitern verurteilt. Daher muss neben der entsprechenden Adaptierung von Lehrplänen auch der gesamte Bildungsbereich mit Studierenden an Hochschulen und Universitäten in die Bemühungen zur Gesundheitsförderung einbezogen werden.

Das Team des Forschungsbereichs Sport-Pädagogik und -Didaktik im Verbund Lehrer*innenbildung West, v.l.n.r. Katharina Wirnitzer, Werner Kirschner, Gerhard Ruedl.
Das Team des Forschungsbereichs Sport-Pädagogik und -Didaktik im Verbund Lehrer*innenbildung West, v.l.n.r. Katharina Wirnitzer, Werner Kirschner, Gerhard Ruedl.
Publikation: Wirnitzer et al. (2025). Toward a roadmap for addressing today's health dilemma–The 101-statement consensus report. Frontiers in Nutrition, 12, 2025. 10.3389/fnut.2025.1676080
