„Wenn zu wenig hochqualifizierte und gut ausgebildete Frauen in Forschung und Wissenschaft arbeiten, geht immens viel Potenzial verloren. Ein geringer Frauenanteil zementiert nicht nur die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern auf der höchsten akademischen Qualifikationsebene ein, sondern schlägt sich auch bei der Art und Weise der Erkenntnisgewinnung, den Inhalten, Zielsetzungen und Fragestellungen nieder. Das resultiert in einer männlich dominierten – und damit einseitigeren – Prägung der Wissenschaft“, ist die Tiroler Frauenlandesrätin Gabriele Fischer überzeugt und lenkt anlässlich des heute stattfindenden Internationalen Tags der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft den Blick auf einen bisher – leider – ungebrochenen Trend: Der Anteil der Frauen in der Wissenschaft – vor allem in den höheren Positionen – ist nach wie vor gering. Obwohl mehr als die Hälfte der Studienanfänger*innen und der Absolvent*innen weiblich sind, vermindert sich der Frauenanteil bei den Dissertant*innen und Habilitierten deutlich.
Großer Nachholbedarf
Die Universität nimmt diese Situation erst: Das Büro für Gleichstellung und Gender Studies koordiniert Initiativen, die einerseits in strukturellen Maßnahmen und andererseits in individuellen Unterstützungsangeboten für Frauen bestehen. Auch der Tiroler Wissenschaftslandesrat Bernhard Tilg hält die Stärkung der Berufsposition von Frauen auf verschiedenen wissenschaftlichen Ebenen, die Vereinbarkeit von Beruf, Studium und Familie und eine Weiterentwicklung der Integration der Frauen- und Geschlechterperspektive in der akademischen Berufswelt für besonders unterstützenswert. „Obwohl immer mehr Frauen ein Studium abschließen, sind Wissenschaftlerinnen in vielen Bereichen der Universitäten immer noch unterrepräsentiert“, bestätigt auch Vizerektorin Ulrike Tanzer. „Gerade in den zukunftsweisenden MINT-Fächern – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik – haben wir einen großen Nachholbedarf.“
Die Universität Innsbruck fördert Frauen auf den unterschiedlichen Stufen der akademischen Karriereleiter mit vielfältigen Maßnahmen. Programme wie die Erika-Cremer-Stipendien oder die Ingeborg-Hochmair-Frauenprofessuren ermöglichen exzellenten Wissenschaftlerinnen den Aufstieg bis zur eigenen Professur, wo der Anteil von Frauen erst bei 20 Prozent liegt. „Obwohl in den vergangenen Jahren viel erreicht wurde, gibt es noch viel zur Förderung von Frauen in der Wissenschaft zu tun. Dafür brauchen wir eine frühe Unterstützung in den Schulen, Role Models an den Universitäten und eine deutliche Absage an althergebrachte Stereotype und Vorurteile“, betont Tanzer.
Die beiden Tiroler Regierungsmitglieder sind sich einig, dass Mädchen- und Frauenförderung nicht erst auf universitärer Ebene beginnen dürfe. „Ein wichtiges Instrument zur Bekämpfung der geschlechtsspezifischen Ungleichheit in den Wissenschaften ist der Abbau von Hürden für Mädchen und Frauen im privaten Umfeld sowie im Unterricht und am Arbeitsplatz“, stellen Gabriele Fischer und Bernhard Tilg klar.
Role Models
Im Rahmen des Internationalen Tages der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft 2021 möchten wir auf die vielen außergewöhnlichen Wissenschaftlerinnen, die an der Uni Innsbruck forschen, aufmerksam machen:
Konstanze Zwintz
Univ.-Prof. Mag. Dr. Konstanze Zwintz
Professorin und Leiterin der Forschungsgruppe Sternentwicklung und Asteroseismologie
Eva Lavric
Univ.-Prof. Mag. Dr. Eva Lavric
Professorin für französische und spanische Sprachwissenschaft, Leiterin interdisziplinärer Frankreich-Schwerpunkt
Alice do Carmo Precci Lopes
Alice do Carmo Precci Lopes
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Infrastruktur – Arbeitsbereich für Umwelttechnik
Kristina Stoeckl
Univ.-Prof. Mag. Dr. Kristina Stoeckl, MA
Professorin am Institut für Soziologie, Projektleitung „Postsecular Conflicts“