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Die Preisträger*innen 2020 (von links): Eva-Maria Müller, Alexander Erhard und Judith Rubatscher.

Kanada­preise 2020 ver­liehen

Corona macht auch vor dem Kanadapreis für den wissenschaftlichen Nachwuchs nicht Halt. Lockdown und Social Distancing zwingen uns, die beliebte alljährlich im November stattfindende Preisverleihung ins Netz zu verbannen. Die Preisträger*innen 2020 stammen aus den Fachgebieten Literaturwissenschaft/Cultural Studies, Experimentalphysik und Musikwissenschaft.

„Bis zum denkwürdigen Corona-Jahr 2020 haben wir jährlich im November unter dem Titel ‚Thanksgiving‘ eine weithin sichtbare öffentliche Veranstaltung gefeiert, bei der in Anwesenheit der Vizerektorin für Forschung, Univ.-Prof. Dr. Ulrike Tanzer, die ‚Kanadapreise für den wissenschaftlichen Nachwuchs der Universität Innsbruck‘ vergeben wurden“, betont Univ.-Prof. Dr. Ursula Moser, Leiterin des Innsbrucker Kanadazentrums. Durch Lockdown, Distance Learning und Home Office konnte die Veranstaltung vergangenes Jahr leider nicht stattfinden. Auch Anfang 2021 hat sich die Lage nicht maßgeblich geändert – deshalb wird die Verleihung nun online nachgeholt. „Neben der gezielten Förderung für langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter liegt mir persönlich auch die Förderung wissenschaftlichen Nachwuchses sehr am Herzen. Dazu ist es mir ein Anliegen, internationale Verbindungen und Kooperationen zu stärken – beide Ziele verbinden die Nachwuchspreise des Kanadazentrums vorbildlich, weshalb es mir auch jedes Jahr eine große Freude ist, diese Verleihung zu unterstützen“, sagt Univ.-Prof. Dr. Ulrike Tanzer, Vizerektorin für Forschung der Universität Innsbruck.

Kanadapreise

Die Förderung kanadistischer Forschung in den Human- und Sozialwissenschaften sowie die Förderung von Forschungskooperationen zwischen Innsbrucker und kanadischen WissenschaftlerInnen in allen Disziplinen ist seit jeher Aufgabe des ZKS, des ältesten Länderzentrums der Universität. Diese doppelte Ausrichtung der Forschungsförderung ist ein Alleinstellungsmerkmal des ZKS Innsbruck innerhalb der österreichischen Kanadazentren (Wien, Graz), aber auch die Innsbrucker Länderzentren haben nicht alle diesen Weg gewählt. Die doppelte Stoßrichtung spiegelt sich auch in dem seit 1998 existierenden „Kanada-Preis für den wissenschaftlichen Nachwuchs“ wider, der in der Höhe von jeweils 1.000 Euro in den genannten zwei Kategorien an hervorragende Innsbrucker Nachwuchswissenschaftler*innen für abgeschlossene wissenschaftliche Arbeiten (Diplomarbeiten, Masterarbeiten, Dissertationen, sonstige wissenschaftliche Arbeiten), die in den jeweils letzten beiden Jahren publiziert bzw. eingereicht wurden, verliehen wird. In diesem Jahr ist das Ergebnis der Ausschreibung besonders vielfältig und bunt: In der Kategorie „Kanadistik“ geht der Preis an Eva-Maria Müller vom Institut für Amerikastudien (Dissertation), in der Kategorie „Wissenschaftliche Kooperation“ geht er an Alexander Erhard vom Institut für Experimentalphysik (wissenschaftlicher Artikel). Darüber wird ein Anerkennungspreis in der Höhe von 500 Euro an Judith Rubatscher vom Institut für Musikwissenschaft für ihre exzellente Diplomarbeit vergeben.

Die Preisträgerinnen und der Preisträger

Eva-Maria Müller zeigt in ihrer komparatistisch auf Angie Abdou, Thomas Wharton, Elfriede Jelinek und Felix Mitterer fokalisierten und interdisziplinär angelegten Dissertation „Rewriting Alpine Orientalism: Lessons from the Canadian Rockies and Austrian Alps“, wie der Sprachduktus westlicher Reisender, wenn diese über Berge sprechen, den Berg vor den Augen des Lesers als idealisierten Ort der Leere und Zeitlosigkeit entstehen lässt und wie sich dieser ‚orientalism‘ im Massentourismus fortsetzt. Laut einem der Gutachter setzt die Verfasserin „neue Maßstäbe und leistet zudem einen wichtigen und aktuellen Beitrag zur Verbindung von Tourismusstudien, Nachhaltigkeitsforschung und Literaturwissenschaft“. Eva-Maria Müller stammt aus Tirol; sie hat in Innsbruck und Gießen studiert, ein MA in Englisch und Biologie erworben und bereits während der Schulzeit ein Jahr als AFS-Austauschstudentin in Australien verbracht. Im Studienjahr 2012/2013 war sie Research Fellow am Wirth Institute der University of Alberta, der Partnerinstitution des ZKS. Von den zahllosen Preisen und Auszeichnungen, die ihr in den letzten Jahren zuteilwurden, sind ganz besonders der Research Grant des International Council for Canadian Studies (2014) sowie der Dr.-Herbert-Stolzenberg-Award für hervorragende kulturwissenschaftliche Dissertationen (2020) zu nennen.

Alexander Erhard ist gebürtiger Vorarlberger und hat sein BA, MA und sein Doktoratsstudium in Physik an der Universität Innsbruck absolviert. Er ist Teil der Arbeitsgruppe von Univ.-Prof. Dr. Rainer Blatt und nicht zuletzt dadurch ebenfalls international bestens vernetzt. Über mehrere Jahre hat er mit Wissenschaftler*innen aus Kanada zusammengearbeitet und auch die preisgekrönte Arbeit „Characterizing large-scale quantum computers via cycle benchmarking“, eine Gemeinschaftsarbeit, die 2019 in Nature Communications erschienen ist und einen Impact Factor von 12.121 aufzuweisen hat, ist in Kooperation mit zwei kanadischen Professoren, Joel J. Wallman und Joseph Emerson vom Institute for Quantum Computing and Department of Applied Mathematics an der University of Waterloo, sowie der Quantum Benchmark Inc. in Kitchener entstanden. Der Artikel beschreibt die Entwicklung einer speziellen Technik, um Quantencomputer zu charakterisieren, die es ermöglicht, nur einen Teil der Informationen über eine zu untersuchende Quantenoperation zu extrahieren, um Vorhersagen über die Erfolgswahrscheinlichkeit eines beliebigen Algorithmus machen zu können.

Judith Rubatscher schließlich legt mit „‘Singen is a part vo unsam lebm‘. Die aktuelle Gesangspraxis der Schmiedeleut-I-Hutterer in Manitoba“ eine musikwissenschaftliche Diplomarbeit vor, die von einem der Gutachter als „überdurchschnittlich gut zu bewerten“ bzw. als „äußerst wichtiger Forschungsbeitrag“ beschrieben wurde. Judith Rubatscher stammt aus Brixen, hat am Mozarteum Innsbruck und Salzburg studiert, hat mehrere Leistungs- und Förderstipendien erhalten und bereits während der Schulzeit ein Jahr in den USA verbracht. Für ihre Diplomarbeit betrieb sie mehrwöchige Feldforschungen in der Huttererkolonie von Fairholme in Manitoba, um die Rolle der Musik in dieser Täufergruppe zu erforschen. Daraus resultierte nebst der Arbeit eine beachtliche Sammlung an Tonaufnahmen und Dokumenten, die die Forschungslage deutlich verbessern.

(Ursula Moser/red)

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