Entwicklungs- und Nachhaltigkeitsforschung (AGEF)

Sustainability Analysis of high-mountain hut "Taschachhaus" (HIGHT)

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Darstellung zur Projektstudie "Nachhaltiger Hüttenbetrieb – Pilotprojekt: Taschachhaus". Grafik: Roman Ossner

Ergebnis des Forschungsprojektes soll eine breit angelegte Ermittlung des aktuellen Zustandes des Taschachhauses hinsichtlich seiner Nachhaltigkeit im Spannungsfeld zwischen Bergsport und sensiblem Hochgebirgsnaturraum sein. Hierzu wird zunächst ein geeignetes Monitoring-System entwickelt, dass sich an den drei Dimensionen von Nachhaltigkeit orientiert, sowie aktuelle fachwissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigt. Das Monitoring-System bezieht die Ziele der Satzung der DAV-Sektion sowie die Grundsatzvereinbarung der Alpenvereine als Leitbilder mit ein. In der Analyse werden drei Schwerpunkte gesetzt, die die unterschiedlichen Reichweiten der Hütte berücksichtigen sollen: a) Hüttengebäude und Infrastruktur; b) Hüttenbetrieb und Versorgung; c) Einfluss der Gäste durch Bergsport im näheren Hüttenumfeld und An- und Abreise (vgl. Grafik).

Ziel 1: Entwicklung eines Monitoring-Systems

Ein ganzheitlicher Analyserahmen wird entwickelt, der sowohl das Haus und seine Infrastruktur, indirekte Auswirkungen des mit dem Hüttenbesuch verbundenen Bergsports als auch den laufenden Betrieb mit Ver- und Entsorgung (bspw. Lebensmittelherkunft und Lieferketten) sowie der An- und Abreise der Gäste umfasst und die geeigneten Methoden zur Analyse gewählt. Zur Erstellung eines an Anwendungszweck und Lage angepassten Systems werden neben den SDGs auch nationale Strategien und betriebliche Nachhaltigkeits-Indikatorensysteme miteinbezogen.

Die ganzheitliche Analyse reduziert sich nicht auf Teilaspekte, sondern versucht die Komplexität der Wirkungszusammenhänge abzubilden. Hierbei treten die unterschiedlichen Governance-Aspekte in Erscheinung: Während sich die Hütteninfrastruktur im gemeinschaftlichen Besitz der Sektion befindet, erfolgt der Bewirtschaftungsbetrieb über die Pächter. Das Verhalten der Gäste in und um die Hütte, wie auch bei der Wahl der Verkehrsmittel liegt in deren eigenen Entscheidungsbereich und kann durch die Akteure nur bedingt beeinflusst werden.

Ziel 2: Ist-Zustand ermitteln

Der im Zuge dieses Projektes neu entwickelte Ansatz zum Nachhaltigkeitsmonitoring wird daraufhin auf das Taschachhaus angewendet. Das Taschachhaus ist durch seine Lage im Hochgebirge als sensibles Ökosystem, wie auch durch seinen Charakter als Ausbildungszentrum, besonders geeignet.

Konkret umfasst die Analyse folgende Themenfelder:

Hütte

  • Gebäude, gebaute Infrastruktur, Energieeffizienz
  • Hüttenbetrieb (Wirtschaftsbetrieb, alltägliche Abläufe, Hütte als Arbeitsplatz)
  • Einfluss der BergsportlerInnen auf das alpine Hüttenumfeld: Raumaneignung, Naturaneignung / Mensch-Umwelt-Beziehungen / gesellschaftliche Naturverhältnisse, Inanspruchnahme von Cultural Ecosystem Services

Ver- und Entsorgung der Hütte „Stoffströme nachvollziehen“ (Mengen, Herkunft, Lieferketten, Arbeit, Transport)

  • Lebensmittel
  • Geräte
  • Handwerk/Service

Mobilität der Gäste

  • Anreise- vs. Alltagsmobilität (Distanzen, Modal Split)

Ziel 3: Transformationspfade entwickeln

Aus den Ergebnissen der Ist-Zustand-Analyse abgeleitet, werden Handlungsfelder umrissen, innerhalb derer künftig Maßnahmen zur Verbesserung der Nachhaltigkeitssituation umgesetzt werden sollten. Zudem werden Vorschläge zur Kommunikation der Ergebnisse an die Hüttengäste und Sektionsmitglieder erarbeitet.

Mithilfe der Ergebnisse wird es möglich sein, mehrere Ziele zu erreichen:

  • Stärken und Schwachstellen hinsichtlich der Nachhaltigkeit des Hauses benennen und kommunizieren
  • Handlungen und alltägliche Praktiken hinterfragen und geeignete Maßnahmenfelder entwickeln
  • Eine (informierte) Debatte um Nachhaltigkeit von AV-Hütten unter den Vereinsmitgliedern initiieren
  • Mithilfe des Monitoring-Systems Veränderungen erfassen. Es unterstützt dabei, Strategien zu entwickeln und Wirkungen zu überprüfen
  • Vergleich: das Nachhaltigkeits-Analyse-System kann mittelfristig auf andere Hütten übertragen werden und somit werden zeitliche und räumliche Vergleiche möglich

Forschungsansatz

Das Projektteam verfolgt einen transdisziplinären Forschungsansatz. Das Wissen, die Praktiken und kontextbasierten Erfahrungen der beteiligten Partnerinnen und Partner wurden bereits zur Konzeption der wissenschaftlichen Fragestellungen miteinbezogen. Auch im Projektverlauf werden über regelmäßige Kommunikation Projektfortschritte und Erkenntnisse ausgetauscht und diskutiert. Neben der Produktion von Forschungswissen werden über den Wissenschaft-Praxis-Dialog transformative Prozesse befördert.

Forschungsfelder

  • Transdisziplinäre Forschung
  • Sozial-ökologische Transformation, Nachhaltigkeitstransformationen, Governance to Sustainability
  • Mensch-Umwelt-Beziehungen zwischen Naturerlebnis, Bergsport und Nachhaltigem Wirtschaften
  • Nachhaltige Mobilität
  • Nachhaltige Wertschöpfungsketten, Value-Chain-Mapping
  • Dimensionen von Verantwortung

Ziel 1: Besseres Verständnis über fördernde und hemmenden Faktoren für innovative oder experimentelle Initiativen

Biosphärenreservate und soziale Bewegungen werden als Nischen interpretiert, in denen passende Rahmenbedingungen für lokale Initiativen/ Projekte geschaffen werden sollen. Bis zu einem gewissen Grad sind viele Initiativen auf Strategien wie „trial and error“, Experimente oder innovative Ansätze ausgerichtet, bei denen das Potential zur Veränderung noch nicht abgeschätzt werden kann. Uns geht es bei dem Projekt nicht nur um Faktoren für einzelne Initiativen, sondern auch und vor allem um das gesamte Umfeld und um die Chancen und Treiber für regionales Experimentieren und regionalen Wandel. Dazu müssen wir zunächst definieren, was überhaupt experimentieren in den Case Studies bedeutet. Darauf aufbauend vergleichen wir verschiedene Faktoren wie Ressourcen, soziale Netzwerke und Verknüpfungen auf verschiedenen Skalen.

Ziel 2: Besseres Verständnis darüber, welche Rolle mehrskalige (globale) Netzwerke für lokale Initiativen haben und wie diese voneinander lernen können, um Wandelprozesse zu beschleunigen.

Kleine innovative Projekte und experimentelle Initiativen sollten die Möglichkeit haben in größerem Maßstab und anderen Kontexten zu funktionieren. Dabei spielt zum einen natürlich das WNBR eine große Rolle, zum anderen können auch andere globale Netzwerke relevant sein (z.B. Transition Town, Permaculture, Slow Food, …). Im Gegensatz zu einer top-down Planung, bei der die Möglichkeiten einer kontrollierten Planung idR überschätzt werden, untersuchen wir die Koevolution von lokalen Initiativen und den dazu passenden Netzwerken, d.h. die lokalen Initiativen in diesem Teil müssen (?) für deren Untersuchung irgendwie in größere Netzwerke eingebettet sein

Forschungsebenen und methodischer Zugang

  1. BRs und andere multiskalare Netzwerke in den Beispielregionen
  2. Konkrete Initiativen/Projekte innerhalb dieser Netzwerke
  3. Globalstrukturen dieser Netzwerke (z.B. WNBR)

Die qualitative Analyse von bestehenden Netzwerken mit ihrer Struktur, ihren Funktionsweisen und Austauschbeziehungen stehen im Zentrum der Erhebungen. Damit in engem Zusammenhang stehen die Auswertungen bestehender Initiativen und Projekte sowie die Einschätzungen von lokalen und regionalen AkteurInnen.

Partnerinstitutionen

Universitäten tauschen sich über ihre bisherigen Erfahrungen aus und bringen diese für das spezifische Interesse an urbanen Biosphärenreservaten in die Fragestellung ein.

Managements der Biosphärenreservate in den Beispielregionen mit dem Ziel Austausch zu fördern der zu weiteren Kooperationen führt

Studierende der Geographie beteiligen sich an den Erhebungen und werden dadurch zu MultiplikatorInnen des Modells Biosphärenreservat und den damit verbundenen Ansätzen von nachhaltiger Regionalentwicklung.

Projekteckdaten

Projektzeitraum: 01.09.2018 - 31.08.2020

Team:

Partner:

Fördergeber:

Projektdatenbank: Metadaten

Dokumente / Links:

Team

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v.l.n.r. Roman Ossner (Umwelt & Natur, DAV MUC), Jutta Kister (UIBK), Barbara Klingeis und Christoph Eder (Taschachhaus), Julia Mrazek (DAV Bundesverband), Thomas Gsell (Hütten & Wege, DAV MUC) (Bild Marc Stannartz)

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v.l.n.r. Jacob Heuser & David Segat (Bild David Segat)

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v.l.n.r. Jutta Kister, Jessica Balling, Jacob Heuser & David Segat (Bild David Segat)

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