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Quelle des Monats


„Sind seit gestern in Canton, sehr interessant, […] recht heiss, etwas wild und ungemütlich“. Eine Postkarte, die im Zuge einer weitläufigen Reise am 31. Oktober 1913 aus dem chinesischen Canton (heute Guangzhou) an Herma von Unterrichter (1883–1963) nach Kampan bei Brixen versandt wurde. Neben einer kolorierten Abbildung auf der Rückseite sind auf der Vorderseite gut erhaltene OT-Stempel (Orts- und Datumsstempel) sowie die damit entwerteten Briefmarken der „Chinese Imperial Post“ erkennbar. Die Postkarte ist Teil des rund 5.000 Stück zählenden und den zeitlichen Rahmen von circa 1890 bis 1925 umfassenden, digitalisierten Quellenbestandes des Nachlasses der in Südtirol sowie ehemals Böhmen verwurzelten Familie von Unterrichter/Heidler.
ARCHIV "Quelle des Monats"
JÄNNER

Aufgrund des extrem hohen Holzverbrauchs im Zuge des Montanwesens kam es verstärkt zu Streitigkeiten um Holzbezugsrechte. Aufgrund dieser Konflikte wurden ab dem 16. Jahrhundert vermehrt Skizzen und Pläne zu Grenzverläufen des Tiroler Herrschaftsraumes angefertigt. Ein Beispiel ist die abgebildete Vermessungskarte an der Durrach im Achenseegebiet von Paul Röpfl um 1610. Hierbei ging es um die Neufestlegung des tirolisch-bayerischen Grenzverlaufs aufgrund von „stridtig drifft holtz zwischen beder lendter“.
FEBRUAR

Befehl Ferdinands I. aus dem Jahr 1532, dass keinem Mitglied "der verdambten verfuerischen Sect" der Widertäufer Herberge gegeben werden darf.
MÄRZ

Das Bild stammt von Karl von Lutterotti (1793-1872), einem Tiroler Volkskundler, der sich vor allem mit dem südlichen Tirol (heutiges Trentino) beschäftigte. Auf dem Aquarell wird eine Frau mit schöner mehrreihiger Granatschmuckkette mit Kreuz dargestellt. Das Bild wurde vermutlich rund um 1850 erstellt.
APRIL

„Dickschliff einer Probe von der Ostseite des Roßruggs. Die orangefarbenen Granate befinden sich dabei in einer zum Großteil aus grünem Chlorit bestehenden Matrix. Die helleren Bereiche innerhalb des Chlorits deuten auf das Vorhandensein hellerer Minerale (z.B. Quarz oder Feldspat) hin. Generell zeigen die Granate des Roßruggs eine sehr gute Qualität zur Verwendung als Edelstein. Dennoch ist es nicht ausgeschlossen, dass Ausschussmaterial anfällt, wie auch in diesem Schliff an einigen Kristallen ersichtlich wird. Innerhalb der Granatkristalle treten dabei immer wieder dunkle (z.B. Ilmenit), farblose (z.B. Apatit) oder Chlorit-Nester auf. Einschlussreiche Granate mussten daher von den Arbeitern erkannt und aussortiert werden, um eine geeignete Qualität für die böhmischen Schleifer garantieren zu können."
MAI

Das Wappen der tirolisch-tridentinischen Adelsfamilie Spaur zeigt einen roten Löwen, der zum Zeichen des tirolischen Schenkenamtes, das die Familie innehatte, einen Doppelkopfbecher in Händen hält.

Der sogenannte Rotulus des Peter von Spaur ist eine rund drei Meter lange Streitschrift aus dem Jahr 1420, in der sich der Ritter gegen die Vorwürfe Herzog Friedrichs IV. von Österreich zur Wehr setzt. Seit 1418 tobte zwischen den beiden eine erbitterte Fehde, die mit Hilfe und unter Zutun ausländischer Fürsten und Söldner und militärisch eskalierter Gewalt ausgetragen wurde.
JUNI

Älteste Grenzdarstellung zwischen dem Hochstift Brixen und der Grafschaft Tirol bei der Stadt Klausen im Eisacktal um 1520.
JULI

Oberleutnant d. R. August Dehne, Offizierspilot, gefallen durch Absturz im Juli 1918
Leutnant d. R. Johann Ralli, Beobachteroffizier, gefallen in italienischer Kriegsgefangenschaft im Jänner 1918
Oberleutnant Rudolf Matt, Beobachteroffizier und Technischer Offizier
Oberleutnant d. R. Paul Elischak, Beobachteroffizier
Oberleutnant d. R. Richard Koderle, Beobachteroffizier und Feldpilot
Leutnant d. R. Paul Ernst, Beobachteroffizier und Feldpilot
Das Bild stammt aus dem privaten Fotoalbum des Feldkirchers Rudolf Matt (1891). Matt trat nach der Volkschule und der gymnasialen Unterstufe in die Innsbrucker Kadettenschule ein. Im Kriegsjahr 1915 wurde er zu den k.u.k. Luftfahrtruppen versetzt. Im Juli 1917 kam er zur Fliegerkompagnie (Flik) 15, die damals unter Kommandant Rittmeister Adalbert Barta an der Tiroler Front in Levico eingesetzt war. Sein Fotoalbum enthält zahlreiche Bilder aus dieser Zeit bei der Flik 15, darunter einen Besuch Kaiser Karls I. bei der Flik 15 am Flugfeld 15. Diese Fotografie zeigt Matt in Bruneck im Kreis von Fliegeroffizieren der Flik 15. Von den sechs abgebildeten jungen Männern fielen zwei binnen eines Jahres. Matt beendete den Krieg als Kommandant des Fliegerparks 3.
Im Sommer 2023 erscheint ein mehrbändiges Werk zu den Fliegern aus Tirol und Vorarlberg in den k.u.k. Luftfahrtruppen im Universitätsverlag Wagner.
AUGUST

Der Holzrechen an der Brandenberger Ache in Kramsach (Unterinntal), ca. 1930. Im Hintergrund gut erkennbar mit dem Zweibelturm ist der Ansitz Achenrain. Spätestens seit dem 15. Jahrhundert triftete man aus dem Brandenbergertal Holzstämme nach Kramsach. Hauptabnehmer des Holzes bzw. der Kohle waren die in der direkten Umgebung angesiedelten Hüttenwerke wie die große Schmelzhütte in Brixlegg (heute Montanwerke AG). Die Trift auf der Brandenberger Ache wurde erst 1966 eingestellt.