822406 SE Kuratorische Praktiken 


Dr. Hilde Strobl 

Institut für Architekturtheorie und Baugeschichte 
Lehrveranstaltungsnummer: 822406


Lernergebnis:
Das Seminar zielt auf die wissenschaftliche sowie kontext- und bauanalytische Auseinandersetzung mit themenspezifischen Bautypen und Einzelbauten. Normative und faktisch auswertbare Aspekte beeinflussen unser Architekturverständnis und die Bewertungsmodi ebenso wie ästhetische und rezeptive Kriterien. Gerade im Bauwesen treffen „harte Fakten“ auf subjektive Einschätzung von Architektur aufeinander. Damit ist „Baukultur“ nie frei von Diskurs. Fragestellungen zu entwickeln und zu bewerten lernen ist Ziel des Seminars. 

Das Archiv für Bau.Kunst.Geschichte der Universität Innsbruck umfasst zahlreiche Nachlässe. Im Rahmen des Seminars ist vorgesehen, Einblicke in die Aufarbeitung von Nachlässen zu einzelnen Themen zu gewinnen. Kuratorische Praxis bedeutet "Architektur kommunizieren" und auf eine Diskurseben bringen – über verschiedene Medien, vom Text bis zum Modell. Ziel des Kurses ist die Erarbeitung einer Ausstellung.

Inhalt:
PARSON AUTOCHTHON

Dass Architektur auf Gesellschaft und Menschen wirkt – davon war der Innsbrucker Architekt Horst Parson (1953-2015) überzeugt. Parson prägte die Architektur- und Kulturlandschaft der 70er- bis 1990er Jahre in Tirol, wo zeitgleich Architekten wie Othmar Barth, Josef Lackner oder Leopold Gerstel wirkten. Zehra Kurz und Kenneth Frampton prägten in den 1990er Jahren den Begriff der „Autochthonen Architektur“, zu der sie auch Parsons Werk zählten. Eine Zeit des Aufbruchs in Tirol – und Parson als ein wichtiger Akteur über sein Architekturschaffen hinaus: hielt zahlreiche Vorträge, verfasste theoretische Schriften, entwickelte Stadtplanungskonzepte und lehrte Gebäudelehre an der Universität Innsbruck (1979-1991). 

Hilde Strobl, Nachlass Horst Parson in Gärberbach, 2024.

Parsons Nachlass findet sich im Archiv für Bau.Kunst.Geschichte und umfasst Fotografien, Modelle, Pläne, Möbel und Schriftgut. Der Kurs fokussiert die Bauten ebenso wie die Schriften Parsons, die Tiroler Architektenszene, politische wie gesellschaftliche Kontexte sowie die internationalen Tendenzen der Zeit. Die Studierenden erhalten die Möglichkeit, im Archiv zu recherchieren, Zeitzeug*innen und Kollegen zu interviewen. Eine Auswahl der Bauten wird besichtigt werden. 

Ziel ist ein Zugang zum Schaffen Horst Parsons auf verschiedenen Ebenen und die anschließende Entwicklung von Konzepten zur Vermittlung in Form einer Ausstellung.

Methoden: 
Literatur- und Quellenrecherche: An Einzelbeispielen werden verschiedene Bauten untersucht. Dazu zählt die wissenschaftliche Erarbeitung des Baukontextes ebenso wie die architektonische Analyse. In Teilen stützt sich die Untersuchung u.a. auf originale Planmaterialeien etc. im Archiv für Bau.Kunst.Geschichte.

Unmittelbarer Austausch und direkte Begegnung: Exkursionen zu den Bauten sowie Gespräche mit ArchitektInnen dienen der Erweiterung der Perspektiven.
Diskussion und Stellungnahme: Diskurs und kritische Auseinandersetzung
Lernen in der Praxis: Am Ende des Kurses wird eine Ausstellung entstehen.

Prüfungsmodus: 
Anforderungen: Regelmäßige Teilnahme (80% der Lehrveranstaltung), verbindliche Übernahme eines Referats, Verfassen einer schriftlichen wissenschaftlichen Arbeit, Beteiligung an der Diskussion und pünktliches Erscheinen sowie kontinuierliche und aktive Mitarbeit. Vorbesprechungen von Referat und Hausarbeit sind obligatorisch.   

Literatur:
u.a.
Yoana Nacheva, Architekt Horst Parson (1935-2015). Ein Leben für Architektur, Innsbruck 2020
Arno Ritter (Hg.), Reprint. Ein Lesebuch zu Architektur und Tirol, Innsbruck 2005
aut: architektur und tirol (Hg.), Widerstand und Wandel. Über die 1970er Jahre in Tirol, Innsbruck 2020
Johann Gallis, Albert Kirchengast (Hg.), Brutalismus in Österreich 1960-1980, Wien 2022
Zehra Kuz, Walter M. Chramosta, Kenneth Frampton (Hg.) Autochthone Architektur in Tirol, Innsbruck 1992

Beginn: 
Dienstag 05.03.2024, alle 14 Tage ab 12:00-16:30 im Archiv für Bau.Kunst.Geschichte 

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