Über den Ausschluss tierlicher Erfahrung und Subjektivität in westlichen Kulturen und Wissenschaften

Gabriela Kompatscher 

Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung "Meeting of Knowledges" und gesellschaftspolitische Relevanz von Forschung und Kulturarbeit

Tiere können gesellschaftspolitisch als „Minderheit“ – zumindest in übertragenem Sinn – angesehen werden. Ihre Bedürfnisse und Interessen werden ignoriert, mehr noch, es werden ihnen diese sogar abgesprochen. Unser Vortrag soll nun darlegen, wie solche Minorisierungsprozesse vonstattengehen und wie sie im Rahmen der Human-Animal Studies aufgedeckt und vermieden werden können.
Tiere und ihr Verhältnis zu nicht-menschlichen Tieren, also Menschen (wir sind ja ebenfalls Tiere), wurden über die Jahrhunderte und Jahrtausende in unserer Kultur immer wieder philosophisch und naturwissenschaftlich untersucht. Mit den Human-Animal Studies etabliert sich nun seit einigen Jahren auch im deutschsprachigen Raum eine Disziplin, die eine neue Herangehensweise an das Mensch-Tier-Thema versucht: Die Tiere werden dabei nicht mehr als Objekte, Statisten und / oder Metaphern wahrgenommen, sondern als Individuen mit eigenen Emotionen, Interessen und einem intrinsischen Wert, die unsere Gesellschaft mitgestalten.

 

Am Schluss ihres Vortrags geht Gabriela Kompatscher kurz auf die aktuelle Corona-Krise ein und betont die Notwendigkeit einer Institutionalisierung der Human-Animal Studies und der Etablierung eines eigenen Studienzweigs: „Human-Animal Studies haben ja nicht nur das Wohl von Tieren im Sinn, sondern auch jenes von Menschen: Eine Verbreitung und Förderung der Human-Animal Studies könnte also zur Lösung von Problemen beitragen, die sich aus der Ausbeutung von Tieren ergeben.“

 

Gabriela Kompatscher Gufler ist außerordentliche Professorin für Lateinische Philologie an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. Ihre Forschung konzentriert sich auf lateinische Texte des Mittelalters, wobei der Themenkomplex „Mensch und Tier im Mittelalter“ einen besonderen Schwerpunkt bildet. Sie ist zusammen mit Frau Reingard Spannring Mitbegründerin des Innsbrucker Human-Animal-Studies-Teams und als solche im Bereich der Human-Animal Studies und speziell der Literary Animal Studies tätig. Ein großes Anliegen in diesem Bereich ist die Verbesserung der Lebensbedingungen nichtmenschlicher Tiere durch möglichst breiten Wissenstransfer.
 

Weiterführende Literatur:

Kompatscher, Gabriela / Spannring, Reingard / Schachinger, Karin (2017): Human-Animal Studies. Eine Einführung für Studierende und Lehrende. Mit Beiträgen von Reinhard Heuberger und Reinhard Margreiter. Münster / New York.
https://www.uibk.ac.at/projects/has/

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