Titelseite des Workshop-Programmhefts

Programmheft des Workshops

Work­shop: Lite­ra­tur, Erin­ne­rung und Über­set­zung

Welche Rolle spielen Übersetzungsdynamiken für die transkulturelle Übertragung, Zirkulation, Rezeption und Transformation von Erinnerungsnarrativen an traumatische Ereignisse und Gewaltkonflikte wie den Holocaust, den Algerischen Unabhängigkeitskrieg, die Pinochet-Diktatur, den Bosnienkrieg oder den Spanischen Bürgerkrieg?

Dies war die Leitfrage des wissenschaftlichen Workshops Thinking Together Memory and Translation: Current Perspectives in Literary Studies, der am 10. Oktober 2025 im Ágnes-Heller-Haus der Universität Innsbruck stattfand. Die Veranstaltung wurde von Claudia Jünke und Maja Klostermann im Rahmen des FWF-Projekts Remembering and Translating Violent Pasts organisiert. Expertinnen und Experten aus Innsbruck, Gent, Brüssel, Dublin, Oslo, Mannheim und München stellten ihre aktuellen Forschungen zum Thema vor und diskutierten sie mit dem Projektteam und weiteren interessierten Wissenschaftler:innen und Studierenden, die als Gäste teilnahmen.

In den Beiträgen und Diskussionen wurde die Komplexität und Vielschichtigkeit des Zusammenspiels von Literatur, Erinnerung und Übersetzung deutlich: Literarische Texte sind oft bereits 'übersetzend', da in ihnen schmerzhafte individuelle und kollektive Erinnerungen und Erfahrungen in Sprache übertragen werden; und oft ist die Poetik solcher Texte durch Übersetzungseffekte charakterisiert (etwa in Form von Mehrsprachigkeit oder Intertextualität). Werden die Texte dann in andere Sprachen übersetzt, so ermöglicht dies - wie die Vorträge gezeigt haben - eine Zirkulation und Transformation der Erinnerungsnarrative in anderen kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Kontexten und ihre Rezeption durch eine ganz neue Leser:innenschaft. In diesem Fall erweist sich der/die literarische Übersetzer:in als zentrale, noch wenig erforschte Vermittlungsinstanz von transkultureller Erinnerung.

Der überaus anregende und gewinnbringende Austausch zwischen den Teilnehmer:innen wird im Rahmen und auch jenseits des FWF-Projekts fortgeführt werden.

(Claudia Jünke) 

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