Porträtfoto von Thomas Müller

Wittgenstein-Professor Thomas Müller

Witt­gen­stein-Gast­pro­fes­sor an der Phy­sik

Auf Einladung des Forschungsschwerpunkts Physik ist der Konstanzer Philosoph Thomas Müller von April bis September an der Universität Innsbruck zu Gast. Die Wittgenstein-Gastprofessur ermöglicht ihm die Fortführung seiner langjährigen Zusammenarbeit mit dem Quantenphysiker Hans J. Briegel vom Institut für Theoretische Physik und bringt ihn wieder mit einigen philosophischen Weggenossen aus Innsbruck zusammen.

Thomas Müller von der Universität Konstanz ist ein international anerkannter Philosoph, der in den Bereichen Wissenschaftsphilosophie, Logik und Handlungstheorie arbeitet. Seine Forschung umfasst auch die Geschichte der analytischen Philosophie, einschließlich Frege und Wittgenstein. Mit Innsbruck steht er bereits länger in Verbindung: Schon 2003 hielt er hier einen philosophischen Vortrag, seit 2012 arbeitet er eng mit dem Theoretischen Physiker und Wittgenstein-Preisträger Hans J. Briegel zusammen.

Der intensive Austausch zwischen Thomas Müller und Hans J. Briegel profitiert von deren guter Kenntnis des jeweils anderen Faches. Briegel hat neben Physik auch Philosophie studiert und Philosoph Müller verfügt über einen Diplomabschluss in Physik. Was sie vor über zehn Jahren zusammengeführt hat, ist das gemeinsame Interesse an den Grundlagen des menschlichen Handelns. Um diese zu ergründen, entwerfen sie mit ihren Arbeitsgruppen verschiedene theoretische Modelle, die das Verständnis des Handelns verbessern sollen.

In Innsbruck arbeiten die beiden aktuell zum Beispiel an der Handlungsmodellierung in biologischen Systemen: „In einem Projekt untersuchen wir die Arbeitsteilung im Verteidigungsverhalten von Bienen“, erzählt Thomas Müller. „In einem weiteren Projekt erforschen wir am Beispiel des Honigbärs, wie dieser sich in seiner Umgebung orientiert und fragen uns, wie die mentale Landkarte dieser Tiere aussieht.“ Durch den Vergleich ihrer Modelle mit empirischen Daten aus der biologischen Forschung, hoffen sie auf ein besseres Verständnis davon, welche Mechanismen dem Handeln zugrundeliegen.

Ein anderes gemeinsames Projekt widmet sich dem Einfluss von Künstlicher Intelligenz auf die Wissenschaft. „Seit einigen Jahren gewinnt diese Technologie immer größeren Einfluss auf die Forschung, aber wir verstehen in vielen Fällen gar nicht, wie die KI zu ihren Ergebnissen kommt“, sagt Müller. Gemeinsam mit Briegel plädiert er für mehr Transparenz: „Wissenschaft will nicht nur Technologie entwickeln, sondern auch verstehen, wie sie funktioniert.“ Die beiden Wissenschaftler erforschen deshalb auch alternative, transparente KI-Modelle und untersuchen, was Quantenrechner zu ihrer Realisierung beitragen könnten. Müller nimmt deshalb während seines Gastaufenthalts auch am Forschungsseminar Quanteninformation von Hans J. Briegel teil.

Daneben tauscht sich der Wittgenstein-Gastprofessor auch mit anderen Kolleg:innen aus dem Forschungsschwerpunkt Physik sowie der Analytischen Philosophie an der Theologischen Fakultät aus. Im Sommer will er dann auch die Tiroler Bergwelt genießen, die einen schönen Kontrast zu seiner Heimat am Bodensee darstellt.

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