Gruppenfoto Beirat

Die Mitglieder des Beirats für Erinnerungskultur: Designer Stefan Amann, Historikerin Ingrid Böhler, Historiker Niko Hofinger, Landeskonservatorin Gabriele Neumann und Amtsvorstand Wolfgang Andexlinger

Wis­sen­schaft­li­che Exper­tise für Inns­bru­cker Erin­ne­rungs­kul­tur

Gedenktafeln, Umbenennungen von Straßen oder spezifische Gedenkprojekte – die Aufarbeitung der Geschichte der Stadt Innsbruck zeugt von Verantwortungsbewusstsein, erzeugt Aufmerksamkeit in der Bevölkerung und bringt immer wieder neue Erkenntnisse. Der neu geschaffene Beirat für Erinnerungskultur unterstützt und berät die Stadt in geschichtlichen Fragestellungen und bei der Umsetzung von Projekten.

Der Beirat für Erinnerungskultur der Stadt Innsbruck fand am Montag, 7. Juli 2025, zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. In dem neuen Gremium werden künftig Themen der Gedenkkultur in Innsbruck behandelt, etwa neue Gedenktafeln, Umbenennungen von Straßen oder spezifische Gedenkprojekte wie die Innsbrucker „Zeitpunkte“. Vizebürgermeister Georg Willi, Amtsvorständin Isabelle Brandauer und Stadtarchivar Lukas Morscher begrüßen die Mitglieder des neuen Beirats für Erinnerungskultur und freuen sich auf die Zusammenarbeit mit den Expert:innen.

Ingrid Böhler, Leiterin des Instituts für Zeitgeschichte an der Universität Innsbruck, bringt sich als Wissenschaftlerin in den Beirat mit ein. Ebenfalls Teil des Gremiums sind die Historiker:innen Niko Hofinger (Stadtarchiv Innsbruck) und Gabriele Neumann (Landeskonservatorin für Tirol) sowie der Designer Stefan Amann („Zeitpunkte“) und Amtsvorstand Wolfgang Andexlinger (Stadtplanung, Mobilität und Integration). 

„Gedenkarbeit braucht fachkundige und objektive Entscheidungen. Diese wird ab sofort der neue Beirat für Erinnerungskultur treffen. Die darin vertretenen Expertinnen und Experten aus relevanten Bereichen beschäftigen sich schon seit Jahren mit diesen Themen. Neue Gedenktafeln, ‚Zeitpunkte‘ und Straßennamen werden vom Beirat geprüft, behandelt und empfohlen – damit die wichtige Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit auch in Zukunft sichtbar bleibt“, betont Vizebürgermeister Georg Willi. 

Der Fokus des Beirats liegt auf drei Punkten: Die Begutachtung von Einreichungen für neue „Zeitpunkte“, Überprüfung von belasteten Straßennamen, wofür der Beirat einen Katalog mit Kriterien und Empfehlungen zu Umbenennungen formuliert, sowie neue Gedenktafeln, Denkmäler und Freiplastiken. Wesentliche Kriterien bei der Begutachtung letzterer sind dabei historische oder (erinnerungs-)politische Beweggründe sowie die künstlerische Umsetzung der geplanten Denkmalerrichtung oder Adaptierung. 

Zeitpunkte

Seit 2024 errichtet die Stadt Innsbruck „Zeitpunkte“ im gesamten Stadtgebiet. Dabei handelt es sich um handgeformte Bronzescheiben, die in unmittelbarer Nähe des letzten frei gewählten Wohnorts der Opfer der NS-Diktatur montiert werden. Auf jeweils einer der kreisrunden Plaketten – dem „Zeitpunkt“ – steht der Name des einzelnen Menschen. Die Beschriftung ist graviert und versiegelt. Begleitet wird das Gedenkzeichen von einem QR-Code, der auf die Website www.zeitpunkte.at verweist, wo weitere umfangreiche Informationen zu den jeweiligen Biografien und Standorten mehrsprachig abgerufen werden können.

Neue „Zeitpunkte“ werden ausschließlich auf Antrag aus der Zivilgesellschaft errichtet. Der Antrag an das städtische Kulturamt muss biografische Angaben zum Opfer sowie eine aussagekräftige Begründung für die Errichtung beinhalten. Die „Zeitpunkte“ sind dem Gedenken an Menschen gewidmet, die aufgrund von Religion, Ethnie, sexueller Orientierung, politischer Anschauung verfolgt wurden sowie den Opfern der NS-Militärjustiz, Wehrdienstverweigerern oder Deserteuren und Menschen, die als „erbbiologisch belastet“ angesehen wurden oder einer anderen, von der NS-Ideologie ausgegrenzten gesellschaftlichen Gruppe angehörten.

Der Beirat für Erinnerungskultur prüft nach Antragstellung, ob die Kriterien für einen neuen „Zeitpunkt“ erfüllt werden. Sollte eine besondere Verbindung mit Innsbruck vorliegen, kann der Beirat auch einstimmig entscheiden, einen „Zeitpunkt“ zu vergeben, wenn der Mensch, an den erinnert werden soll, nicht unter die beschriebenen Gruppen fällt. Zudem stellt der Beirat die Qualität der begleitenden Texte sicher und entscheidet über die Letztfassung der auf www.zeitpunkte.at abrufbaren Biografien.

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