Drei Personen mit Blumensträußen und Urkunden blicken in die Kamera, dahinter eine Leinwand.

Der VGDH-Vorsitzende Boris Braun überreichte die Auszeichnung an Sabrina Bacher und David Segat.

VDGH-Preis für inno­va­tive Hoch­schul­lehre

Der VGDH-Preis für innovative Hochschullehre 2025 ging an Sabrina Bacher vom Institut für LehrerInnenbildung und David Segat vom Institut für Geographie für ihre Lehrveranstaltung „Bildung für Nachhaltige Entwicklung im Geiste der Humboldt-Brüder. Eine (selbst-)reflektierende Expedition in den Alpenraum”. Die Preisverleihung fand am 27. September 2025 in Augsburg statt.

Zur Dokumentation des Stellenwerts exzellenter Hochschullehre lobt der Verband für Geographie an deutschsprachigen Hochschulen und Forschungseinrichtungen (VGDH) seit 2015 im Zweijahrestakt einen Preis für herausragende Leistungen in der Lehre aus. Der Preis für innovative, zukunftsweisende Lehrkonzepte ist mit 1.500 Euro dotiert. Die sechsköpfige Jury für die Vergabe des Lehrpreises besteht aus Vertreter:innen des VGDH-Vorstandes sowie Hochschullehrenden und einem von GeoDACH e.V. benannten studentischen Mitglied. 2025 wurden, wie die Jury betont, einstimmig, Sabrina Bacher vom Institut für LehrerInnenbildung und David Segat vom Institut für Geographie für ihre Lehrveranstaltung „Bildung für Nachhaltige Entwicklung im Geiste der Humboldt-Brüder. Eine (selbst-)reflektierende Expedition in den Alpenraum” ausgezeichnet. In der Laudatio betonte der 1. Vorsitzende der VGDH, Prof. Boris Braun:

“Die beiden Preisträger:innen haben mit dieser Lehrveranstaltung im Exkursionsformat ein einzigartiges Lernsetting entwickelt, in dessen Rahmen sich die Studierenden mit dem Verhältnis zwischen Natur, Naturraum und Gesellschaft auseinandersetzen konnten. Dies erfolgt nicht nur theoretisch abstrakt, sondern vor Ort und individuell sowie gemeinschaftlich erlebbar. Der Vorschlag überzeugte insbesondere durch die hochschuldidaktische Vielfalt der eingesetzten kooperativen Lernformen. Zentrale Nachhaltigkeitsthemen wurden damit nicht nur kognitiv, sondern auch emotional angesprochen. Unter Rückgriff auf zentrale Konzepte der Brüder Alexander und Wilhelm von Humboldt wurden Aspekte der Ganzheitlichkeit, Persönlichkeitsentfaltung, Partizipation und der Förderung von kritischem Denken in der Lehrveranstaltung adressiert.”

Nach dem Ars Docendi Staatspreis, wo das Projekt in der Kategorie Kooperative Lern- und Arbeitsformen mit dem Hauptpreis ausgezeichnet wurde, ist dies bereits die zweite hochrangige Auszeichnung. 

Im Rahmen der Initiative „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ des Rektorats gemeinsam mit dem Europäischen Universitätsnetzwerk AURORA und UniNEtZ – Universitäten und Nachhaltige Entwicklungsziele konzipierten Sabrina Bacher vom Institut für LehrerInnenbildung und Schulforschung und David Segat vom Institut für Geographie eine interdisziplinäre Lehrveranstaltung. Die mehrtägige Exkursion ins Ötztal verbindet geographische und bildungswissenschaftliche Perspektiven, um nachhaltige Entwicklung erlebbar zu machen, und wurde erstmals im Wintersemester 2024/2025 durchgeführt.

Das Ziel der Lehrveranstaltung ist die Förderung eines ganzheitlichen, interdisziplinären Naturverständnisses im Sinne Alexander von Humboldts. Dadurch sollen die Studierenden für Fragen der Nachhaltigkeit sensibilisiert sowie in ihrem kritischen Denken und ihrer Reflexionsfähigkeit im Hinblick auf Mensch-Umwelt-Verhältnisse gestärkt werden. Die Exkursion ermöglicht es, theoretische Konzepte in realen Kontexten zu erfahren und interdisziplinäre Perspektiven zu verknüpfen.

David Segat betont: „Die ökologische Krise ist zugleich eine soziale und kulturelle Krise; oder, zugespitzt formuliert: Jede ‚Naturkrise’ ist zugleich immer auch eine ‚Kulturkrise‘. Umwelt kann daher nicht als ein der Gesellschaft äußerliches Gegenüber gedacht werden, sondern ist gesellschaftlich mitgeprägt.”

Demnach wird die Beziehung zwischen Mensch und Natur nicht dualistisch verstanden, sondern als integrativer, wechselseitiger Prozess, der ökologische wie soziale Dimensionen gleichermaßen umfasst. Die Förderung von Nachhaltigkeit als interdisziplinäres Unterfangen rückt das Verhältnis von Mensch und Umwelt in den Fokus und fordert kritische (Selbst-)Reflexion.

Für die Lehrveranstaltung wurde eigens ein didaktischer Drei-Säulen-Ansatz konzipiert, der sich aus folgenden Komponenten zusammensetzt:

  1. Wilhelm von Humboldts Bildungsideal und Ideen zur tertiären Bildung sowie dessen didaktische Weiterentwicklung durch Wolfgang Klafki
  2. Erkenntnisse aus der Natur-, Erfahrungs- und Erlebnispädagogik
  3. Dimensionen des hochschuldidaktischen Kompetenzrahmens LOUIS (Learning Outcomes in University for Impact on Society).

Sabrina Bacher hebt den lerntheoretischen Zugang der Lehrveranstaltung hervor: „Ein phänomenologisch geprägter Lernbegriff bildet die Grundlage für die Lehrveranstaltung, wonach Lernen als ganzheitlicher Erfahrungs- und Sinnbildungsprozess verstanden wird, bei dem Wahrnehmung, Leiblichkeit und subjektives Erleben im Zentrum stehen.”

Durch erfahrungsbasiertes Lernen sowie innovative Methoden (z.B. Nature-Walk-and-Talks, Gehmeditationen, Rollenspiele) werden Studierende dazu angeregt, ihre Verantwortung für nachhaltige Entwicklung zu reflektieren und sich als Multiplikator:innen nachhaltiger Praktiken zu verstehen. Die Ergebnisse werden anschließend der Öffentlichkeit im Rahmen der Nachhaltigkeitswoche der Universität Innsbruck in Form von interaktiven Kreativpräsentationen vorgestellt. Nähere Details zur Lehrveranstaltung sind im Atlas der guten Lehre zu finden.

Im beginnenden Wintersemester 2025/2026 wird die Lehrveranstaltung erneut stattfinden.

    Nach oben scrollen