An dem vom Bundesdenkmalamt (BDA) mittlerweile bereits zum 30. Mal organisierten Tag des Denkmals öffneten in ganz Österreich hunderte Denkmale ihre Türen. Bei freiem Eintritt konnten sowohl historische, archäologische als auch kunsthistorisch bedeutsame Stätten, die vielfach sonst nicht leicht zugänglich sind, im Rahmen von speziellen Programmen und exklusiven Führungen besichtigt werden. Ziel war es Geschichte neu zu erzählen und das Kulturerbe Österreichs unter neuen Blickwinkeln zu entdecken, zu begreifen und hautnah zu erleben.
Der Tag des Denkmals steht jedes Jahr unter einem österreichweiten Motto, das neue Perspektiven auf das kulturelle Erbe eröffnen soll. 2025 lautete es: „DENKMAL bewahren – DIGITAL erfahren“. Dabei sollte gezeigt werden, wie digitale Methoden, wie 3D-Scans, digitale Modellierungen, virtuelle Rundgänge, Augmented Reality usw. Denkmalschutz und Denkmalpflege unterstützen und Denkmale zugänglich machen, besonders dort, wo direkte Besichtigungen schwierig sind.
Auch das Institut für Archäologien beteiligte sich auf Einladung des Bundesdenkmalamtes am heurigen Tag des Denkmals und die Leiter der jeweiligen archäologischen Ausgrabungen präsentierten in exklusiven Führungen ihre Forschungsergebnisse.
Römerstadt Aguntum und Bischofskirche in Lavant Aguntum
In der einzigen Römerstadt in Tirol wird, seit den frühen 1990er Jahren durch das Institut für Archäologien geforscht. Der Grabungsleiter Mag. Dr. Martin Auer legte bei seiner Führung durch den Archäologischen Park einen Schwerpunkt auf die Präsentation des neu eröffneten Händlerforums. Seit 2009 war in dem im ersten Jahrhundert nach Christus entstandenen Baukomplexes, der aus einer Vielzahl von kleinen um einen 930 m2 großen, rechteckigen Platz angeordneten Räumen bestand, gegraben worden. Fast 1.800 Fragmenten von dort gefundenen aus den Hohen Tauern stammenden Bergkristallen dürften im Händlerforum von Kristallhändlern aufbereitet und dann nach Italien weiterverhandelt worden sein. Im September konnte das Händlerforum fertig konserviert, restauriert und rekonstruiert als „begehbaren Ruine“ Besucherinnen und Besuchern zugänglich gemacht werden.
Auch im Bereich der sogenannten Bischofskirche in Lavant, wo das Institut seit 2017 arbeitet, konnten beim Tag des Denkmals die Ergebnisse der aktuellen Grabungen, insbesondere das neu entdeckte Gräberfeld im Westen der Kirche vorgestellt werden.
Eisenzeitliche Siedlung auf der „Hohen Birga" in Birgitz
Vor über 2.000 Jahren lebten in Tirol die Räter. Einer ihrer Siedlungsplätze war die „Hohe Birga“, ein bewaldeter Hügel nördlich von Birgitz bei Innsbruck. Seit vielen Jahren finden dort archäologische Ausgrabungen statt, bei denen eine auf künstlichen Terrassen errichtete Siedlung aus der jüngeren Eisenzeit mit zahlreichen, zum Teil direkt in den Hang eingetieften Gebäuden freigelegt wurde. Durch den Ausgrabungsleiter assoz. Prof. Mag. Dr.Florian M. Müller wurden die aktuellen Ergebnisse der Grabungen vorgestellt und Methoden der Auswertung gezeigt, die Einblicke in die Lebenswelt einer eisenzeitlichen Siedlung vor über 2.000 Jahren ermöglichen.

Führung durch die eisenzeitliche Siedlung auf der „Hohen Birga“ in Birgitz. Foto: Victoria Müller-Krassnitzer
Besucher:innen werden durch die eisenzeitliche Siedlung auf der „Hohen Birga“ in Birgitz geführt.
Da sich auch auf der „Hohen Birga“ ein Archäologisches Freigelände befindet, wurden verschiedene Arten der Konservierung, Rekonstruktion und Visualisierung archäologischer Überreste angesprochen, mit deren Hilfe diese in Zukunft dauerhaft interessierten Besucherinnen und Besuchern präsentiert werden können. Im Mittelpunkt stand dabei der gemeinsam vom Verein Archäotop Hohe Birga und dem Institut für Archäologien der Universität Innsbruck erstellte kostenlose Audioguide für Smartphones „Hohe Birga - Eine archäologische Reise in die Eisenzeit".
Einem Rundweg mit zahlreichen bebilderten Informationstafeln folgend, kann man sich an 13 Stationen über die Geschichte und Erforschung des Platzes sowie über die Befunde und Funde informieren. Im Anschluss an die Führung bot sich im Rätermuseum in Birgitz die Möglichkeit auch noch die zahlreichen Funde von der „Hohen Birga“ zu bewundern.
Entstehungsgeschichte des Tag des Denkmals
Seinen Ursprung hat der Tag des Denkmals in Frankreich, wo er 1984 zum ersten Mal veranstaltet wurde. Der Erfolg der Aktion und die Beteiligung anderer europäischer Länder veranlasste den Europarat 1991 zur Bekanntmachung der European Heritage Days (EHD). Im Jahr 1995 nahm Österreich erstmalig an diesen teil, damals noch mit neun Programmpunkten in Oberösterreich. Bereits drei Jahre später waren Denkmale aus allen Bundesländern vertreten und 1998 erfolgte die erste Adaption des europaweiten Generalthemas unter dem Motto „Kirchliche Denkmalpflege in Österreich“ und man konnte bereits über 20.000 BesucherInnen verzeichnen. Seit 2015 wird der Tag des Denkmals österreichweit einheitlich koordiniert und beworben und auch das Institut für Archäologien nimmt regelmäßig mit seinen aktuellen Ausgrabungsstätten daran teil.
(Florian M. Müller / Martin Auer)

