Die Gebirgslandschaft verändert sich – und mit ihr auch die Risiken, denen Bergsportler:innen ausgesetzt sind. Unter anderem durch den Klimawandel verursacht, werden Steinschlag, Muren, Lawinen oder instabile Hänge zunehmend zu einer Gefahr. Zugleich sind immer mehr Menschen in den alpinen Räumen unterwegs und können auf nur wenig strukturiert erfasste und dokumentierte Informationen über Naturgefahrenereignisse zugreifen. „Mit einer Citizen Science Herangehensweise möchten wir das Wissen einer qualifizierten Nutzer:innengruppe nutzen, um hier Abhilfe zu schaffen“, so Martin Rutzinger vom Institut für Geographie.
Die auf der Alpinmesse in Innsbruck offiziell vorgestellte Web-App AlpsWatch macht diese Risiken sichtbar: Sie ermöglicht es fachkundigen Personen – etwa Bergsportführer:innen, Flugretter:innen, Tourenführer:innen der Alpinvereine oder Geowissenschafter:innen – Gefahrenstellen direkt zu melden und so die Datenlage zu aktuellen Naturgefahren im alpinen Raum gezielt zu verbessern. Besonders praktisch: Vor Ort können Koordinaten, ein Foto und eine kurze Beschreibung unmittelbar erfasst und Informationen so schnell kommuniziert werden.
Erfahrene Bergprofis als Datenquelle
Mit der Alpin-Expertise des Tiroler Bergsportführerverbandes, des Instituts für Geographie der Universität Innsbruck und des Österreichischen Kuratorium für Alpine Sicherheit ist es gelungen, ein Tool zu entwickeln, das Gefahrenstellen systematisch dokumentiert und einem breiten Nutzerkreis zugänglich macht. Von den Daten profitieren auch Gemeinden, Destinationsmanager oder Wegehalter. „Durch die Informationen von AlpsWatch können Verantwortliche gezielt reagieren, etwa durch temporäre Wegsperren. Aufgrund ihrer soliden Ausbildung und Erfahrung erfassen Bergsportführer:innen Gefahrenstellen äußerst verlässlich. Wir haben die Web-App bereits seit mehreren Monaten im Test-Einsatz und freuen uns, dieses Wissen nun mit der Öffentlichkeit zu teilen“, erklärt Projektleiter und GF Tiroler Bergsportführerverband Michael Rosendorfer. Die Erfahrungen aus der Testphase mit rund 500 Nutzer:innen zeigen: Die Einträge erfolgen äußerst sorgfältig, die dokumentierten Ereignisse sind relevant und präzise lokalisiert.
Digitalisierung als Beitrag zur alpinen Sicherheit
Die wachsende Bedrohung durch alpine Naturgefahren ist auch der Grund, warum das Land Tirol die Entwicklung von AlpsWatch im Rahmen der Initiative „Leuchtturmprojekt Digitalisierung“ mit 200.000 Euro fördert, wie Landesrat Mario Gerber betont: „AlpsWatch zeigt eindrucksvoll, wie Wissen und moderne Technologie ineinandergreifen. Wenn erfahrene Alpinist:innen ihr Wissen digital teilen, profitieren Gäste, Einheimische, Bergsportler:innen, Destinationen und Gemeinden gleichermaßen. Genau solche Projekte stärken Tirol als Tourismus- und Innovationsstandort im alpinen Raum.“
Darüber hinaus ist eine Weiterentwicklung geplant, wie Rosendorfer ausführt: „Natürlich liegt uns daran, AlpsWatch auch nach dem Ende der Förderperiode weiter zu betreiben und die Funktionalitäten der App für unsere User zu verbessern. Ein wichtiges Learning aus der Test-Periode war auch, dass wir die gesammelten Beobachtungen auch in anderen Tools in Wert setzen sollten – daran arbeiten wir bereits über mögliche Kooperation. Außerdem planen wir, als nächstes die Nutzerbasis gezielt auszuweiten und so z.B. vermehrt Vereins-Tourenführer:innen zur Beobachtung zu motivieren. Weiters wollen wir den Wirkungsbereich von AlpsWatch auf den gesamten Alpen-Bogen in Österreich und auch darüber hinaus erweitern. Das Ziel bleibt allerdings weiter im Fokus: Eine bessere Informationslage für Touren am Berg, aber auch für Entscheidungsträger:innen zu schaffen, um Muster erkennen und präventiv tätig werden zu können.“

