Die Bedeutung von Praktika in der Lehrer*innenbildung: Einblicke in Theorie und Praxis
Worauf muss man achten, wenn man Praktika in Ausbildung und Studium integrieren möchte? Dieser Frage ging Markus Ammann, Studiendekan der Fakultät für LehrerInnenbildung, in seinem Vortrag „Den Lernraum Praktikum erkunden: Gedanken zur universitären Begleitung von Praktika“ nach. Er betonte die zentrale Rolle von Praxisphasen in der Lehrerinnenbildung, die seit dem 18. Jahrhundert ein fester Bestandteil in der Ausbildung sind. Dabei wurde deutlich, dass schulpraktische Erfahrungen zwar nachweislich zur beruflichen Kompetenzentwicklung beitragen, jedoch nicht automatisch mit einem Mehr an Kompetenz gleichzusetzen sind. Entscheidend sei die Qualität der Begleitung durch die Hochschule, die Reflexion der Erfahrungen und die enge Verzahnung von Theorie und Praxis. Der Vortrag hob hervor, wie wichtig es ist, Praktika strukturiert zu gestalten, um eine Balance zwischen Anleitung und Autonomie zu schaffen. Zudem wurde auf die Herausforderungen bei der Organisation von Praktika eingegangen, insbesondere im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit Schulen, die Einbindung von Praxislehrpersonen und die Berücksichtigung gesetzlicher Vorgaben.
Mediationsforschung und Auswirkungen auf die Praxis
Peter Münte, vom Institut für Psychosoziale Intervention und Kommunikationsforschung, schilderte in seinem Kurzvortrag einerseits die Schwierigkeiten bei Erhebung von Forschungsdaten im Bereich der Mediation und Mediationsforschung andererseits aber auch, welche Wirkungen Forschungsergebnisse haben können. Zwar erwarten die Fachverbände Forschungsergebnisse, doch eine Mitarbeit, indem Daten in Form von Gesprächsaufzeichnungen und Protokollen zur Verfügung gestellt werden, kommt sehr selten vor. Am Beispiel von analysierten Mediationsgesprächen zeigte Münte auf, dass bei den Gesprächen oft davon abgewichen wird, was vermeintlich in der Mediationsausbildung gelernt wird. Hier wirkt sich die Forschung wieder in die Praxis, da auf Grund der Forschungsergebnisse Ausbildende Anleitungen an die Mediator:innen verändern.
Einblicke in die Vielfalt der Bildungswissenschaften
Die Podiumsdiskussion bot den Teilnehmenden die Möglichkeit, die beeindruckenden Karrieren von drei Absolvent*innen der Fakultät für Bildungswissenschaften kennenzulernen. Clemens Rosner, Büroleiter des Tiroler Landesrats für Umwelt und Mobilität, Barbara Haid, Psychotherapeutin und Präsidentin des Österreichischen Bundesverbands für Psychotherapie, sowie Marlene Geiger, Lehrgangsleiterin und Pflegekoordinatorin an der Schule für Sozialbetreuungsberufe, teilten ihre Erfahrungen und gaben spannende Einblicke in ihre beruflichen Tätigkeiten.
Von der Theorie zur Praxis: Wie das Studium den Weg ebnete
Die Alumni betonten, wie sehr das Studium der Erziehungswissenschaften ihre berufliche Laufbahn geprägt hat. Clemens Rosner hob hervor, wie wichtig die im Studium erlernten Fähigkeiten im Umgang mit Menschen in seiner täglichen Arbeit in der Politik sind. „In der Erziehungswissenschaft bekommt man einen Werkzeugkoffer mit, um sich in andere hineinzuversetzen und deren Perspektiven zu verstehen“, erklärte er. Auch Barbara Haid betonte, dass die Erziehungswissenschaften die Grundlage für ihre Arbeit als Psychotherapeutin und in der gesundheitspolitischen Arbeit bilden. Dies würde etwa bestimmte Fähigkeiten und Techniken in Bezug auf Forschungsmethoden betreffen. Darüber hinaus habe „das Studium mir den Blick für das große Ganze und die Fähigkeit, über den Tellerrand hinauszublicken, vermittelt“, so Haid. Marlene Geiger, die nach einer langen Karriere in der Gesundheits- und Krankenpflege das Studium im zweiten Bildungsweg absolvierte, berichtete, wie sehr sie von den systemischen Ansätzen und der Reflexion, die sie im Studium erlernte, in ihrer Arbeit profitiert hat.
Herausforderungen und Chancen: Die Verbindung von Wissenschaft und Praxis
Ein zentrales Thema der Diskussion war die oft schwierige Verbindung zwischen Wissenschaft und Praxis. Barbara Haid betonte, wie wichtig es sei, bereits während des Studiums ein Bewusstsein für die Bedeutung von Forschung zu schaffen, um später in der Praxis leichter Zugang zu relevanten Daten zu erhalten. Clemens Rosner und Marlene Geiger hoben hervor, wie wertvoll es sei, während des Studiums praktische Erfahrungen zu sammeln, um die theoretischen Inhalte besser in die Praxis übertragen zu können.
Erinnerungen an prägende Studienerfahrungen
Die Alumni erinnerten sich auch an besondere Momente aus ihrer Studienzeit. Ob es nun die inspirierenden Seminare in Medienpädagogik und Psychotherapie, Exkursionen auf den Spuren von Sigmund Freud oder intensive Gruppenarbeiten waren, alle betonten, wie sehr diese Erfahrungen sie geprägt haben. „Das Studium war eine Zeit des freien Denkens und der intensiven Auseinandersetzung mit neuen Perspektiven“, fasste Barbara Haid zusammen.
Ratschläge für die nächste Generation
Zum Abschluss der Diskussion gaben die Alumni den aktuellen Studierenden wertvolle Tipps mit auf den Weg. Sie ermutigten dazu, die Studienzeit zu genießen, sich Zeit für die Vertiefung von Inhalten zu nehmen und die Möglichkeit zu nutzen, in Diskussionen mit Lehrenden und Kommiliton*innen eigene Meinungen zu entwickeln. „Traut euch, selbst zu denken und eure Meinung zu äußern“, appellierte Marlene Geiger und gab folgende besondere Empfehlung: „Lest die Texte, die euch die Dozierenden zum Lesen vorschlagen.“ Auch die Bedeutung von Praktika und beruflicher Erfahrung wurde hervorgehoben, um die Brücke zwischen Theorie und Praxis zu schlagen.

Barbara Haid, Marlene Geiger und Clemens Rosner im Gespräch mit Studiendekan Ulrich Leitner über ihre Erfahrungen im und nach dem Studium an der Fakultät für Bildungswissenschaften.
Blick von schräg oben auf die Teilnehmenden der Podiumsdiskussion
Ausklang bei Praktikumsmesse
Der 2. Biwi Alumni Homecoming Day klang bei einer Praktikumsmesse für Studierende aus. Zahlreiche Organisationen aus Tirol (Arbas, Caritas, Cubic,Frauen aus allen Ländern, GiL – Netzwerk Gesund ins Leben, Heilpädagogische Familien, ISD, Kinder- und Jugendhilfe, MOHI, Nestwärme, Plan be, Pro Mente, Rainbows, Sindbad, Tiroler Kinder und Jugend GmbH, VertretungsNetz, zesa) waren mit einem Stand vertreten und stellten ihre Organisation sowie die Praktikumsmöglichkeiten dort vor. Bei Musik von Nina Duschek und einem Buffet klang der Abend aus und bot noch zahlreiche Möglichkeiten des Austauschs zwischen Alumnis und Studierenden. Die inspirierenden Geschichten der Alumni und der Austausch zwischen den Generationen machten deutlich, wie wertvoll die Verbindung von Wissenschaft und Praxis ist und wie wichtig es ist, diese Brücke weiter zu stärken.
(Tauber)

