Personen betrachten eine Ausstellung

Vor zahlreichen interessierten Museumsbesucher:innen konnten die Studierenden kreativ ihre Ergebnisse präsentieren.

Im Dia­log mit der Anti­ke: Reliefs zum Spre­chen brin­gen

Im vergangenen Wintersemester wurde durch Studierende in der Lehrveranstaltung „Monumentale Erzählungen: Reliefs in der Antike“ der Aussagegehalt antiker Reliefs fachgerecht ausgearbeitet. Die Ergebnisse wurden im April im Rahmen von Führungen einem interessierten außeruniversitären Publikum im Archäologischen Universitätsmuseum präsentiert.

Eine solche Lehrveranstaltung, bei der antike Statuen im Fokus standen, konnte schon im Wintersemester 2023/24 zum ersten Mal abgehalten und anschließend auch zum Lehreplus!-Preis 2024 eingereicht werden. Von 42 Einreichungen wurden zehn von der Jury auf die Shortlist gesetzt und in einer Preisverleihung gewürdigt, darunter auch das Praktikum „Bilder - Medien - Kommunikation: Antike Skulpturen verstehen lernen“.

Somit war klar, dass dieses Format eine Fortsetzung finden wird. In dem im Wintersemester 2024/25 abgehaltenen Seminar „Monumentale Erzählungen: Reliefs in der Antike“ von Univ.-Prof. Dr. Erich Kistler sollten die Studierenden daher wieder unter Berücksichtigung methodischer Aspekte und aktueller Forschungstendenzen lernen sich mit antiker Plastik auseinanderzusetzen d.h. das Erkenntnispotential dieser bedeutsamen archäologischen Objektgattung zu erkennen und das erarbeitete Fachwissen zu den Objekten zu kontextualisieren, zu interpretieren und weiterzugeben.

Dies erfolgte aber nicht nur in Form eines fachwissenschaftlichen Referates. Die Studierenden vermittelten ihre Ergebnisse außerdem verständlich aufbereitet im Rahmen von Objektführung an ein interessiertes Laienpublikum im Archäologischen Universitätsmuseum Innsbruck.

Lehr- und Studiensammlung

Bei einer gemeinsamen Begehung im Archäologischen Universitätsmuseum Innsbruck wurden zunächst mögliche geeignete Reliefs ausgewählt. Das bereits 1869 als Studiensammlung gegründete Museum wird auch heute noch in der archäologischen Lehre genutzt. Neben der fachwissenschaftlichen Ausbildung am Objekt, bietet die Auseinandersetzung mit Exponaten, Tätigkeiten und Arbeitsabläufen im Museum einen Einblick in den Bereich der praktischen Museologie. Ein Universitätsmuseum kann somit als konkretes „Übungsfeld“ zum Erlangen berufsrelevanter Kompetenzen angesehen werden und mögliche berufliche Perspektiven für Absolvent:innen aufzeigen.

In eigenständiger Recherche beschäftigten sich die Studierenden mit ihrem jeweils ausgewählten Relief und erstellten zunächst einen fachdisziplinären Vortrag, der anschließend in einen Aufsatz umgewandelt werden musste. Dieser Aufsatz bildete die Basis für die öffentliche Führung. Gerade bei letzterem Punkt war es wichtig zu erkennen, welche inhaltlichen Aspekte zwar für die jeweilige Fachcommunity von großer Bedeutung sind, hingegen für die breite Öffentlichkeit eher von untergeordneter Relevanz. Dementsprechend mussten „spannende“ Aspekte ausgewählt und eine museale Führung mitsamt Inhalt, Aufbau, Dramaturgie, Satzbau und Wortwahl dahingehend angepasst werden.

Neben der Fähigkeit der archäologisch-fachwissenschaftlichen Auseinandersetzung mit materiellen Quellen erlangten die Studierenden so die Kompetenz, wissenschaftliche Erkenntnisse außeruniversitären Personen zu präsentieren „Auch außerhalb der archäologischen und musealen Berufswelt ist die Fertigkeit, komplizierte Sachverhalte in freier Rede für Zielgruppen unterschiedlicher Altersstufen und Vorkenntnisse klar und interessant zu vermitteln, gefragt“, sieht assoz.-Prof. Mag. Dr. Florian M. Müller, der Leiter des Instituts für Archäologien und des Archäologischen Universitätsmuseums, ein weiteres Ziel der Lehrveranstaltung.

Öffentliche Museumsführungen 

Die Führungen selbst fanden in Kooperation mit der Archäologischen Gesellschaft Innsbruck statt. Diese war 1979 gegründet worden, um die archäologische Forschung gemeinsam mit dem Institut für Archäologien der Universität Innsbruck einer breiten, interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu mache. Durch regelmäßige Veranstaltungen wie Vorträge, Führungen und Exkursionen soll das Interesse an Archäologie geweckt wecken. Seit einigen Jahren möchte die Gesellschaft aber auch höhersemestrigen Studierenden und hervorragenden Absolvent:innen die Möglichkeit bieten, ihre Ergebnisse im Rahmen von Vorträgen vorzustellen. So war dies der ideale Rahmen, um die Ergebnisse des Seminars an zwei Abenden in der eigenes konzipierten Veranstaltungsreihe „Im Dialog mit der Antike: Reliefs zum Sprechen bringen“ zu präsentieren.

 

Menschen auf einer archäologischen Ausstellung

Das Archäologische Universitätsmuseum bot eine große Auswahl an passenden Exponaten für das Seminar.

Die Studierenden Hannah Gratl, Elena Matuella, Ana-Laura Romándy, Johanna Seever, Tommy Theine, Maria Todorovic und Mira Widner stellten sieben zeitloser Kunstwerke aus verschiedensten Perspektiven vor und beleuchteten neben dem komplexen Erscheinungsbild auch historische Kontexte und ihre kulturhistorische Bedeutung. Vor fast 70 begeisterten Zuhörerinnen und Zuhörern an zwei Terminen wurde gezeigt wie durch unterschiedliche Herangehensweisen den Reliefs verborgene Details entlockt und spannende Schlüsse daraus gezogen werden können, die die Vergangenheit in einem neuen Licht erscheinen lassen.

Besonders die Tatsache, nicht „nur“ für die positive Absolvierung einer Lehrveranstaltung einen theoretischen Leistungsnachweis zu erbringen, der dann – ob gut oder schlecht – in den meisten Fällen ungenutzt bleibt, sondern ein im Rahmen musealer Tätigkeiten, wie eben der Vermittlung von Exponaten an „echte“ Besucherinnen und Besucher eines Museums sichtbares, wichtiges und nützliches Ergebnis abzuliefern, stellte eine besondere Motivation, aber natürlich auch eine besondere Herausforderung für die Studierenden dar, eine sehr gute Führung zu konzipieren und abzuhalten.

 (Florian M. Müller/red)

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