Gruppenfoto vor einem Bildschirm im Parlament

V.l.n.r.: Katharina Walter (Betreuerin von Sarah Scharnagl), Mariia Protsan, Anna D’Eredità, Maria Judmaier, Sarah Scharnagl, Katja Mitterbacher, Wolfgang Kofler (Betreuer von Maria Judmaier).

Fünf Stu­den­tin­nen prä­sen­tie­ren „Pos­ters in Par­lia­ment“

Am 3. Dezember hatten fünf Studentinnen von zwei Fakultäten die Gelegenheit, ihre Abschlussarbeiten im Parlament in Wien vorzustellen. Die präsentierten Poster werden ab Mitte Jänner im Besucher:innen-Zentrum des Parlaments zu sehen sein. Die Initiative „Posters in Parliament“ will junge Menschen möglichst früh dazu zu ermutigen, Brücken zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu schlagen.

Insgesamt 23 Studierende österreichischer Universitäten bekamen am 3. Dezember die Möglichkeit, ihre Bachelor-Arbeiten zu den Themen „Nachhaltigkeit“ und „Barrierefreiheit bzw. Inklusion“ im Parlament vorzustellen. An der feierlich umrahmten Veranstaltung nahmen auch fünf Studentinnen aus Innsbruck teil. Die bei dieser Gelegenheit präsentierten Poster werden ab Mitte Jänner im Besucherzentrum des Parlaments zu sehen sein. Zu jedem Poster wird es einen online verfügbaren Pitch geben, in dem die Ergebnisse der Arbeiten in Form einer dreiminütigen Audio-Präsentation noch einmal auf den Punkt gebracht werden.
Die von der Universität Innsbruck nominierten Arbeiten unterstreichen die transdisziplinäre Relevanz der bei „Posters in Parliament“ gewählten Schwerpunkte: Zum Zug kamen zwei Fakultäten. Die Studierenden waren alle Frauen, was die erfolgreichen Bemühungen der Universität um Förderung des weiblichen wissenschaftlichen Nachwuchses einmal mehr unter Beweis stellt.

Benachteiligung von GSH-Studierenden

Die von Sarah Scharnagl am Institut für Translationswissenschaft verfasste Arbeit „Diskriminierung gehörloser und schwerhöriger Studierender in der Online-Lehre im Kontext von COVID-19“ (Betreuerin: Katharina Walter) zeigt die Gründe für die anhaltende und seit der Corona-Krise noch verstärkt zu Tage getretene Diskriminierung von gehörlosen und schwerhörigen Studierenden an österreichischen Hochschulen auf. Die qualitativ vorgehende Studie betont die Notwendigkeit nachhaltiger Inklusionsstrategien und fordert die Stärkung institutioneller Verantwortung und Rechenschaft. Zudem formuliert sie Empfehlungen zur Förderung inklusiver Strukturen im tertiären Bildungsbereich.

Ein latent misogyner Dating-Ratgeber auf Latein

Maria Judmaier vom Institut für Klassische Philologie und Neulateinische Studien (Betreuer: Wolfgang Kofler) zeigt in ihrer Arbeit „Die Frau als das Andere bei Ovid. Diskursive Strategien des Othering in Ars amatoria 3“, dass der römische Dichter Ovid auch dann, wenn er sich im letzten Teil seines Dating-Ratgebers Ars amatoria an ein weibliches Publikum richtet und scheinbar emanzipatorische Anliegen verfolgt, misogyne Strukturen reproduziert. Diese macht die junge Forscherin sichtbar, indem sie einen Ansatz des britischen Soziologen Stuart Hall auf den lateinischen Text anwendet und dort diskursive Strategien des Othering aufdeckt. Durch diese konstruiert der Dichter die benachteiligten Gruppe der Frauen sprachlich als „das Andere“: Damit grenzt er sie letzten Endes aus und unterdrückt sie.

Architektur in Bewegung

Die Bachelor-Arbeit „InterAction. Transformative Orte geben sich selbst und Menschen das gleiche Mitbestimmungsrecht“ wurde von zwei Studentinnen vom Institut für Experimentelle Architektur gemeinsam verfasst (BetreuerInnen: Karolin Schmidbauer, Gonzalo Vaíllo, Martin Zangerl und Mümün Keser). Den Startpunkt für Anna DʼEredità und Katja Mitterbacher bildet Bruno Latours Akteur-Netzwerk-Theorie. Nach dem französischen Soziologen, Philosophen und Anthropologen ist die Welt netzwerkartig verbunden, es gibt materielle und immaterielle Akteure, und die Handlungsfähigkeit ist nicht ausschließlich Menschen vorbehalten. Deshalb verfügt die Architektur in dem Projektentwurf der beiden Verfasserinnen über dieselben Gestaltungsrechte wie Menschen und bewegt sich. Das Ziel der Arbeit weist über die Baukunst hinaus: Auch in anderen Bereichen unseres Lebens sollen nicht-menschliche Akteure aktiv in Entscheidungsprozesse miteinbezogen werden.

Termiten als Baupartner

Mit „Symbiotic Matter. Das gemeinsame Gestalten von Menschen und Termiten im architektonischen Entwurf“ stellt Mariia Protsan (ebenfalls Institut für Experimentelle Architektur, BetreuerInnen waren wieder Karolin Schmidbauer, Gonzalo Vaíllo, Martin Zangerl und Mümün Keser) ein Projekt vor, in dem Termiten nicht als Schädlinge, sondern als Partner im Designprozess betrachtet werden. Gebäude werden mit Radio und Vibrationssensoren ausgestattet und lenken die in dieser Hinsicht sensiblen Tiere in Räume, in denen sie Holzstrukturen dekorativ verändern können, ohne direkten Kontakt zu den BenutzerInnen herzustellen. So entsteht eine nachhaltige und anpassungsfähige Bauweise, die menschliche Gestaltung und natürlicher Prozesse eng miteinander verbindet.

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