Das Interesse an der Beforschung von RNA, kurz für Ribonukleinsäure, rückte Ende 2020 durch die erstmalige Zulassung von mRNA-Impfstoffen gegen Covid-19 in die Mitte der Gesellschaft. Doch schon lange vor Ausbruch der Pandemie sind die drei Buchstaben zu einem Hoffnungsträger in der Pharmazie, Medizin und weiteren Forschungsbereichen avanciert.
Innotope bietet sowohl akademischen als auch industriellen Partnern chemische Bausteine an, welche eine präzise Strukturaufklärung von Nukleinsäuren ermöglichen und zur Herstellung von maßgeschneiderten RNA- sowie DNA-Strängen eingesetzt werden.
Vom PhD zum Unternehmertum
Die Grundlagenforschung zu den Produkten und Serviceleistungen, die Innotope anbietet, entstammt der Forschungsgruppe von Christoph Kreutz, außerordentlicher Professor am Institut für Organische Chemie. Seit mehr als zehn Jahren liegt der Fokus des Chemikers auf der chemo-enzymatischen Isotopenmarkierung von Nukleinsäuren für NMR-spektroskopische und massenspektrometrische Anwendungen.
„Da wir im Laufe der Zeit immer mehr Anfragen zu Kooperationen bekommen haben, stand die Frage im Raum, ob nicht ein kommerzieller Nutzen möglich wäre“, schildert Kreutz. Felix Nussbaumer und Michael Juen promovierten in der Forschungsgruppe von Kreutz im Bereich der Nukleinsäuren-Chemie bzw. -Strukturbiologie. Gemeinsam mit Kreutz und Unterstützung der Universität gründeten sie im Jahr 2020 das Spin-off-Unternehmen.
Operativ im Unternehmensgeschäft tätig ist Felix Nussbaumer als CEO und Produktentwickler. Seit dem Frühjahr 2022 wird er von Raphael Plangger, ebenfalls Doktorand aus der Forschungsgruppe Kreutz, unterstützt.
RNA-Bausteine für's Labor
Ribonukleinsäure besteht aus einer Kette von Nukleotiden. Will man markierte RNA-Stränge künstlich im Labor herstellen, kommen hierfür stabil isotopenmarkierte RNA-Phosphoramidite und -Triphosphate zum Einsatz. Innotope bietet diese Bausteine Universitäten und Unternehmen zur Weiterverwendung an.
„Die Produkte, die auf der Webseite zu finden sind, werden quasi routinemäßig in der Forschung eingesetzt“, schildert CEO Felix Nussbaumer. Auf Kundenwunsch entwickelt Innotope auch das fertige biologische Konstrukt, die RNA-Stränge selbst, welche als Ausgangspunkt für viele Anwendungen der Molekular- und der synthetischen Biologie dienen.
MRT für RNA-Moleküle
Bestimmte natürliche Atome in den RNA-Bausteinen werden von den Chemikern durch stabile Isotope ersetzt, beispielsweise Kohlenstoff-13 (¹³C), Stickstoff-15 (¹⁵N) oder Deuterium (²H, schwerer Wasserstoff). Durch die Isotopenmarkierung werden die Nukleotide schwerer und magnetisch, was eine Analyse der einzelnen Moleküle durch die Magnetische Kernspinresonanz (NMR) ermöglicht. „Mithilfe der NMR wird das Innere der Moleküle abgebildet und kann analysiert werden. Das funktioniert im Prinzip wie in der Medizin, wo man mit Hilfe einer MRT ein Bild des Körperinneren erstellt“, so Christoph Kreutz.
Drug Targeting ist eine der Anwendungen, bei welcher diese Markierungen in den Nukleotiden eine wichtige Rolle spielen. Es geht dabei um die Interaktion von RNA mit kleinen Molekülen, die als Medikament funktionieren: „Durch die Isotopenmarkierungen sieht man genau, wo sich das Molekül an die RNA bindet, dadurch kann der Prozess optimiert und die Krankheit gezielter ausgeschalten werden“, erklärt Kreutz.
