War der Dichter Georg Trakl ein einsamer Mensch, der den Zustand der Abgeschiedenheit suchte? Die Bilder seiner Gedichte lassen dies vermuten, auch Freunde wie Erhard Buschbeck, ein langjähriger Begleiter seit Kindheitstagen, stellten ein „scheues Absonderungsbedürfnis“ an Trakl fest, der sich gern von anderen ferngehalten habe. In seiner Familie fanden Trakls literarische Interessen kaum Anklang und so öffnete er sich Anregungen von außen.
Bekanntschaften und Freundschaften
Der kürzlich im Salzburger Otto-Müller-Verlag erschienene Band erzählt von Wegbegleiterinnen und Wegbegleitern Georg Trakls, die dem Salzburger Lyriker zu Freunden, Förderern, Unterstützern und Richtungsweisern wurden; manche freilich führten ihn auch auf fragwürdige Wege. Neben den bekannten Namen um Georg Trakl wie Ludwig v. Ficker, Erhard Buschbeck oder Carl Dallago werden Personen in den Fokus gerückt und Verbindungslinien hergestellt, die bislang weniger oder kaum beachtet waren. Dazu zählen auch Frauen abseits der Schwester Grete und der Mutter, zu deren Beziehungen viel geforscht wurde. Jene Frauen unterstützten den jungen Dichter finanziell und emotional, boten ihm ein Netzwerk und hinterließen ihre Spuren im Werk des früh Verstorbenen.
Ein vielseitiges Werk
Zu den Beiträger:innen des Buchbandes zählen Expert:innen von Universitäten und Forschungsstätten in Innsbruck, Salzburg und Wien, die in dieser 27. Trakl-Studie neue Erkenntnisse darlegen. Der Band, herausgegeben von Hans Weichselbaum, dem Leiter der Salzburger Georg-Trakl-Forschungs- und Gedenkstätte, zeigt einmal mehr die Aktualität des Lyrikers.
Bei der Präsentation am 10. April 2025 im Forschungsinstitut Brenner-Archiv standen vor allem die Innsbrucker Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter Georg Trakls im Mittelpunkt: Ludwig und Cissi von Ficker, Carl Dallago, Karl Röck und Karl Borromäus Heinrich. Darüber hinaus wurde die Beziehung Trakls zu Karl Kraus beleuchtet. Der Herausgeber Hans Weichselbaum skizzierte das Konzept des Sammelbandes und beschrieb wichtige Konstellationen in Salzburg und Wien. Uta Degner moderierte den Abend, der bislang wenig Erforschtes ans Licht brachte.
(Markus Ender, Ulrike Tanzer)