Ein Mann steht vor einer offenen Tür, seitlich hinter ihm ist ein Gang mit Fotos an der Wand zu sehen.

Em. o. Univ.-Prof. Dr. Harro H. Kühnelt vor seinem Büro am Institut für Anglistik.

In Erin­ne­rung an em. o. Univ.-Prof. Dr. Harro H. Kühnelt

Der 100. Geburtstag und der 15.Todestag von em. o. Univ.-Prof. Dr. Harro H. Kühnelt liegen im Dezember 2023. Hiermit soll an einen verdienten Hochschullehrer und bedeutenden Wissenschaftler, der in Lehre und Forschung auf dem Gebiet der Anglistik neue Wege beschritt, erinnert werden. Seine im selben Fach promovierte Ehefrau Erika arbeitete mit ihm mit und unterstützte ihren Mann sehr umfänglich.

Harro Kühnelt wurde am 20.12.1923 in Innsbruck in eine deutsch-österreichische Ingenieursfamilie geboren. Als er am 04.12.2008 starb, hinterließ er ein äußerst weit gespanntes,  umfangreiches Werk sowie eine Studentenschaft, die längst selbst erfolgreiche Wege in Wissenschaft und Lehre geht. Hier sei es  erlaubt, einen seiner prominenten Studenten, den hochgeehrten Altrektor der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck und späteren Wissenschaftsminister em. o. Univ.-Prof. Mag. Dr. Karlheinz Töchterle,  zu erwähnen.

Kühnelt absolvierte seine schulische Laufbahn in seiner Geburtsstadt, wo er 1945 an der Leopold-Franzens-Universität das Studium der Anglistik aufnahm. Er schloss die Studien der Anglistik, Romanistik und Geschichte, eingeschlossen ein Studienaufenthalt an der Universität Minneapolis, 1949 ab. Nach Promotion und Habilitation wurde er 1958 zum außerordentlichen und ein Jahr später zum ordentlichen Professor an der Universität Innsbruck berufen.

1957/58 nahm er die Lehrstuhlvertretung für Englische Philologie an der Philipps-Universität Marburg wahr. 1959/60 folgte Prof. Kühnelt noch mal dem Ruf der Universität Marburg.

Danach wirkte er von 1960 bis 1994 zu seiner Emeritierung an der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät für Anglistik und Amerikanistik der Innsbrucker Universität. Professor Kühnelt folgte dem bekannten Anglisten Professor Dr. Karl Brunner, was eine große Herausforderung darstellte, der Kühnelt  bravourös gerecht wurde.  In dieser Zeit leitete er über mehrere Jahre das Institut für Anglistik. Er war ein innovativer Forscher, dessen Schwerpunkt die Lehrerausbildung auf sehr hohem Niveau beinhaltete. Kühnelt stellte weitreichende  Anforderungen an die sprachliche und akademische Ausbildung und legte großen Wert auf enge Verbindung zwischen Universität und Schule. Damit erwarb er unschätzbare Verdienste um  die Lehrerausbildung.

Kühnelts breites Wissen und Interessen erfassten viele Bereiche. Die Wechselbeziehung zwischen Literatur, Kunst und Musik erforschte er als einer der ersten. Er untersuchte die Beziehungen der Werke zahlreicher englischer und amerikanischer Autoren zur Kunst und Musik zwischen England/Amerika und Österreich/Deutschland.

Von außerordentlicher Bedeutung sind seine umfangreichen Forschungen zur österreichischen Exilliteratur England/Amerika. Hier schnitt er wichtige Themen an, auf die an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden kann. Sein wohl wichtigstes Werk ist „Österreich-England/Amerika – Abhandlungen zur Literaturgeschichte“.  Zur Förderung dieser Erforschung gründete Kühnelt eine eigene Zeitschrift. Wichtig war ihm die friedliche Verständigung zwischen Nationen und Kulturen. Es sei hier auf die Verbindung zu dem bekannten Journalisten, Verleger und Diplomaten Lord A.G. Weidenfeld hingewiesen.

Kühnelt richtete den Focus seiner wissenschaftlichen Arbeit auch auf mathematisch-technische Themen, wie Uhren, ganz besonders Sonnenuhren, aber auch den Bergbau und untermauerte damit seine Verbundenheit mit seiner Heimat Tirol.

Professor Kühnelt war ein bescheidener Mensch, bei seinen Studenten beliebt und anerkannt sowie von seinen Kollegen hoch geschätzt. Zu seinem 70. Geburtstag wurde ihm eine Festschrift „New-Found-Lands“ gewidmet. Bis zuletzt blieb er, solange dies trotz seiner Krankheit möglich, wissenschaftlich tätig und in Verbindung mit seinen Studenten, die sein Erbe weitertragen.

 

Seifersdorf, im Oktober 2023
Helke Geißler 

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