Das Organisationsteam der Universität Innsbruck: von links nach rechts Iris Tiemann, BA; Sophie Schubert, BA; Univ.-Prof. Dr. Wilfried Smidt; Laura Zöggeler-Burkhardt, PhD
Das Organisationsteam der Universität Innsbruck: von links nach rechts Iris Tiemann, BA; Sophie Schubert, BA; Univ.-Prof. Dr. Wilfried Smidt; Laura Zöggeler-Burkhardt, PhD

Tagung disku­­tierte Ele­­mentar­­päda­­gogik

Mit über hundert Wissenschaftler:innen und Expert:innen aus der Praxis fand vergangenen Freitag die 2. Innsbrucker Fachtagung zur Elementarpädagogik statt. Veranstaltet wurde die Tagung, die das Interesse von Fachleuten aus dem gesamten deutschsprachigen Raum fand, von der Universität Innsbruck und der Pädagogischen Hochschule Tirol (PHT).

Bereits seit 2015 gibt es an der Universität Innsbruck eine Professur für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt frühe Bildung und Erziehung. Zur Weiterqualifizierung von pädagogischen Fachkräften in Kindergärten und -krippen startet dann mit Oktober 2021 das neue Bachelorstudium Elementarpädagogik - Frühe Bildung an den Pädagogischen Hochschulen in Tirol und Vorarlberg. In seinen Grußworten wies Bundesminister Heinz Faßmann auf die große Bedeutung elementarpädagogischer Einrichtungen und hoher Bildungsstandards hin: „Elementarpädagogische Einrichtungen stellen die ersten Bildungsinstitutionen im Leben eines Kindes dar, in welchen durch die Bildung und Betreuung der Grundstein für den Erfolg in den weiteren Bildungs- und Berufslaufbahnen der Kinder gelegt wird. Daher sind wir als BMBWF um die Schaffung qualitativ hochwertiger Standards sowie die Professionalisierung von pädagogischem Personal bemüht.“

Im Rahmen der 2. Innsbrucker Fachtagung zur Elementarpädagogik wurden Perspektiven auf Bildungsverläufe in Kindergarten und Grundschule theoretisch, empirisch, historisch und pädagogisch-praktisch reflektiert und diskutiert. Dabei wurden Befunde über Kinder ebenso berücksichtigt wie Befunde von Kindern, etwa wenn danach gefragt wird, welche Aspekte Kinder selbst für wichtig halten, um einen qualitätsvollen Kindergarten- oder Schulalltag zu erleben. Damit werden auch die Kinder selbst zu Akteur:innen und leisten ihren eigenen Beitrag zur Forschung.

Forschungslücken schließen

Univ.-Prof. Dr. Wilfried Smidt, Leiter des Instituts für Psychosoziale Intervention und Kommunikationsforschung der Universität Innsbruck, freute sich, dass die Tagung für Österreich eine hohe Relevanz hat: „Die 2. Innsbrucker Fachtagung beleuchtet mit Bildungsverläufen in Kindergarten und Grundschule ein überaus wichtiges pädagogisches Thema; dies gilt besonders auch im Hinblick auf die Förderung von Kindern aus sozioökonomisch benachteiligten Familien und aus Familien mit bestimmten Migrationshintergründen. Die Tagung leistet zudem einen bedeutsamen Beitrag zur Weiterentwicklung der österreichischen Forschungs- und Bildungslandschaft, indem sie zentrale Forschungsfragen, Forschungsergebnisse und Forschungslücken anspricht.“ Als Kooperationsveranstaltung zwischen Universität Innsbruck und Pädagogischer Hochschule Tirol lieferte die Tagung ein perspektivenreiches Programm mit namhaften Vortragenden aus Österreich, Deutschland und der Schweiz. „Die heutige Tagung ist ein sehr gutes Beispiel für die exzellente Zusammenarbeit der Universität Innsbruck mit den Pädagogischen Hochschulen im Verbund Lehrer:innenbildung West. 2015 ist uns an der Universität Innsbruck gelungen, die erste Professur für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt frühe Bildung und Erziehung in Innsbruck einzurichten. Eine Pionierleistung, deren Bedeutung spätestens in Zeiten der Pandemie mehr als deutlich wurde“, so Univ.-Prof. Tilmann Märk, Rektor der Universität Innsbruck.

Forschungs-Praxis-Transfer

Mag. Dr. Irmgard Plattner, Vizerektorin für Forschungs- und Entwicklungsangelegenheiten an der Pädagogischen Hochschule Tirol verwies auf die Relevanz der Tagung für die Qualität in Kindergärten und -krippen: „Der Forschungs-Praxis-Transfer spielt an der Pädagogischen Hochschule Tirol eine große Rolle. Die Ergebnisse der heutigen Tagung sind daher für uns und die Weiterqualifizierung von Elementarpädagog:innen von besonderem Interesse. Es ist unser dezidiertes Ziel, dass Forschung – über die Ausbildung hochqualifizierter Kindergarten- und Kinderkrippenpädagog:innen – direkt bei den Kindern ankommt.”

In elf verschiedenen Symposien wurden etwa die Fragen behandelt, wie Kinder als Akteur:innen der Qualitätsentwicklung wahrgenommen werden können und welche Einstellungen sie selbst zu Schule und Kindergarten mitbringen. Weiters wurden aktuelle Konzepte zu Heterogenität und die Qualität inklusiver Bildung diskutiert. Natürlich beschäftigte sich das Fachpublikum auch mit Fragen der Gestaltung des Übergangs vom Kindergarten in die Schule, etwa wie Eltern gut eingebunden werden können oder damit, wie die Kooperationsbeziehungen zwischen Kindergarten und Grundschule gelingen.

Barbara Benoist-Kosler, MA, die mit ihrem Team von der Pädagogischen Hochschule Tirol die Tagung mitorganisiert hat und die Studienleitung für das neue Bachelorstudium Elementarpädagogik - Frühe Bildung übernehmen wird:  „Bei der Programmgestaltung war uns wichtig, sowohl neueste Forschungsergebnisse zur pädagogischen Qualität von Kinderbildungseinrichtungen und Handlungskompetenz der an Bildungsverläufen beteiligten Erwachsenen, also Eltern, Elementarpädagog:innen und Lehrpersonen, diversitätssensibel zu berücksichtigen als auch die Sichtweisen der Kinder selbst mit Befunden aus der Kindheitsforschung sichtbar zu machen.”

Die Tagung eröffnete Univ.-Prof. em. Dr. Hans-Günther Roßbach von der Otto-Friedrich-Universität Bamberg mit seiner Keynote zu kindlichen Bildungsverläufen in Kindergarten und Schule. Er ging dabei der Frage nach, ob der Kindergarten die gesellschaftlichen Erwartungen erfüllen kann: einerseits jene der Vereinbarkeit von Familien- und Berufstätigkeit, andererseits jene, das Bildungsniveau aller Kindern anzuheben, insbesondere die Schere für Kinder aus benachteiligten Familien zu verringern oder gar zu schließen. Der Nachmittag wurde von einer weiteren Keynote von Univ.-Prof. Dr. Christina Huf von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster eingeleitet. Die Wissenschaftlerin gab einen Überblick über teils divergierende Forschungsperspektiven im Feld der Frühpädagogik zwischen Kindzentrierung oder Dezentrierung der Kindheit.

Frühe Bildung und Erziehung/Elementarpädagogik im erziehungs- und bildungswissenschaftlichen Bachelor- und Masterstudium an der Universität Innsbruck

Die frühe Bildung und Erziehung/Elementarpädagogik ist als Teildisziplin der Pädagogik seit 2015 durch unterschiedliche Lehrveranstaltungen im erziehungs- und bildungswissenschaftlichen Bachelor- und Masterstudium der Universität Innsbruck vertreten. Absolvent:innen können in unterschiedlichen pädagogischen Arbeitsfeldern, wie Erziehungsberatungsstellen oder in sozialpädagogischen Tätigkeiten an Schulen, aktiv werden. Zudem besteht mit Abschluss des erziehungs- und bildungswissenschaftlichen Masterstudiums die Möglichkeit der Aufnahme eines Doktoratsstudiums/PhD-Studiums und damit des Wegs in die Wissenschaft.

Neues Studium der Elementarpädagogik startet im Oktober an den Pädagogischen Hochschulen in Tirol und Vorarlberg

Ab Oktober wird in Tirol übrigens erstmals ein Studium für Elementarpädagogik – Frühe Bildung angeboten. Das Studium soll pädagogischen Fachkräften elementarer Bildungseinrichtungen, wie Kindergarten- oder Kinderkrippenpädagog:innen sowie deren (zukünftigen) Leiter:innen, eine profunde Weiterqualifizierung ermöglichen. Das berufsbegleitend angelegte Studium, das mit einem Bachelor abgeschlossen wird, vermittelt wissenschaftlich fundierte und praxisorientierte Kompetenzen in den Bereichen Bildungs- und Sozialwissenschaften, Elementarpädagogik und -didaktik, Profession und Leadership, Pädagogisch Praktische Studien und soll zur Stärkung ihrer sozialen und personalen Kompetenzen beitragen. Das Studium wird im Verbund West von der Pädagogischen Hochschule Tirol gemeinsam mit der KPH Edith Stein und der PH Vorarlberg verantwortet.

In der Corona-Pandemie wurde deutlich, was Elementarpädagog:innen tagtäglich leisten. Bundesminister Heinz Faßmann möchte diesen elementaren Bereich weiter stärken: „Diese wachsende Wertschätzung in der öffentlichen Wahrnehmung begrüße ich sehr, da es mir ein Anliegen ist, die Bedeutung der Elementarpädagogik weiter anzuheben. Es ist das Ziel meines Ressorts, nicht nur das Ansehen dieses Bildungsbereichs, sondern auch die Zusammenarbeit und den Austausch in der Elementarpädagogik zu stärken.“

(Christine Roner/ PH Tirol)

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