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Buch­tipp: Der Schmerz der Gewöh­nung

Anlässlich des 85. Geburtstages von Josef Zoderer wurde sein Roman „Der Schmerz der Gewöhnung“ (2002) neu aufgelegt.

Am 25. November 2020 feiert der vielfach ausgezeichnete Südtiroler Schriftsteller Joseph Zoderer seinen 85. Geburtstag. Zoderer gehört zweifelsohne zu den bedeutendsten zeitgenössischen Schriftstellern Südtirols. Seit 2007 wird sein Vorlass im Forschungsinstitut Brenner-Archiv an der Universität Innsbruck aufbewahrt und verwaltet. In zwei am Brenner-Archiv angesiedelten FWF-Forschungsprojekten (P 27061-G2; WKP 110; Leitung: Ao. Univ. Prof. Dr. Sieglinde Klettenhammer) wurde und wird er wissenschaftlich aufgearbeitet. Neben dem Aufbau des Zoderer-Webportals "Joseph Zoderer im Zoom", das anlässlich des Geburtstags des Autors online gegangen ist (https://literaturtirol.at/zoderer/), ist auch eine kommentierte Zoderer-Werkausgabe, die seit 2015 im Haymon Verlag erscheint, Teil der Projekte. 

Anlässlich des 85. Geburtstags Zoderers ist nun als fünfter Band der Werkausgabe sein Roman „Der Schmerz der Gewöhnung“ (2002) neu aufgelegt worden. Der an einem Hirntumor erkrankte Protagonist Jul, der nach Sizilien reist, um den Herkunftsraum seines faschistischen Schwiegervaters zu erkunden, reflektiert darin seine Familiengeschichte und die seiner Frau Mara, einer italienisch-deutschen Südtirolerin, weiters seine Ehe mit Mara und den Tod der gemeinsamen Tochter Natalie. Der autofiktionale Roman besticht auf mehreren Ebenen: durch die kunstvolle Verschränkung verschiedener Zeitebenen und Landschaftsräume sowie die konsequent eingenommene Perspektive Juls, der sein Leben im Angesicht der Todes bilanziert; ferner durch die facettenreich ineinander verwobenen universalen Thematiken wie jene von Identität, existentieller und kollektiver Fremdheitserfahrung, von Nationalismus und Zugehörigkeitssehnsucht, von der Anziehungskraft des fremden Anderen und dem Wunsch nach seiner Aneignung, auch um den Preis der Vereinnahmung und Okkupation. Die Familie wird zum Erinnerungsort.

Irene Zanols Kommentar, der die Vorlass-Materialien zum Roman aufarbeitet, erschließt im „Anhang“ erstmals die Entstehungsbedingungen und die Veröffentlichungs- und Rezeptionsgeschichte des Romans. Zu letzterer gehört auch die ebenfalls im „Anhang“ abgedruckt Laudatio des Schriftstellers und Literaturkritikers Peter Hamm auf Joseph Zoderer anlässlich der Verleihung des Hermann-Lenz-Preises 2003 an den Autor, in der ein Porträt des Schriftstellers Zoderer entworfen wird.

Informationen zum Buch

Joseph Zoderer: Der Schmerz der Gewöhnung. Roman.
Mit einem Nachwort von Peter Hamm und einem Beitrag zur Textgenese und Rezeption von Irene Zanol
ISBN 978-3-7099-3450-0
Innsbruck-Wien: Haymon 2020

 

 

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