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Soeben erschie­nen: Kunst oder Leben? Ästhe­ti­sches Ler­nen in Zei­ten glo­ba­ler Kri­sen

„What is worth more: art or life?“ – Was ist mehr wert: Kunst oder Leben?
Es sind die Worte einer jungen Aktivistin, die Vincent van Goghs berühmte Sonnenblumen mit Tomatensuppe überschüttet, die titelgebend für den von Johannes Odendahl (Universität Innsbruck) und Marcel Illetschko (Institut des Bundes für Qualitätssicherung im österreichischen Schulwesen) herausgegebenen Sammelband „Kunst oder Leben? Ästhetisches Lernen in Zeiten globaler Krisen“ sind. Die dort behandelte Frage nach dem Verhältnis multipler, global zu bewältigender Krisen und Kunst erscheint gewiss aktueller denn je, bringt aber zweiteres spürbar ebenso stark in Bedrängnis, gerade auch in didaktischen Kontexten: Angesichts von Klimakatastrophe, Krieg und Hunger verlangt nämlich eine Beschäftigung mit ästhetischem Lernen zunehmend nicht nur nach profunder Reflexion, sondern auch nach einer Antwort darauf, welches Potenzial von Kunst und Literatur in herausfordernden Zeiten geleistet werden kann.

Genau das unternimmt der frisch herausgegebene Band, der Fragestellungen und Ergebnisse der Zweiten Tagung des Österreichischen Forums für Deutschdidaktik (ÖFDD), veranstaltet vom 27. bis 29. September 2023 an der Universität Innsbruck, bündelt. Dabei wird ein die Dichotomie „Kunst oder Leben“ infrage stellender Bogen von grundlegenden Reflexionen und Konzeptionen über konkrete Texte und Medien bis hin zu spezifischen Lerngruppen und -orten gespannt, der Annäherungen und Perspektivierungen des Gegenstandes aus unterschiedlichen Blickwinkeln erlaubt.  

Der Band ist sowohl im Print-Format (ISBN: 978-3-7329-1046-5) als auch als E-Book erhältlich (ISBN: 978-3-7329-8880-8).

 

Etablierung literaturbezogener Gesprächskultur im Deutschunterricht. Longitudinalstudie in einer siebten Klasse (elften Schulstufe) eines Gymnasiums - Gernot Knittelfelder

Im aktuell in Umsetzung befindlichen Dissertationsprojekt werden in einer siebenten Klasse einer gymnasialen Oberstufe (d.h. elften Schulstufe) in regelmäßigen Abständen Literarische Gespräche nach dem Heidelberger Modell ein Schuljahr lang im Deutschunterricht durchgeführt – mit dem Ziel, ebendiese spezifische Praktik der gemeinsamen Textbesprechung nicht nur zu etablieren, sondern auch zu routinisieren. Die einzelnen Unterrichtsstunden werden videografiert, um relevante Stellen im Zuge der Datenaufbereitung multimodal, d.h. sämtliche kommunikative Ressourcen berücksichtigend, nach den Konventionen von GAT2 zu transkribieren und schließlich im Hinblick auf Interpretations- und andere vonstattengehenden Aushandlungspraktiken zu analysieren. Ein Expert:innenrating (vgl. Steinmetz 2019) sowie Expert:innenkommentierungen sollen schließlich helfen, einerseits Schüler:innenäußerungen, andererseits Potenziale und Herausforderungen der zu besprechenden literarischen Texte einzuordnen, sodass sich neben einer zunächst deskriptiven Perspektive, bezogen auf erwartbare Verschiebungen im Miteinander- und Über-einen-literarischen-Text-Reden, ein zweiter, nämlich diese Veränderungen evaluierender, Blickwinkel zu eröffnen vermag. Daneben eingearbeitet werden zu Beginn und am Ende der Studie mithilfe eines Fragebogens gewonnene Informationen der Lernenden bezüglich ihrer eigenen Einschätzungen zum Lernfeld Literatur (in der Schule) und zu ihrer persönlichen Wahrnehmung von Lernprozessen. Sämtliche methodische Zugänge sollen insofern zusammenlaufen, als aus ihnen didaktische Implikationen abgeleitet werden sollen. Die Studie stellt den Anspruch, von ihrer Konzeption her nicht nur einen Beitrag zur deutschdidaktischen Grundlagenforschung zu liefern, sondern auch Anstöße für theoretische Modellierungen und weitere empirische Untersuchungen zu geben.

 

Kunst oder Leben? Ästhetisches Lernen in Zeiten globaler Krisen an der Universität

Sammelband in Planung zur Zweiten Tagung des Österreichischen Forums Deutschdidaktik (ÖFDD) an der Universität Innsbruck, 27.-29.09.2023. Johannes Odendahl, Marcel Illetschko (Hg.).

Programm Zweite Tagung des ÖFDD

 

Zum Selbstverständnis einer akademischen Fachdidaktik: Ziele, Forschungsfelder und Methoden.

Sammelband zur 5. Innsbrucker Tagung der Fachdidaktik. Caroline Bader, Johannes Odendahl (Hg.). Waxmann-Verlag. GFD-Reihe „Fachdidaktische Forschungen“. Erscheinungsdatum voraussichtlich Anfang 2024.

Programm 5. Tagung der Fachdidaktik

 

Literaturgeschichte vernetzt

ide (informationen zur deutschdidaktik) 1/24. Matthias Pauldrach (Universität Salzburg), Johannes Odendahl, Hg. Erscheinungstermin März 2024

Während sich die literaturdidaktische Debatte in der Vergangenheit vor allem um die Konstruktion des Gegenstands drehte, etwa um die Legitimation von Literaturgeschichte im Unterricht allgemein, die Problematik von Epochenbegriffen oder von Kanonfragen (vgl. Der Deutschunterricht 6/2003 und ide 4/2012), möchte das geplante Heft gesellschaftliche und unterrichtspraktische Aspekte stärker in den Fokus rücken. Wie lässt sich Literaturgeschichte in heterogenen Klassen, in einer globalisierten und multiethnischen (Medien-) Gesellschaft unterrichten? Wie lässt sich Literaturgeschichte stärker mit den historischen Dimensionen anderer Fächer und der Universalgeschichte vernetzen? Wie kann man den Gegenstand stärker als eine Geschichte ‚von unten‘ modellieren, die an die Lebenswelt der Schüler anknüpft, also weniger wie bisher als Geschichte von Autor*innen und Texten als vielmehr Geschichte von Leser*innen und literarischen Praxen? Und nicht zuletzt: Wie kann man Literaturgeschichte attraktiver und anschaulicher für die Lernenden aufbereiten?

Zielsetzung eines solchen Literaturgeschichtsunterrichts ist es, anstelle deklarativen literaturhistorischen Wissens, „Geschichtsbewusstsein“1 zu bilden und Einsichten in typische literaturhistorische Konstellationen und Prozeduren zu fördern. Das heißt, Schüler*innen sollten in die Lage versetzt werden, sowohl Bedingungen der Entstehung, Verbreitung und Rezeption von Literatur als auch die verschiedenen Möglichkeiten, wie Literaturgeschichte konstruiert und tradiert wird, zu entdecken und zu erforschen.

Dies sollte schon in der Sek. I beginnen. Es ist nicht einzusehen, warum dort Geschichte unterrichtet wird, aber Literaturgeschichte allein dem Oberstufenunterricht überlassen werden soll. Deshalb sollten möglichst alle Beträge auch die Sek I und den Mittelschulbereich mitdenken oder sogar schwerpunktmäßig behandeln.

 

1 Pandel, Hans-Jürgen 1987: Dimensionen des Geschichtsbewusstseins. Ein Versuch, seine Struktur für Empirie und Pragmatik diskutierbar zu machen, in: Geschichtsdidaktik 12, S. 130–141.

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