Wintersemester 2023/24: Georg Rieder, Kathrin Stricker, Marc Schweiger
In unserem Streben nach ständigem Fortschritt und Verbesserung haben wir sehr viele Prozesse
optimiert. Durch einen glücklichen Zufall, so möge man fast meinen, hat sich in den letzten Jahrzehnten
das Internet, so wie wir es heute kennen, entwickelt. In den 1970er Jahren wäre es noch unvorstellbar
gewesen, dass wir heute per Mausklick ein Paket im Ausland bestellen und es wenig später erhalten.
(Kirpal & Vogel, 2006) Mit dem Ziel, immer vernetzter zu sein, haben wir uns selbst ein Zeitalter
geschaffen, in welchem wir uns jetzt in Überfluss und Verschwendung wiederfinden. Nach dem Platzen
der Dotcom-Blase 2000 sind unzählige Webseiten wie Google, Amazon und eBay entstanden und haben
den Markt revolutioniert. Durch das Erscheinen des Smartphones im Jahre 2007 ging es für viele dieser
Unternehmen steil bergauf und es wurde für immer mehr Personen möglich, daran teilzunehmen, da
nun jeder seinen eigenen, persönlichen Minicomputer jederzeit griffbereit hat. Die Türen zur digitalen
Shoppingwelt stehen durchgängig offen und schaffen Flexibilität. (Meinel & Asjoma, 2021).
Der digitale Marktplatz, der einst als Lösung für den stressigen Alltag gedacht war, hat sich jedoch zu
einem Auslöser für exzessiven Konsum entwickelt. Es wird mittlerweile nicht nur unsere Umwelt stark
durch unser Verhalten belastet, sondern es hat mittlerweile auch tiefgreifende Einschnitte in unser
privates Leben zur Folge. (Frick et al., 2021) Durch Social Media Plattformen wie Instagram und
TikTok wird unser Verlagen nach immer mehr ständig befeuert. Das Gefühl, nichts verpassen zu dürfen
um „up to date“ zu sein, zeigt sich auch im Phänomen „fear of missing out“. Dabei stellt das Verpassen
einer Erfahrung oder Chance eine Gefahr im psychologischen Wohlbefinden des Einzelnen dar. Im
Bezug auf Onlineshopping wird diese Angst bei Personen durch ausgewählte Marketingtechniken
gezielt getriggert, da sich viele Personen sehr stark über materielle Dinge definieren. (Zhang et al.,
2020) Der wachsende Materialismus und das sozial bedingte Konsumverhalten haben zu einem
alarmierenden Überkonsum in nahezu allen Produktkategorien geführt. Zinsfrei angebotene
Ratenzahlungen sowie Kauf auf Rechnung sind Beispiele für die Vereinfachung des Kauferlebnisses
und werden von Nutzern als vorteilhaft angesehen, obwohl diese einen starken Einfluss auf den
Abschluss eines Kaufes haben und dann oftmals Impulskäufe die Folge sind. (Ah Fook & McNeill,
2020) Ebenso kritisch zu betrachten sind kaufanregende Elemente wie „Nur noch 1 Artikel übrig“ oder
„geringer Lagerbestand“, welche häufig in Kombination mit leuchtenden Farben eingesetzt werden, um
die Kaufentscheidung weiter zu beeinflussen.
All diese Dinge fördern die mangelnde Selbstkontrolle des Einzelnen. (Ah Fook & McNeill, 2020) Wir
verlieren dabei immer mehr das Gefühl zur Realität und zum wahren Wert von Geld, was wiederum
Impulskäufe fördert und zur Folge hat, dass bereits etwa 40% aller Onlineeinkäufe darauf
zurückzuführen sind. (Engels, 2020) Online wird Geld leichter ausgegeben, als es vor Ort im Geschäft
der Fall wäre. Das schafft auf lange Sicht nicht nur eine Unzufriedenheit mit uns selbst, sondern stellt
auch ein ernstzunehmendes Problem hinsichtlich unserer finanziellen Lage da. (Engels, 2020)
Wir müssen uns als Gesellschaft bewusst machen, dass unüberlegte Einkäufe uns, wenn diese einmalig
geschehen, vermutlich langfristig nicht stark belasten werden. Lassen wir jedoch diese digitalen
Annehmlichkeiten in einen Dauerzustand übergehen, schaden wir nicht nur unserem Geldbeutel,
sondern auch unserer Umwelt und unserem persönlichen Wohlbefinden. Ein achtsamerer Umgang mit
Onlineshopping, die Rückbesinnung auf den wahren Wert von Geld und bewusste Kaufentscheidungen
sind entscheidend, um die Spirale des Überkonsums zu durchbrechen und eine nachhaltige,
ausgewogene Konsumkultur zu schaffen. Denn letztlich liegt die Macht des Klicks im wahrsten Sinne
des Wortes in unseren Händen.
Literaturverzeichnis
Ah Fook, L., & McNeill, L. (2020). Click to buy: The impact of retail credit on over-consumption in
the online environment. Sustainability, 12(18), 7322.
Engels, B. (2020). Generation Onlineshopping: Eine empirische Analyse unter Jugendlichen (No.
22/2020). IW-Report.
Frick, V., Matthies, E., Thøgersen, J., & Santarius, T. (2021). Do online environments promote
sufficiency or overconsumption? Online advertisement and social media effects on clothing,
digital devices, and air travel consumption. Journal of Consumer Behaviour, 20(2), 288-308.
Kirpal, A., & Vogel, A. (2006). Neue Medien in einer vernetzten Gesellschaft: Zur Geschichte des
Internets und des World Wide Web. NTM International Journal of History & Ethics of
Natural Sciences, Technology & Medicine, 14, 137-147.
Meinel, C., & Asjoma, M. (2021). Eine kurze Geschichte des Internets. Die neue digitale Welt
verstehen: Internet und WWW für alle, 18-23.
Zhang, Z., Jiménez, F. R., & Cicala, J. E. (2020). Fear of missing out scale: A self‐concept
perspective. Psychology & Marketing, 37(11), 1619-1634.