Soziale Ungleichheit im Ernährungsverhalten

Bei abnehmenden Sozialstatus sinkt die Ernährungsqualität

Sommersemester 2023: Pablo Grüber und Anna Rosa Ziegler

 

Die Hauptindikatoren für soziale Ungleichheit sind Bildung, Einkommen und Berufsstatus. Hängen
diese Indikatoren auch mit dem Ernährungsverhalten der einzelnen sozialen Schichten zusammen und
weisen somit Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus einer niedrigeren Sozialschicht ein
ungesünderes Ernährungsverhalten als Personen aus einer höheren Sozialschicht auf? Die Gründe für
Ernährungsdifferenzen in den unterschiedlichen sozialen Schichten, die Folgen und mögliche
Gegenmaßnahmen werden im Folgendem genauer erläutert. (Fekete & Weyers, 2016)

Ernährungsverhalten wird im Kindesalter geprägt
Das Ernährungsverhalten wird schon im frühen Kindesalter geprägt. So nehmen Kinder aus ärmeren
Familien rund 36 Prozent ihrer täglichen Energiezufuhr durch Fast-Food auf. Hingegen Kinder mit
hohem sozioökomischen Status nehmen rund 17 Prozent ihrer täglichen Energiezufuhr durch Fast-Food
auf. Weiters essen Kinder aus ärmlicheren Familien nur die Hälfte an Obst wie Kinder aus
wohlhabenderen Familien. Zudem haben Kinder mit einem niedrigen sozioökomischen Status eine
sechsfach höhere Wahrscheinlichkeit ihren Flüssigkeitsbedarf mit Softdrinks, anstatt mit Wasser zu
stillen. Bei den Jugendlichen konsumieren, jene aus ärmeren Familien dreimal häufiger
Energy-Drinks, als jene aus einer wohlhabenderen Familie. Durch diese Beispiele wird deutlich, dass
die richtige Ernährung bereits im Kindesalter beginnen sollte. (Geffert et al., 2021) Um die
gesunde Ernährung zu fördern ist es wichtig den Kindern schon in der Schulzeit Wissen über gesunde
bzw. ungesunde Ernährung anzueignen und mögliche Folgen zu verdeutlichen. Patterson et al. zeigen,
dass Probanden, die sich der gesundheitsschädlichen Auswirkungen bestimmter Lebensmittel bewusst
waren, ihre Ernährung angepasst haben, während unwissende Probanden keine Änderungen gemacht haben.
Somit ist eine positive Assoziation zwischen Ernährungswissen und Ernährungsqualität zu erwarten.
(Muff & Weyers, 2010)

Gesundes Essen ist zu teuer
Bei vielen finanziell schwachen Haushalten fehlen die finanziellen Mittel einer gesunden und
ausgewogenen Ernährung. Meistens weisen preiswerte Lebensmittel einen hohen Fett- und
Zuckergehalt auf. Hingegen Obst, Gemüse, Fisch und Vollkornprodukte sind eine teure und für
einkommensschwache Personen nicht erschwingliche Alternative. (Fekete & Weyers, 2016)

Viel Ungesundes und wenig Gesundes in der Region
In ärmeren Regionen gibt es oftmals keine großen Lebensmittelgeschäfte, welche ein großes und
vielfältiges Produktsortiment aufweisen. Jedoch gibt es kleinere Geschäfte, welche jedoch auch ein
reduziertes Sortiment mit teuren Preisen anbieten. Weiters gibt es in ärmlicheren Regionen ein
deutlich höheres Angebot an ungesunden Waren, wie Limonaden oder Süßigkeiten. Eine Studie aus Köln
belegte dies mit dem Fazit, dass in ärmeren Gebieten mehr Fast-Food angeboten wird als in
privilegierten Regionen. (Fekete & Weyers, 2016)

Höheres Adipositas Risiko für die ärmere Bevölkerungsschicht

grueber-ziegler_gruppe5_bp1_

Abbildung 1: Adipositasprävalenz in Deutschland in Abhängigkeit vom Sozialstatus
(in Prozent, Erwachsene, altersstandardisiert, DEGS-Daten) (Geffert et al., 2021)

Wie in der oben angeführten Grafik ersichtlich wird, haben Menschen mit niedrigen Einkommen ein
deutlich höheres Risiko adipös zu werden als Personen aus der mittleren oder hohen
Einkommensschicht. Die Ursachen dafür können vielfältig sein, drei davon wurden im oberen
Textabschnitt genauer erläutert. Ein weiterer Grund für dieses Resultat ist das Menschen mit
höheren Einkommen ihren Körper sehr wichtig finden und demnach einen trainierten bzw. schlanken
Körper anstreben. Hingegen bei Menschen mit einem niedrigeren Einkommen spielt das eigene
Körperbild eine geringere Rolle. (Geffert et al., 2021)

Politische Handlungsoptionen
Die Politik kann einen gewissen Teil dazu beitragen, damit die Bevölkerung eines Landes sich
gesünder ernährt. Zum einen kann beispielsweise die Europäische Union Umsatzsteuerrichtlinien
definieren, bei welchen die Mehrwertsteuer für gesunde Lebensmittel auf null gesenkt werden.
Weiters können die einzelnen Staaten beispielsweise eine bessere und vor allem gesündere Ernährung
für Kinder und Jugendliche in Kindergärten und Schulen anbieten. Zudem kann ein Staat
Lebensmittelwerbungen für ungesunde Produkte verbieten. Ein weiterer Punkt wäre eine bessere und
ausgeweitete Bildung zum Thema gesunde und ausgewogene Ernährung in Schulen anzubieten. (vgl.
Geffert et al., 2021)

Fazit
Zusammenfassend kann man sagen, dass eine ausgewogene Ernährung nicht ein Privileg für Menschen mit
mehr Einkommen oder Bildung sein sollte, sondern ein Grundrecht für alle. Zudem sollten von der
EU-Ebene, von den Staaten und von den einzelnen Menschen Maßnahmen getroffen werden, welche zu
einem gesünderen Ernährungsverhalten führen, denn dies beugt Adipositas, wie auch andere
Krankheiten vor.

 

Literaturverzeichnis

Fekete, C., & Weyers, S. (2016). Soziale Ungleichheit im Ernährungsverhalten.
Bundesgesundheitsblatt
- Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 2 2016, 197-205.

Geffert, K., Klinger, C., & von Philipsborn, P. (2021). Ernährungspolitik und soziale Ungleichheit
hängen zusammen - Handlungsfelder für die Politik. Soziale Sicherheit 12/2021, 434-439.

Muff, C., & Weyers, S. (2010). Sozialer Status und Ernährungsqualität. Ernährungs Umschau 57,
84-89.

Patterson, K. W. (1996). Do beliefs, knowledge, and perceived norms about diet and cancer predict
dietary change? Am J Public Health 86, 1394– 1400.

 

 

Nach oben scrollen