Wintersemester 2023/24: Saskia Goth, Viktoria Hauser, Carina Wohlschlager
Die weltweiten Folgen dieser daraus resultierenden Erderwärmung sind drastisch und inkludieren beispielsweise Extremwetterereignisse, Artenvielfaltsverluste sowie einen Anstieg des Meeresspiegels. Diese direkten Folgen haben zudem negative Implikationen auf die Gesellschaft und Wirtschaftsstrukturen, die weltweit spürbar sein werden. (Europäische Kommission, 2023b) Wie können also Anreize gesetzt werden, dass von verschiedensten Akteuren, darunter auch Unternehmen und Länder, Klimaschutz betrieben wird?
Beginnen wir mit der Frage, warum es trotz der schon langbekannten negativen Folgen des menschlichen Handels auf die Umwelt immer noch zu solchen Aktivitäten kommt. Eine ökonomische Antwort darauf liefert das Öffentliche-Güter-Spiel, das unter anderem von Olson (1971) entwickelt wurde. Hierbei können SpielerInnen entweder zu einem öffentlichen Gut beitragen oder ihre Ressourcen für privaten Konsum nützen. Typischerweise ist der individuelle Nutzen aus privatem Konsum höher als jener, der aus dem eigenen Beitrag zum öffentlichen Gut entsteht, jedoch steigert ein Beitrag zum öffentlichen Gut die Gesamtwohlfahrt. Somit kommt es in dieser Situation zu einem sozialen Dilemma, da sich individuelle und kollektive Anreize unterscheiden. Ein egoistischer Agent wird also sein komplettes Kontigent für privaten Konsum verwenden und von den Beiträgen anderer profitieren, ohne selbst Kosten für die Bereitstellung des öffentlichen Gutes zu tragen. Somit wird das öffentliche Gut zu wenig bereitgestellt, obwohl dies den Nutzen kollektiv betrachtet verschlechtert. (Olson, 1971)
Auch Klimastabilität kann als ein solches globales öffentliches Gut modelliert werden, da die Treibhausgasemissionen jedes Landes kumulativ zur Steigerung der Gesamtkonzentration beitragen und jeder davon betroffen sein wird. Somit fällt das globale Klima unter die typischen Merkmale eines öffentlichen Gutes und ist weder ausschließbar noch rival. Auch hier entsteht aufgrund dieser Charakteristiken ein soziales Dilemma, wie es auch schon im oben beschriebenen Öffentliche-Güter-Spiel auftritt. Jedes Land muss zur Reduktion von Treibhausgasemissionen private Kosten tragen. Die Vorteile solcher Bemühungen zur Minderung werden jedoch von allen geteilt, unabhängig von ihren eigenen Beiträgen. Daher ist die individuell rationale Lösung, nichts zum Klimaschutz beizutragen und von den Aufwänden anderer zu profitieren. Diese Strategie führt aber global betrachtet nicht zum Optimum. (Grasso, 2004)
Wie kann man es also schaffen, bei der Bereitstellung öffentlicher Güter, wie beispielsweise Klimastabilität, individuelle und kollektive Anreize zu harmonisieren und Freeriding zu unterbinden?
Ein Weg, um Kooperation bei der Bereitstellung öffentlicher Güter zu stärken, ist Bestrafungen einzuführen. Hierbei erweitert Chaudhuri (2011) in einem Experiment das klassische Öffentliche-Güter-Spiel mit der Möglichkeit, Freerider zu bestrafen. Chaudhuri (2011) kommt zum Resultat, dass dadurch die Beiträge zum öffentlichen Gut erhöht und über mehrere Perioden stabil gehalten werden können. Dabei werden insbesondere jene SpielerInnen bestraft, deren Beiträge unter dem Gruppendurchschnitt liegen. Diese Bestrafungen sind entweder in monetärer, aber auch in Formen des sozialen Drucks erfolgreich. (Chaudhuri, 2011)
Auch im Kontext des Klimaschutzes könnte durch wirtschaftliche Bestrafungen die Bereitschaft, zum öffentlichen Gut beizutragen, erhöht werden. So stellte beispielsweise die Nicht-Durchsetzbarkeit von wirtschaftlichen Strafmechanismen bei internationalen Vereinbarungen, wie dem Kyoto-Protokoll, ein signifikantes Problem im Verfolgen weltweiter Klimaziele dar. Beim Montrealer Protokoll, das zum Schutz der Ozonschicht eingeführt wurde, war die Implementierung jener Bestrafungen jedoch erfolgreicher. Hierbei wurden gegen Nicht-Unterzeichner und bei Nichteinhaltung Handelsbeschränkungen eingesetzt. (Grasso, 2004)
Solche Sanktionen könnten durch die Einführung von rechtlichen Grundlagen ermöglicht werden und so auch im Klimaschutz die Beiträge zu jenem öffentlichen Gut erhöhen. Durch die rechtliche Verankerung von Klimaschutz könnten Akteure, wie insbesondere Staaten und Unternehmen, für Versäumnisse und Verstöße belangt werden. International können bereits einige Klimaklagen, erfolgreich darunter in Deutschland oder den Niederlanden, verzeichnet werden. Hierbei werden insbesondere die Grundrechte herangezogen, die durch übermäßige Umweltverschmutzung und den daraus resultierenden Folgen verletzt werden. Beispielsweise konnte das Unternehmen Royal Dutch Shell dadurch in erster Distanz geklagt werden. (Voss, 2022)
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass beim Klimaschutz aufgrund seiner Charakteristiken eines öffentlichen Gutes und daraus resultierenden Freeridinganreizen nur schwierig internationale Bemühungen erzielt werden können. Um jene Problematik zu lösen und individuelle mit kollektiven Anreizen zu harmonisieren, könnten wirtschaftliche Bestrafungen gegen bedeutende Emittenten eingeführt werden. Für die Durchsetzbarkeit dieser sind rechtliche Grundlagen, die international implementiert werden und wirtschaftliche Strafen für Verstöße im Klimaschutz ermöglichen, nötig. Dadurch könnten Länder und Unternehmen durch sonstige rechtswirksame Bestrafungen zu mehr Umwelt- und Klimaschutz animiert werden.
Literatur
Chaudhuri, A. (2011). Sustaining cooperation in laboratory public goods experiments:
a selective survey of the literature. Experimental Economics, 14, 47-83.
https://doi.org/10.1007/s10683-010-9257-1
Europäische Kommission. (2023a). Ursachen des Klimawandels.
https://climate.ec.europa.eu/climate-change/cause-climate-change _ de
(Abgerufen am 01.01.2023)
Europäische Kommission. (2023b). Folgen des Klimawandels.
https://climate.ec.europa.eu/climate-change/consequences-climate-change_de (Abgerufen am 01.01.2023)
Grasso, M. (2004). Climate change: the global public good. Working Paper Dipartimento di Economia
Politica, Università di Milano Bicocca; 75.
Olson Jr, M. (1971). The Logic of Collective Action: Public Goods and the Theory of Groups, with a
new preface and appendix (Vol. 124). Harvard University Press.
Voss, Tilman. (2022). Warum Klimaschutz ein Menschenrecht werden muss.
Scientists For Future Österreich.
https://at.scientists4future.org/2022/11/27/warum-klimaschutz-ein-menschenrecht-werden-muss/ (Abgerufen am 02.01.2023)