Sommersemester 2023: David Göller, David Nößig
In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wie kommt die Inflation zustande, wer leidet eigentlich am meisten unter den Auswirkungen und wer profitiert möglicherweise sogar.
Um nachvollziehen zu können, was die Inflation für Auswirkungen hat, ist es zunächst sinnvoll darzulegen, wie diese überhaupt zustande kommt und was zentrale Treiber der Inflation sind. Denn Inflation ist nicht gleich Inflation. Diese wird nämlich anhand eines Warenkorbes gemessen, welcher hunderte von Gütern und Dienstleistungen enthält. Dieser Warenkorb kann je nach Messmethode unterschiedlich zusammengesetzt sein bzw. haben die darin enthaltenen Güter und Dienstleistungen unterschiedliche Gewichte. Typischerweise wird die Inflation für Endverbraucher/innen anhand des Verbrauchpreisindex (VPI) oder harmonisierten Verbraucherpreisindex (HPVI) ausgewiesen. Der VPI misst die Preissteigerung von privaten Haushalten und bildet damit das durchschnittliche Kaufverhalten von Österreicher/innen ab. Während der VPI auf nationaler Ebene berechnet wird, wird der HVPI in einem standardisierten Verfahren auf europäischer Ebene einheitlich berechnet, um die Inflationsraten der einzelnen Länder miteinander vergleichen zu können. Die Inflation wird auch gerne als Geldentwertung bezeichnet, weil man sich aufgrund steigender Preise mit demselben Geldbetrag weniger kaufen kann (Gischer et al., 2023).
Die Inflationsrate für April 2023 in Österreich, gemessen am HVPI, liegt laut Eurostat bei 9,5%. Die Ursachen für die hohen Teuerungsraten liegen sowohl auf der Angebotsseite als auch auf jener der Nachfrage und gehen bis zur Covid-19-Pandemie zurück. Während dieser wurden nämlich anstelle von Dienstleistungen langlebige Konsumgüter nachgefragt, was wiederrum zu einem Anstieg der Nachfrage nach Vorprodukten und Rohstoffen auslöste. Das jedoch durch die Pandemie begrenze Angebot an diesen Produkten führte zu einem Anstieg der Preise. Zudem wurden vor allem auch die Energiepreise massiv teurer. Der Ölpreis für ein Barrel stieg von 10$ auf bis zu 120$ zwischen April 2020 und dem Frühjahr 2022. Zudem ist der Preis für Erdgas seit dem russischen Krieg in der Ukraine massiv angestiegen. Da beide Länder auch große Exporteure von Agrarprodukten sind, haben sich die Preise für Nahrungsmittel ebenfalls stark verteuert (Baumgartner, 2021).
Am stärksten unter der hohen Inflation leiden vor allem Personen mit niedrigen Einkommen. Wie das Institut für Höhere Forschung zeigt, verteuern sich Güter und Dienstleistungen für Personen mit niedrigen Einkommen deutlich stärker als für jene mit höheren Einkommen. Dies wurde anhand unterschiedlicher Warenkörbe für die jeweiligen Einkommensschichten festgestellt. Zentrale Preistreiber sind nämlich vor allem gestiegene Mietpreise und Nahrungsmittelpreise. Schließlich geben Personen mit niedrigen Einkommen einen höheren Anteil ihres Einkommens für Mieten und Nahrungsmittel aus (IHS-Analyse, 2023).
Zudem haben die hohen Inflationsraten auch negative Auswirkungen Realeinkommen und festverzinsliches Sparguthaben. Schließlich erleiden Personen, die ein fixes Einkommen erhalten, bis zur inflationsbedingten Anpassung Realeinkommensverluste. Diese lassen sich daran erkennen, dass mit dem gleichen monatlichen Einkommen immer weniger Güter und Dienstleistungen erworben werden können. Erst im Zuge der kollektivvertraglichen Erhöhungen wird dieser Nachteil ausgeglichen. Ähnliches kann bei Sparguthaben beobachtet werden, welches mit einem fixen Zinssatz verzinst wird. Dazu zählen allen voran Gelder auf Tages- oder Festgeldkonten. Solange die Inflationsrate über dem Zinssatz liegt, wird das angesparte Kapital real weniger wert. Da sich in Österreich und Deutschland diese Sparform hoher Beliebtheit erfreut, sind vor allem Sparer/innen die Leitragenden der massiven Teuerung (Fritzl, 2023).
Zu den Gewinnern der Teuerung gehören allen voran Personen und Institutionen mit Schulden. Diese werden nämlich in Zeiten hoher Inflationsraten deutlich weniger wert. Neben Unternehmen mit hohen Schuldenquoten profitieren vor allem auch Staaten, deren Schuldenquoten in den letzten Jahren stark anstiegen. Zudem erfreuen sich Staaten in Zeiten von hohen Inflationsraten der Reduktion ihrer Schuldenquoten. Diese werden nämlich durch ein aufgeblähtes Bruttoinlandsprodukt, welches durch höhere Preise zustande kommt, künstlich gedrückt (Vieweger, 2022). Des Weiteren zeigen Studien, dass Unternehmen, welche vor allem im Bereich Bau, Landwirtschaft und Handel tätig sind, von der Inflation profitieren. Diese erhöhten nämlich in Zeiten der Inflation ihre Preise, jedoch waren diese Preiserhöhungen nur teilweise auf gestiegene Kosten zurückzuführen. Dies führte zu einer Ausweitung der Unternehmensgewinne in diesen Sektoren (Ragnitz, 2022).
Die Inflation trifft jeden unterschiedlich und erzeugt damit Gewinner und Verlierer. Jedoch sind es vor allem Personen mit niedrigen Einkommen und nicht realwertgesicherten Sparvermögen, die besonders unter der Teuerung leiden.
Quellen
Baumgartner, J. (2021). Verbraucherpreise in Österreich 2021 bis 2023: Entwicklung und Ausblick. WIFO Research Briefs, 14, 10.
Fritzl, C. (2023, April 21). Was bedeutet Inflation? news.at. https://www.news.at/a/inflation-12201786
Gischer, H., Herz, B., & Menkhoff, L. (2023). Inflation in Deutschland und dem Euroraum – ein Überblick. Springer Fachmedien.
IHS-Analyse: Wen die Rekordinflation am meisten trifft. (2023, März 15). https://kurier.at/wirtschaft/ihs-analyse-wen-die-rekordinflation-am-meisten-trifft/402365409
Ragnitz, J. (2022). Gewinnflation und Inflationsgewinner. ifo Dresden berichtet, 29(5), 24–28.
Vieweger, H.-J. (2022, Mai 31). Ist der Staat Gewinner oder Verlierer der Inflation? tagesschau.de. https://www.tagesschau.de/wirtschaft/konjunktur/inflation-staat-101.html