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Frankfurter Kleiderordnung 1356

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Frankfurt

Kleiderordnung, Glücksspiele, Aufwand bei Begräbnissen, Weinbereitung

              In gotes namen amen. Alle mannesnamen unde wybesnamen, ubir die wir zu gebydene han, die sullint alle dyse stucke halden, die hernach stent geschrebin.

              (1) Mit namen ensullint sie nicht tragen keinerleye gold noch sylber noch keinerleie gesteyne adir fyne perlin. Auch ensullen ein mannesnamen adir ein wybesnamen nicht me fyngerline dragen, ob sie wullen, dan zwey in sinen fyngern, antwedir eyn fyngerlin und eynen ryng adir zwey fyngerlin adir zwene rynge.

              (2) Auch mag ein frawennamen wale dragen eyn spennechin von golde adir von sylber umb ein phund heller adir darunder und nicht darubir. Und mogen auch die frawennamen wale gurtele dragen, die alse gud sin alse eyne mark sylbers adir darunder und nicht darubir.

              (3) Auch ensollin nyman, es sin mannesnamen adir frawennamen, keinerleye brayn an iren cleydern dragen weddir undene adir obene an den rocken adir an den armen odir nyrgen, es sii an mentelin adir an kogelin und ensullen die Iappen an den armen nicht lenger sin dan eyne elin [1], beyde mannesnamen und frawennamen.

              (4) Auch ensullin keyn frauwennamen keinerleye kogelin dragen, die da sint stryffechte adir geteilet adir gestucket adir virsnyczelit.

              (5) Auch ensullin keyne frawen keyne schappel dragen. Auch mag ein jungfrawe schappele dragen also bescheidenlichen, das alle ire schappele under eyner mark sylbers werd sin und nicht darubir.

              (6) Auch ensullen alle frawennamen keyne kruseler adir hullen dragen grozser dan von sehs vachen, sie sin syden adir gerne, und die sullint auch ungeflockit sin. Und sullin auch die frawennamen keyne nezselin ducher dragen.

              (7) Auch ensullen die frawennamen by den oren nicht machen adir dragen das man heizset muse.

              (8) Auch ensullin die mannesnamen keyn syden gewand dragen.

              (9) Auch ensullin nyman keyne kerczen ubir die graber tragen, der eyne me wazses habe dan zwey phund wazses.

              (10) Auch ensullin nyman, es sin mannesnamen adir wybesnamen, eyner brud adir brudegummen nicht geben, es enwere dan eyne notdorfft. Und ensal auch nymand keynen wyn zu eyner brude schencken, es enwere dan, das he da ezse.

              (11) Auch ensullin alle mannesnamen, was kleydere adir kogelin adir mentele sie machint adir tragent adir hant, die sullint unversnyczelit sin. Auch sullint alle mannesnamen und wybesnamen ire kleydere, es sin rocke, mentele adir kogelin nicht virnewen mit syden.

              (12) Und ensullin auch nyman, beyde mannesnamen und wybesnamen keyne snebele adir spyczen an sinen schuhen dragen.

              (13) Auch ensullen nyman mit den wurffelin grysen, schancze slahen adir paryren. Und ensullen auch nyman, es sin mannesnamen adir frauwennamen, hoher spelin allirleye spyl dan uff zwene schillinge alder heller zu eyme dage und zu der nacht, weddir umb geld adir umb geldes werd.

              (14) Auch wer dyser vorgeschrebin stucke, es sin mannesnamen adir frawennamen, eynes adir me brichet und nicht enheldet, alse es hyvore stet geschrebin, ist es eyn mannesnamen, so sullin sie eynen gulden gebin, alse dicke alse sie es dageliches brechint, adir sullen je fur den guldin eyne wochen fur die stad farin. Hat abir eyn frawennamen eynen man, so sal der man den gulden fur sie gebin adir sal eyne wochen fur die stad farin, alse dicke alse es nod dut.

              (15) Auch ensal nyman keynen beldekin hoher kouffen dan um zehen phund und nicht darubir. Unde wer me um den beldekin gebe, alse veIe geldes he me darum gebe, alse vele geldes sulde he der stad geben.

              (16) Auch ensal nyman vor keyner Iych keyn roz adir pherd lazsen furen mit eyme gewapetin manne, weddir virdacht adir unvirdacht. Dan wyl yman eyn roz adir ein pherd zu dem buwe gebin fur sines frundes sele, der mag es tun. Und das roz adir das pherd sal man auch dem buwe lazsen und der ensal es auch nicht widderkouffen adir losen, der es dar gegebin hette, adir nymand von synen wegen. Und wer das breche und nicht enhilde, der sulde der stad alse vele geldes gebin, alse he das roz adir daz pherd widdergekoufft adir gelost hette.

             (17) Auch ensal nymand keynen wyn machen, he enkome dan vore zu den burgermeistern adir zu ir eyme und sullen die lazsen virsten, womydde sie den wollen machen, so sagent in die burgermeystere wale, ob sie es tun mogen adir nicht. Hant abir ymand iczund wyne, die mit schedelichen dingen gemacht sint, wo man das gewar wurde, das sehe der rat zu ime. Und wer dyt breche an dem wynen und nicht enhilde, alse es hy gekundit ist, der virlure die wyne adir sulde der stad alse vele geldes darfur gebin, alse der wyn hat geguldin.

            (18) Auch hat ime der rat die mogede und macht behalden, das he dyser vorgeschrebin stucke mag wandelin eynes adir me und mynnem adir meren adir zumale abetun, wanne es ime fuget. In allen dysen vorgeschrebin sachen ist uzgenomen alle argelist und geverde.

Geschehin nach gots geburte anno domini 1356 feria quinta ante diem beate Katherine virginis. (= 24. November 1356).


Aus: Armin Wolf (Hrsg.), Die Gesetze der Stadt Frankfurt am Main im Mittelalter. Veröffentlichungen der Frankfurter Historischen Kommission 13 (Frankfurt a.M. 1969), 106-107.


[1] Frankfurter Elle = 0,5473 m.

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