Ehemalige Dirigenten

Das Universitätsorchester wurde über die letzten hundert Jahre von verschiedene Dirigenten und Gastdirigenten geprägt.

Im Folgenden wird nur auf jene eingegangen, die über längere Abschnitte und mehrere Jahre das Orchester leiteten und so mitgestalteten. Nach dem jetzigen Forschungsstand kann jedoch festgehalten werden, dass unter anderem die Komponisten Robert Nessler und Emil Berlanda, sowie die Dirigenten des städtischen Orchesters Walter Kurz und Fritz Weidlich das Orchester für einzelne oder mehrere Aufführungen leiteten.

Rudolf von Ficker

Rudolf von Ficker (1886 – 1954) studierte Komposition bei Ludwig Thuille und Walter Courvoisier in München und Musikwissenschaften bei Guido Adler in Wien (Promotion 1913). Er habilitierte 1920 an der Innsbrucker Universität und begründet dort die Lehrmittelsammlung, die 1926 zum Institut wurde. 1927 übernahm Ficker eine Professur in Wien und 1931 eine Professur und den Seminarvorstand der Musikwissenschaften in München. Er war Mitglied des Direktoriums der Internationalen Gesellschaft für Musikwissenschaft und Mitautor der Denkmäler der Tonkunst in Österreich. Schwerpunkt seiner Arbeiten war die Musik des Mittelalters. Internationale Bekanntheit erlangte er durch seine Forschungen zu den Trienter Codices, deren siebten Band (TrentM 93) er 1920 entdeckte.

Wilhelm Ehmann

Wilhelm Ehmann (1904-1989) promovierte 1933 bei Wilibald Gurlitt zum Thema „Adam von Fulda als Vertreter der ersten deutschen Komponistengeneration“.

Danach war er Hochschulassistent, „Gauchormeister“ von Baden, in der Arbeitsgemeinschaft für Orgelmusik des Kulturamts der Reichsjugendführung tätig und Privatdozent und Hauptschriftleiter der Zeitschrift Deutsche Musikkultur.

1937 habilitierte er sich und trat der NSDAP bei.

1940 –1945 leitete er das musikwissenschaftliche Institut der Universität Innsbruck, übernahm den Vorsitz des „Gaumusikschulwerks“ Vorarlberg und war „Gaubeauftragter“ für Musik. 1

1948 übernahm er das Amt des Landeskirchenmusikwartes der Evangelischen Kirche von Westfalen, gründete die Westfälische Landeskirchenmusikschule Herford und war Lehrbeauftragter für Kirchenmusik an der Universität Münster.

1969 erhielt er das deutsche Bundesverdienstkreuz erster Klasse.

Julius Alf

Julius Alf (1915-1939) studierte bei Wilibald Gurlitt in Freiburg im Breisgau (Dissertation 1939) und wurde 1940 zum wissenschaftlichen Assistenten in Innsbruck berufen. Zwischen 1940 und 1948 war er am Institut für Musikwissenschaft Innsbruck als Assistent und Leiter des Collegium musicum tätig. Ab 1948 wirkte er in Düsseldorf: Dort gründete und leitete er die Jugendmusikschule und war Assistent des Generalmusikdirektors.

Anton Steyrer

Über den Komponisten, Dirigenten, und Chemiker Anton Steyrer ist wenig bekannt. Vermutlich hat er in Innsbruck Chemie studiert. Von 1948-1955 war er Leiter des Universitätsorchesters Innsbruck, das damals noch Akademische Musikgesellschaft hieß. Er zog 1955 aufgrund persönlicher Turbulenzen nach München und arbeitete als Techniker beim Rundfunk.

Othmar Costa

Othmar Costa (1928-2018) studierte ab 1947 Lehramt für Musik und Deutsch in Wien. Im Herbst 1953 wurde er in Innsbruck Gymnasiallehrer und studierte nebenher Philosophie (Promotion 1957). Er leitete das Collegium musicum an der Universität Innsbruck (1957–1969) und den Kammerchor Walther von der Vogelweide (1962–1994), mit dem er u.a. Konzerttourneen nach Japan und Amerika unternahm. Costa war unter anderem Musikregisseur bei den Salzburger Festspielen und Spartenleiter für Ernste Musik beim ORF-Radio Tirol (1967-1990), Kulturbeirat des Landes Tirol, Vorsitzender im Kuratorium des Brenner-Archivs. Er gab mehrere Musikeditionen heraus und initiierte den Emil-Berlanda-Preis. Costa wurde 1976 mit dem Verdienstkreuz des Landes Tirol, 1982 dem Ehrenzeichen der Stadt Innsbruck und 1997 mit der Ehrenbürgerschaft der Universität Innsbruck ausgezeichnet.

Michael Mayr

Michael Mayr (*1936) stammt aus Lienz in Osttirol und studierte in Wien Kirchenmusik und Romanistik. Zusammen mit dem Amt des ersten Domorganisten zu St. Jakob in Innsbruck 1964 übernahm Mayr auch eine Lehrverpflichtung für Musiktheorie am Tiroler Landeskonservatorium Innsbruck. Von 1969 bis 1993 leitete er das Collegium musicum der Universität Innsbruck. Ab 1975 wurde er außerdem zum Domkapellmeister ernannt, woraus sich die Zusammenarbeit des Collegium musicum mit dem Domchor ergab. 1989 erhielt er das Ehrenzeichen der Universität Innsbruck. Von 1993 bis 2001 war Michael Mayr zudem Direktor des Tiroler Landeskonservatoriums.

Waldo Gottardi

Waldo Gottardi (*1935) lernte bereits als Kind Violine. Der gebürtige Innsbrucker erhielt Unterricht bei Roman Wisata. Nach dem Studium der Chemie arbeitete er als Chemiker und wurde unter Othmar Costa Konzertmeister des Collegium musicum. Er behielt diese Stelle über mehrere Jahrzehnte. Als Michael Mayr Direktor des Tiroler Landeskonservatoriums wurde und daraufhin die Leitung des Collegium musicum zurücklegte, übernahm Waldo Gottardi für ein Semester die Leitung des Orchesters. Neben dem Orchester leitete er über viele Jahre als Primarius auch das Quartett des Collegium musicum, das auch bei vielen universitären Veranstaltungen auftrat.

Nikolaus Netzer

Nikolaus Netzer (*1967) studierte in Innsbruck Musik- und Instrumentalerziehung mit den Schwerpunkten Chor- und Ensembleleitung, sowie Dirigieren. Von 1996 bis 2001 leitete er das Innsbrucker Universitätsorchester.

Weitere Lehr- und Dirigiertätigkeiten führten ihn an die Musikschule der Stadt Innsbruck, ans Mozarteum Salzburg, die Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, sowie zu den Tiroler Festspielen in Erl, ans Theater Ulm und an dasTiroler Landestheater Innsbruck. Seit 2004 ist Nikolaus Netzer künstlerischer Leiter des „Montafoner Sommer“ und seit 2007 Leiter des Musiktheaters Vorarlberg. Seit Oktober 2009 ist er zudem Direktor der Musikschule Feldkirch in Vorarlberg.

Stefan Susana

Stefan Susana (*1971) studierte am Mozarteum Salzburg Violoncello, Komposition und Dirigieren. Als Cellist wirkte er mit im Mozarteumorchester Salzburg und im Sinfonieorchester Vorarlberg. Im Jahr 2000 übernahm Stefan Susana, während Nikolaus Netzers Lehrtätigkeit in Thailand, nach einem Probedirigat für ein Semester das Universitätsorchester Innsbruck. Stefan Susanna ist musikalischer Leiter mehrerer Orchester in Liechtenstein und der Schweiz. Zusätzlich arbeitet Stefan Susana als akademischer Mentalcoach.

Hermann Pallhuber

Hermann Pallhuber (*1967) studierte in Innsbruck und Wien Klavier, Posaune und Ensembleleitung, sowie Musikpädagogik in Salzburg und Innsbruck. Nach verschiedenen Unterrichts- und Dirigiertätigkeiten setzte er seine Kompositions- und Dirigierstudien in Zürich und Augsburg fort. Hermann Pallhuber leitete das Universitätsorchester Innsbruck im Jahr 2001.

Neben der künstlerischen Leitung professioneller und semiprofessioneller Bläserensembles und Blasorchester moderierte er zudem Sendungen für Blasmusik im Österreichischen Rundfunk und ist als Dirigent, Juror, Komponist und Dozent für Blasorchester tätig. Seit 2009 lehrt Hermann Pallhuber Blasorchesterleitung in Stuttgart, Innsbruck und seit 2016 in Mannheim.

Michael Koenig

Michael Koenig (*1973), gebürtiger Südtiroler und in London lebend, erhielt seine Ausbildung in Orgel und Dirigieren in Graz und Wien. Von 2002 bis 2005 dirigierte er das Universitätsorchester Collegium Musicum Innsbruck. Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit im Bereich African Studies am King‘s College London ist er als Organist an St. Paul‘s Knightsbridge tätig und leitet ein Ausbildungskomitee der American Guild of Organists in New York. Zusätzlich ist er seit 2008 regelmäßig als Musikerzieher, Dirigent und Organist in afrikanischen Ländern südlich der Sahara tätig. Michael Koenig ist Fellow of the Royal College of Organists.

Die Biografie unseres aktuellen Dirigenten

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