Aktuelle Projekte

GEPHRAS2 ist das Folgeprojekt von GEPHRAS (romanistik-gephras.uibk.ac.at, Leitung: Erica Autelli): Beide Projekte sind vom FWF gefördert und widmen sich der Erstellung eines phraseologischen Online-Wörterbuchs Genuesisch-Italienisch (Autelli/Lusito/Konecny/Toso 2018-21; in Vorb.). Ziel ist es, genuesische Phraseme (Kollokationen, Idiome, kommunikative, komparative und strukturelle Phraseme) mit ihren aktuellen italienischen Äquivalenten systematisch zu erfassen, inkl. Angabe verschiedener Varianten, metalexikographischen Informationen, IPA-Transkriptionen, Audiodateien, Beispielsätzen, historischen Belegen und Bildern zu je einem Phrasem eines Lemmas. Besonders innovativ sind die zahlreichen Suchoptionen, die ein Durchstöbern der Datenbank nach einzelnen oder mehreren Wörtern, Phrasemtyp oder morphosyntaktischer Kategorie – auf Genuesisch oder Italienisch – ermöglichen und dabei auch den verschiedenen Graphien des Genuesischen Rechnung tragen. Das Projekt soll zur Dokumentation und Erhaltung des gefährdeten Genuesischen beitragen und zugleich als Modell für weitere phraseographische Arbeiten dienen.

Das Projekt „Research as Vocality“ möchte die physische, relationale, politische und expressive Kraft der Stimmen der Künstler*innen und Aktivist*innen mit afrikanischem Hintergrund in Neapel, sowohl ihrer Singstimmen als auch ihrer Wortmeldungen, hervorheben und dadurch diese Künstler*innen und Aktivist*innen in den Vordergrund rücken. Die ethnologische Forschungslinie des Projekts ist auf dialogischen und performativen Kooperationen aufgebaut, in denen Künstler*innen und Forscher*innen historische Dokumentationen analysieren und hinterfragen. Ziel ist die historischen Beziehungen zwischen Neapel und Afrika in den Mittelpunkt zu stellen, um ein neues und nachhaltiges Verständnis für aktuelle Fragen der Mobilität, Nationalität, Unterschiede in Bezug auf Ethnizität oder Geschlecht, Zugang zu Rechten und Möglichkeiten aufzubauen.

Musik und Gesangstücke spielen oft eine große Rolle bei der Gestaltung und der Darstellung kultureller Begegnungen. Das Projekt hat zum Ziel diese Tatsache im Kontext des zweiten italienisch-äthiopischen Krieges zu untersuchen. Während der italienischen Besetzung Äthiopiens wurden Schallplatten in Form von Schellacken mit 78 U.p.M. hergestellt, die sowohl für das institutionelle Archiv in Italien als auch für den kommerziellen Vertrieb bestimmt waren. Darüber hinaus wurde nur wenige Monate nach dem Eintritt Italiens in den Zweiten Weltkrieg eine offizielle Monographie über äthiopische Musik in italienischer Sprache veröffentlicht. Die Sammlungen aus Tonarchiven und Ethnographien aus dieser Periode werden – sowohl in Äthiopien als auch in Italien – verwendet und dienen als Anregung einer partizipativen Forschung. Es wird die Frage nachgegangen welche Bedeutung diese kulturellen Produktionen in der Entwicklung von gesellschaftlichen und sozialen Veränderungsprozessen haben, die Darstellungen, Aufführungen, persönlichen sowie kollektive beinhalten.

Das FWF-Projekt untersucht die Funktion literarischer Übersetzungen als Medien transkultureller Erinnerung, d.h. ihre Rolle für den Transfer von Geschichten über Vergangenheiten, die von politischer Gewalt geprägt sind, über die Grenzen von Sprachen, Kulturen und Gesellschaften hinweg. Im Zentrum stehen literarisch-narrative Erinnerungen an den Algerischen Unabhängigkeitskrieg und an die letzten Militärdiktaturen in Argentinien und Chile und ihre Zirkulationen im französisch-, spanisch- und deutschsprachigen Raum. Was genau "machen" Übersetzungen als Gedächtnismedien und wie verändert sich das literarisch konstruierte Vergangenheitswissen im Zuge seiner erinnerungskulturellen "Reise" und seiner De- und Relokalisierung? Weitere Informationen finden sich auf der Webseite des Projekts.

Das Ziel meines Forschungsprojekts ist eine Untersuchung von Repräsentationen des Mittelmeer(raum)s in der Literatur und im Kino Italiens, ausgehend vom Verismo im späten 19. Jhdt. bis zur Gegenwart. Zentral ist die Frage, wie der Mittelmeerraum in den literarischen und filmischen Darstellungen narrativiert, konzeptualisiert, reflektiert und gestaltet wird. Zudem sollen Potenziale theoretischer Text- und Filmanalyse genutzt werden, um den Beitrag von Fiktionen zur mediterranen Diskursbildung und deren Reflexion zu beschreiben. Das Untersuchungskorpus des Projekts umfasst fünf Schwerpunkte und setzt mit einer Neulektüre des italienischen Verismo ein: Giovanni Vergas Erzählungen sowie ausgewählte Texte der Schriftstellerin und Publizistin Matilde Serao werden aus der Perspektive der Mittelmeerforschung untersucht. Während Verga in seinen Texten die mythisch- archaische Welt Siziliens beschreibt, thematisiert Serao primär den urbanen Raum, allen voran die sozialen Probleme der mediterranen Großstadt Neapel. In einem weiteren Schritt beleuchtet das Projekt Verdis Aida im Kontext transmediterraner Relationen; insofern die Oper das bedeutendste populäre Genre im 19. Jhdt. in Italien darstellte, sollen mittels einer Untersuchung von Aida und ihres Entstehungskontextes eventuelle orientalistische Implikationen herausgestellt und zudem erforscht werden, wie diese Oper ihrerseits Imaginationen des Mittelmeerraums diskursiv prägte. Ein weiterer Projektschwerpunkt widmet sich der italienischen Mittelmeerlyrik in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und beschäftigt sich mit Fragen mediterraner Diskursbildung und deren Inszenierungsformen bei so unterschiedlichen Autoren wie Pascoli und D’Annunzio einerseits, Saba, Montale und Ungaretti andererseits. Im Zentrum weiterer Überlegungen stehen schließlich narrative Texte, insbesondere die Mittelmeerromane von Fausta Cialente, sowie Filme, die mediterrane Hafenstädte und Mittelmeerpassagen repräsentieren.

Gemeinsam mit sechs weiteren europäischen Universitäten versuchen wir herauszufinden, wie eine Romanistik der Zukunft aussehen kann und welche Rolle romanische Sprachen sowohl in einem allgemeingesellschaftlichen als auch universitären Kontext heute spielen.

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Im Forschungsprojekt "Das italienische Migrationskino: eine intersektionale Analyse" analysiere ich ein umfangreiches Korpus von Filmen zum Thema der gegenwärtigen Migrationen nach Italien, die von italienischen und ausländischen Regisseur*innen sowie Regisseur*innen der „zweiten Generation“ produziert wurden.  Mein Schwerpunkt liegt dabei auf der Analyse der filmischen Darstellung der Konstruktionen von Rasse und Ethnizität, Geschlecht und Sexualität sowie sozialer Schicht und zielt auf eine Ausdifferenzierung und situierte Identifizierung der dargestellten Identitäten von Migrant*innen im italienischen Kino der letzten 30 Jahre (1990-2020).

Annie Chartres Vivanti (Norwood, 1866 – Turin, 1942) war eine kosmopolitische und polyedrische Schriftstellerin, die lange Zeit in Italien lebte und viele ihrer Werke auf Italienisch veröffentlichte. Obwohl sie am Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert sehr berühmt war, geriet sie nach ihrem Tod in Vergessenheit, u.a. auch wegen des Inkrafttretens der Rassegesetze in Italien (1938), welche die Werke vieler jüdischstämmiger AutorInnen (darunter auch Annie Vivanti) aus den Bibliotheken und den Verlagen verbannten. Heute, im Zuge des Interesses für die „scrittura femminile“, ist Annie Vivanti, zusammen mit vielen anderen weiblichen Autorinnen, wiederentdeckt worden. Losgelöst von einem nationalen Kontext, bewegte sich diese Autorin schon früh über die Grenzen hinweg. Ihre Perspektive ist also nie vollständig „intern“, da sie stets einen ganz besonderen kosmopolitischen Blick bewahrt. Annie Vivanti hat sich mit verschiedenen Themen beschäftigt, u.a. auch mit der kolonialen Thematik (Alterität, Hybridität, Identität usw.). Diese wird insbesondere in drei Texten behandelt: in den Romanen Terra di Cleopatra (1925), Mea Culpa (1927) (zum britischen Kolonialismus in Ägypten), und in der Novelle „Tenebroso amore“ (1920) (zum italienischen Kolonialismus in Libyen). Mit meiner Arbeit möchte ich eine systematische, bisher noch nicht durchgeführte, postkoloniale Lektüre der Produktion von Annie Vivanti anbieten, mit einem besonderen Fokus auf die Rolle der Frau und des weiblichen Körpers innerhalb des (post-)kolonialen Imaginären und Diskurses. Dadurch möchte ich die Innovation und v.a. die Modernität der literarischen Leistungen von Annie Vivanti betonen und die Reichweite ihres writing back aufzeigen.

In diesem Dissertationsprojekt geht es um die Untersuchung der sprachlichen Konstruktion touristischer Orte im (digitalen) Raum. Dabei wird untersucht, inwiefern Gemeinsamkeiten und/oder Unterschiede in der sprachgebundenen In-Wert-Setzung von Orten in touristischen Gebieten Andalusiens vorhanden sind. Die Untersuchung wird durch ein dreigliedriges Korpus gestützt, mit dem multiperspektivisch und -methodisch sprachgebundenes Place-Making analysiert wird. Der Fokus des Projekts auf das spanische Andalusien ermöglicht eine notwendige Perspektive auf spanische Ortschaften, die in Untersuchungen der Mehrsprachigkeit im (digitalen) Raum bislang kaum betrachtet worden sind.

Ausgehend von der Frage “Wie lesbische Dichterin sein?” wird das bislang wenig erforschte lyrische Werk der vorrangig für ihre Kinderliteratur bekannten Autorinnen Gloria Fuertes (Madrid, 1917- 1998) und María Elena Walsh (Buenos Aires, 1930-2011) hinsichtlich ihrer Selbstentwürfe und Autorisierungsstrategien als Dichterinnen untersucht. Im Vordergrund stehen dabei die konzeptuellen Verflechtungen zwischen kultureller Autor*schaft und Geschlecht/Heteronormativität. Damit knüpft das Projekt an die in den letzten Jahren in der Hispanistik vermehrt rezipierten Autor*schaftsstudien an und unterzieht deren Methoden und Begriffen einer queer-feministischen Revision.

Unter Verschränkung von Ökokritik und Anthropozänstudien werden die Darstellungen und Handlungen von tropischen Klimaphänomenen im lateinamerikanischen Roman untersucht. Anstatt der Darstellung von Raum und Landschaft sollen tropische Hitze, Regen und Wirbelstürme in den Fokus gerückt werden, ein Desiderat in der bisherigen Forschung und auch angesichts der immer häufiger auftretenden extremen Wetterphänomene im Zuge des Klimawandels eine mehr als aktuelle Thematik. Angestrebt ist eine diachrone Perspektive mit literarischen Werken des 20. und 21. Jahrhunderts, die die tropische Natur Lateinamerikas thematisieren und nicht nur Einblicke in die derzeitige Gegenwart geben, sondern auch prospektive Darstellungen aufzeigen.

In meinem Dissertationsprojekt untersuche ich die Evidentialitäts-Kategorie und ihre einzelsprachliche Ausprägung im Spanischen an einem Korpus aus journalistischen Texten sowie in weiteren Medien über Ayotzinapa und Teltecingo. Ich stelle ich mir die Frage, inwieweit sich Evidentialität in einer Sprache, in der die Kategorie keine morphologischen Entsprechungen hat, über die diskursive Ebene ausdrückt, und welche textuellen Dimensionen sie erreicht; außerdem möchte ich erforschen, welche Reperkussion Evidentialität auf syntaktischer Ebene hat. Ein mündliches Vergleichskorpus soll Aufschluss über die Realisierung von Evidentialität in der mündlichen gegenüber der schriftlichen Sprache geben.

Die Untersuchung von Texten, die sich explizit an Kinder und Jugendliche richten, rückt erst in den vergangenen Jahren verstärkt in den Fokus des wissenschaftlichen Interesses. Gerade in der italienischen Literaturwissenschaft fristete dieses Themenfeld bislang, wenn überhaupt, ein Nischendasein – vorwiegend in didaktischen Forschungsprojekten. Dass aber auch die Literaturwissenschaft nicht länger umhin kann, sich den Kinder- und Jugendbüchern italienischer Autor_inn_en zuzuwenden, ist das zentrale Postulat des vorliegenden Forschungsprojekts. „Die Angst der Literaturwissenschaft vor der kinder- und Jugendbuchliteratur“ ist immer noch sowohl evident als dringend zu beheben.Ausgehend von diesem Befund leitet sich der Arbeitstitel des Projekts ab, der sich auf den Jugend-Besteller-Roman und –Film Io non ho paura von Niccolo Ammaniti und eine systematische Rehabilitierung italienischer Kinder- und Jugendbuchliteratur in den Literaturwissenschaften bezieht.

In ihrer Habilitation Fraseografia bilingue e delle varietà. Riflessioni diacroniche e sincroniche su esempio di alcune lingue e varietà romanze widmet sich Erica Autelli der Phraseologie und Phraseographie und gibt einen Überblick über ihre Entwicklung und Terminologiegeschichte. Sie untersucht phraseographische Werke verschiedener Jahrhunderte aus Italien, Frankreich und Spanien und erarbeitet metalexikographische Richtlinien für die Erstellung moderner bilingualer Wörterbücher, mit besonderem Augenmerk auf diatopische Varietäten sowie phraseodidaktische und computerlinguistisch relevante Aspekte.

Das vorliegende Projekt widmet sich der Analyse filmischer Modellierungen von Korruption im zeitgenössischen mexikanischen Kino – in Engführung mit dem seit den späten 1980er Jahren in Mexiko virulenten Neoliberalismus. Der Fokus auf Mexiko resultiert aus zwei Hauptkriterien: der Bedeutung, die das Phänomen der Korruption in den letzten Jahren in der öffentlichen Debatte in diesem Land erlangt hat, und der Stellung Mexikos als eines der lateinamerikanischen Länder, in denen die Infragestellung des neoliberalen Modells als Ursache für das derzeitige Ausmaß der Korruption in letzter Zeit in der Diskussion an Gewicht gewonnen hat. Für die vorliegende Studie sollen filmische Darstellungen von Korruption daher nicht als moralisches Problem verstanden werden, sondern als Zeichen der Entpolitisierung der öffentlichen Sphäre sowie der Kommerzialisierung und Privatisierung des Staates, die vom Neoliberalismus vorangetrieben werden. Ziel des vorliegenden Projekts ist es, eine Analyse und Systematisierung der ästhetischen und narrativen Mittel vorzunehmen, die in den ausgewählten Filmen und Serien zur Darstellung der Korruption in Mexiko verwendet werden. Insbesondere besteht eine der grundlegenden Fragen darin, wie neoliberale Deutungsmuster von Korruption durch verschiedene Ästhetiken im 21. Jahrhundert reproduziert und legitimiert oder aber kritisiert werden und ihnen widerstanden wird. Im Rahmen dieses Projektes wurden drei Gruppen von Ästhetiken identifiziert: die Ästhetik der Initiation, die Ästhetik der Empörung und die zynische Ästhetik. In diesem Zusammenhang gilt es auch zu untersuchen, wie sich die Prozesse des Screenings und des Streamings auf diese Darstellungen ausgewirkt haben, wobei die Besonderheiten der verschiedenen Filmformate und Medienplattformen zu berücksichtigen sind, in denen diese filmischen Erzählungen von Korruption präsentiert werden.

Die explorativ-qualitative Studie beforscht anhand eines Videokorpus die L2-Interaktionskompetenz von Lernenden im Französischunterricht. Die konversationsanalytische Untersuchung liefert eine umfassende Beschreibung linguistischer und multimodaler Handlungsmuster in schulischen L2-Interaktionen, präsentiert longitudinale Fallanalysen ausgewählter Aspekte fremdsprachlicher mündlicher Kompetenz und diskutiert Implikationen der empirischen Resultate für das Lehren und Lernen von Fremdsprachen.

Monika Messner untersucht in ihrem Habilitationsprojekt aus dem Blickwinkel der Linguistik und Semiotik, wie touristische Räume in Print- und online-Medien multimodal inszeniert werden. Ferner werden auch Betrachtungsweisen aus der Kulturwissenschaft und der Medienlinguistik mit einbezogen. Der Fokus liegt auf der Analyse von Sprache-(bewegtes)Bild-Kombinationen zur werbestrategischen Visualisierung des touristischen Raums als attraktives Urlaubsziel. Ziel ist es, diese Art von Werbung – Tourismuswerbung/Destinationswerbung – unter unterschiedlichen Gesichtspunkten – und ggf. unter kontrastiver Perspektive – zu betrachten, etwa wie sich Räumlichkeit, Zeitlichkeit oder auch Synästhesie durch den Einsatz unterschiedlicher Modalitäten artikulieren.

Die Angst der Literaturwissenschaft vor der Kinder- und Jugendbuchliteratur ist nach wie vor sowohl evident als dringend zu beheben. Das Projekt „Tabu? Lesen worüber lieber geschwiegen wird“ möchte dazu einen Beitrag leisten und verfolgt mehrere Ziele. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Kinder- und Jugendliteratur (KJL) soll eine Aufwertung erfahren, denn gerade in der italienischen Literaturwissenschaft und Literaturdidaktik fristete dieses Themenfeld bislang, wenn überhaupt, ein Nischendasein. Dem vorliegenden Tabu-Projekt kommt somit die richtungsweisende Funktion der Grundlagenforschung zu, denn bislang gibt es für Italien keine einschlägigen Studien, die erforschen, welche Texte überhaupt an italienischen Schulen gelesen werden, oder ob diese ggf. Tabuthemen behandeln. Aus Untersuchungen, die allesamt aus muttersprachlichen italienischen Kontexten stammen (bilinguale Schulen in Innsbruck, sowie Schulen im Zielland Italien) soll herausgearbeitet werden, inwiefern sich KJL, die Tabus thematisiert, auch im Fremdsprachenunterricht Italienisch einsetzen lässt.

Dabei werden zunächst folgende Forschungsfragen untersucht:

FF1: Welche Texte werden im schulischen Italienischunterricht (in Italien) gelesen?

FF2: Werden in diesen Lektüren Tabus thematisiert?

FF3: Ob und inwiefern existieren Diskrepanzen zwischen SchülerInnen- und LehrerInnen-Beliefs hinsichtlich der Relevanz, die dem italienischen Literaturunterricht an Schulen von den jeweiligen Gruppen attribuiert wird?

FF4: Hat die Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Tabuthemen eine motivierende Funktion für das Lesen im Allgemeinen bei SchülerInnen, oder nicht?

FF5: Gibt es in den ausgewählten Regionen (Tirol, Südtirol, Nord- und Süditalien) regionale/soziokulturelle Unterschiede, was die Offenheit gegenüber der Thematisierung von Tabus im Italienischunterricht betrifft?

Es handelt sich also primär um eine status quo-Erhebung basierend auf der Hypothese, dass auch Bilderbücher für den schulischen Literatur- (und Fremdsprachen) Unterricht verwertbar sind und aufgrund ihrer leichteren Zugänglichkeit besonders für die Thematisierung ‚schwieriger‘ Inhalte geeignet sind. Gerade weil sie das Reflexionsvermögen hinsichtlich aktueller Themen fördert, kommt dieser Literatur eine nicht unerhebliche interkulturelle Bedeutung zu, nicht zuletzt für den Fremdsprachenunterricht, in dem neben der reinen Sprachkompetenz auch das Wissen über kulturelle Unterschiede (und Gemeinsamkeiten) vermittelt wird. Dies dient nicht zuletzt der Förderung von Vielfalt, einem elementaren, sozio-politischen Anliegen, das länderübergreifend von Institutionen wie der EU praktiziert wird (vgl. https://www.eudiversity2022.eu/). Es ist Aufgabe des Staates vielfältige Lebensformen nebeneinander koexistieren zu lassen. Universität und Schulen als staatliche Bildungsinstitutionen haben dazu ihren Beitrag zu leisten, der eine hohe Relevanz hat und dem – so eine der Ausgangsthesen – auch durch den Literaturunterricht nachgekommen werden kann.

Das Projekt setzt sich zum Ziel, mithilfe von qualitativen (Gesprächsanalyse) und quantitativen (Statistik) Verfahren, die Art und Form gesanglicher Demonstrationen bzw. Vokalisierungen, die von Dirigent:innen in Orchesterproben verwendet werden, zu untersuchen und zu zeigen, wo während der Probe und warum und wofür sie eingesetzt werden. Dafür wird mit Videodaten gearbeitet, die aus Proben von in Frankreich, Italien, Belgien und Spanien angesiedelten (Profi-)Sinfonieorchestern stammen. Dirigent:innen verwenden gesangliche Demonstrationen, um den Musiker:innen zu vermitteln, was sie hören möchten. Wenn sie eine bestimmte Passage aus der Partitur mit der ihnen vorschwebenden Interpretation vorsingen, imitieren sie das, was die Musiker:innen auf ihren Instrumenten spielen und können so verschiedene musikalische Aspekte (z. B. Tempo, Rhythmus, melodische Linien usw.) demonstrieren oder darstellen. Das vorliegende Projekt zielt darauf ab, die Dimension der einzelnen Silben oder Silbenfolgen, die Dirigent:innen zum Vorsingen einsetzen, eingehend zu erforschen. Außerdem soll untersucht werden, wie Vokalisierungen interaktiv und sequenziell organisiert sind. Im Zuge dieses Projekts soll gezeigt werden, wie Gesang und Sprache während Unterbrechungsphasen der Musik sequenziell koordiniert werden und wie diese beiden (und auch zusätzliche) Modalitäten ineinandergreifen. Darüber hinaus wird erforscht, welche spezifischen Funktionen Vokalisierungen im Vergleich zu Sprache erfüllen können (z. B. Darstellung vs. Beschreibung). Außerdem soll beleuchtet werden, wie sich vokales Demonstrieren des/der Dirigent:in und die Musik des Orchesters in Spielparts zueinander verhalten und wie sich solche Vokalisierungen von jenen unterscheiden, die in Besprechungsparts zum Einsatz kommen. Ziel des Projekts ist die Erstellung einer ‚einfachen Systematik‘ der gesungenen Silben, die in Orchesterproben auftauchen, nach Parametern wie Art und Form, Funktion und Leistung sowie sequenzielle Organisation. Diese Systematisierung soll die Bedeutung von Vokalität als (zusätzliche) multimodale Ressource und ihre interaktiv-instruktive Kraft in musikalischen Settings hervorheben. 

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