Berufen und beauftragt: Eine exegetische und theologische Analyse von Johannes 20,1–18
Diese Dissertation untersucht die Sendung der Maria Magdalena in Joh 20,1–18 und deren Implikationen für eine Neubewertung weiblicher Leitungsaufgaben in der Katholischen Kirche. Im Zentrum der Studie steht die persönliche Begegnung mit dem auferstandenen Christus sowie dessen direkte Beauftragung Marias, wodurch traditionelle Modelle apostolischer Autorität, die historisch ausschließlich männlichen Figuren vorbehalten waren, kritisch hinterfragt werden. Ergänzend hierzu erfolgt eine vergleichende Analyse der synoptischen Auferstehungsberichte (Mt 28,1–10; Mk 16,1–8; Lk 24,1–12), mit dem Ziel, die Darstellung von Jüngerinnen sowie deren theologische Bedeutung für kirchliche Leitungsstrukturen herauszuarbeiten. Die Untersuchung vertritt die These, dass die Grundlage kirchlicher Autorität nicht in geschlechtsspezifischen Strukturen liegt, sondern in göttlicher Berufung und dem Zeugnis der Auferstehung. Durch die Wiederentdeckung der Identität Maria Magdalenas nicht nur als Zeugin, sondern als apostolische Gestalt, möchte diese Arbeit auf die tiefgreifende Wirkung ihrer Sendung für das kirchliche Verständnis von Leitung, Dienst und Autorität aufmerksam machen. Letztlich zielt die Studie darauf ab, ein theologisches Rahmenkonzept zu entwickeln, das die Leitung von Frauen in der Kirche bejaht und neu denkt, gegründet nicht auf traditionellen Geschlechterunterscheidungen, sondern auf göttlicher Initiative.
Forschungsfragen
Wie kann Maria Magdalenas Rolle als die Erste, die vom auferstandenen Christus gesandt wurde, ein konstruktives theologisches Rahmenwerk für weibliches kirchliches Leitungsamt in der Gegenwart inspirieren?
Welche Bedeutung kommt den Frauen im Johannesevangelium zu?
Wie entwickelt sich Maria Magdalenas Glaubensweg im Johannesevangelium?
Inwiefern kann Maria Magdalenas Beauftragung neu als ein Mandat für den Dienst und das Leitungsamt von Frauen in der Kirche des 21. Jahrhunderts interpretiert werden?
Themenstellung
Eine exegetische und theologische Analyse von Joh 20:1–18 untersucht die Rolle Maria Magdalenas in der Auferstehungserzählung, wobei ihr Auftrag als erste Zeugin des auferstandenen Christus hervorgehoben und als göttliches Mandat zur Bestätigung und Stärkung von Frauen in kirchlicher Leitung heute interpretiert wird.
Methode und Forschungsbereiche
Diese Studie verfolgt eine detaillierte Textanalyse von Joh 20:1–18 in seiner abschließenden kanonischen Gestalt. Im Zentrum steht ein synchroner Zugang, der die Perikope als eine in sich geschlossene literarische Einheit behandelt. Die Analyse konzentriert sich auf die innere Struktur, die thematische Entwicklung sowie die narrative Dynamik des Textes. Besonderes Augenmerk gilt den grammatikalischen, syntaktischen und semantischen Merkmalen des griechischen Urtexts, um die darin verborgene theologische Tiefe und interpretatorische Vielschichtigkeit herauszuarbeiten. Durch intra- sowie intertextuelle Lesarten werden die weiteren kontextuellen und theologischen Implikationen erschlossen, insbesondere im Hinblick auf die Rolle Maria Magdalenas. Deren Bedeutung wird im Horizont einer weiterführenden Reflexion über Frauen in kirchlicher Leitungsverantwortung und Dienst neu erschlossen und in den gegenwärtigen ekklesiologischen Diskurs eingeordnet.
Literatur
Beasley-Murray, George R. Johannes. 2. Aufl. Bd. 36 der Word Biblical Commentary. Hrsg. von Bruce M. Metzger, David A. Hubbard und Glenn W. Barker. Nashville: Thomas Nelson, 1999.
Bultmann, Rudolf. Das Evangelium des Johannes: Ein Kommentar. Übers. von G. R. Beasley-Murray, R. W. N. Hoare und J. K. Riches. Philadelphia: Westminster Press, 1971.
McNutt, Jennifer Powell. Die Maria, die wir vergaßen: Was die Apostelin der Apostel der Kirche heute lehrt. 1. Aufl. Grand Rapids: Brazos Press, 2024.
Schaberg, Jane. Die Auferstehung der Maria Magdalena: Legenden, Apokryphen und das christliche Testament. New York: Continuum, 2002.
Watterson, Meggan. Maria Magdalena – Die Offenbarte: Die erste Apostelin, ihr feministisches Evangelium und das Christentum, das wir noch nicht versucht haben. 1. Aufl. Carlsbad, CA: Hay House, 2019.
Betreuer
Univ.-Prof. Dr. Boris Repschinski SJ
Neutestamentliche Bibelwissenschaft

