Philipp Zitzlsperger

Allgemeine Kunstgeschichte mit Schwerpunkt Mittlere und Neuere Kunstgeschichte

Philipp Zitzlsperger

Institut für Kunstgeschichte

Allgemeine Kunstgeschichte mit Schwerpunkt Mittlere und Neuere Kunstgeschichte

seit 01.03.2022

Leben

Philipp Zitzlsperger studierte Kunstgeschichte, Archäologie und Neuere Geschichte in München und Rom und wurde 2000 über die barocken Papst- und Herrscherporträts des Gianlorenzo Bernini an der LMU München promoviert. Die Dissertation wurde 2002 im Hirmer-Verlag publiziert: „Gianlorenzo Bernini. Die Papst- und Herrscherporträts. Zum Verhältnis von Bildnis und Macht“. Von 2002 bis 2010 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin. Das Forschungsprojekt „REQUIEM – Die römischen Papst- und Kardinalsgrabmäler der Frühneuzeit“, das er zusammen mit Arne Karsten ins Leben rief, beschäftigte sich mit der römischen Sepulkralkultur. Die Projektleiter waren Prof. Dr. Horst Bredekamp (Kunstgeschichte, Berlin) und Prof. Dr. Volker Reinhardt (Geschichte, Fribourg/Schweiz). Im Sommersemester 2007 habilitierte sich Zitzlsperger an der Humboldt-Universität zu Berlin. Titel der Habilitationsschrift: „Kleider sprechen Bände. Kostümkunde als Methode der Kunstgeschichte erläutert an Beispielen von Crivelli, Dürer, Giorgione, Tizian, Raffael und Bernini“. Im Sommer 2010 trat Zitzlsperger die Professor für Kunst- und Designgeschichte am Fachbereich Design der Hochschule Fresenius in Berlin an. Als Forschungsdekan war er für den Ausbau und Förderung der akademischen Forschung zuständig. Seit September 2021 war er Dekan des Fachbereichs Design und wechselt nun als Professor für Mittlere und Neuere Kunstgeschichte am 1.3.2022 an die Universität Innsbruck.

Forschung

Zitzlspergers Forschung fokussiert Themen der Kunst- und Bildgeschichte vom Mittelalter bis in die Gegenwart an der Schnittstelle von Architektur, Skulptur und Malerei. In der figurativen Kunst liegen die Schwerpunkte auf methodischen Fragen der Bildanalyse, insbesondere der ‚vorsprachlichen‘ Bilderfindung. Während nämlich die kunsthistorische Forschung traditionell von Texten ausgeht, die der Ikonografie von Bildern häufig zugrunde liegen – also zum Beispiel ein Bibeltext, der dann in die Malerei oder Skulptur übersetzt wird –, sucht Zitzlsperger darüber hinaus auch nach Bedeutungszusammenhängen, die in schriftlichen Texten der damaligen Zeit noch keine Rolle spielten und dennoch in Bildern sichtbar sind. Dazu zählt etwa die Darstellung von Kleidung, die bestenfalls in Luxusgesetzen, ansonsten aber keine Erwähnung findet, jedoch im Bild visuell verhandelt wird. In seiner Doktorarbeit und dann vor allem in seinem Buch über „Dürers Pelz und das Recht im Bild. Kleiderkunde als Methode der Kunstgeschichte“ (Berlin 2008) erläutert Zitzlsperger die methodischen Herausforderungen. Ein weiterer Schwerpunkt in der Forschung Zitzlspergers ist die politische Ikonografie. Die Berücksichtigung gesellschaftlicher Klassen in Bezug auf Auftraggeber, Künstler und Betrachter rückt die soziale Bedeutung der Kunst ins Zentrum seiner Aufmerksamkeit. Dazu zählen etwa die Kunst der Parvenüs, gesellschaftlicher Schnellaufsteiger, oder Grabmäler, die nicht nur an Verstorbene erinnern, sondern vor allem auch den Hinterbliebenen und Auftraggebern als Vehikel des sozialen Statuserhalts und Prestigegewinns dienten. Ihre Architektur zwischen Mausoleum, Frei- und Wandgrab in und außerhalb des Kirchenraums in mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Städten trägt eine komplexe Semantik gesellschaftlicher Ordnungsideale. In letzter Zeit beschäftigte sich Zitzlsperger eingehend mit der Ästhetik der Kunst, Architektur und des Designs, also im wörtlichen Sinne mit deren Wahrnehmung (altgr: aisthesis = sinnliche Wahrnehmung) der verschiedenen Kunstgattungen. Deren Trennungsgeschichte steht in seiner jüngsten Publikation „Das Design-Dilemma zwischen Kunst und Problemlösung“ (Berlin 2021) im Fokus. Denn in der Vormoderne war die Angewandte Kunst (Design) noch Teil der Kunstdisziplin. Künstler waren Architekten, Bildhauer und/oder Bildermaler, wirkten aber auch als Designer, entwarfen Geschirr, Kleidung, Möbel und manchmal sogar das Schminken von Frauen. Mit der Zeit jedoch und parallel zur Architekturdisziplin wurde die Angewandte Kunst vom Olymp der Hohen Kunst und aus den Kunstakademien verdrängt, um die verschiedenen Kunstgattungen schließlich zwischen „high and low“ zu sortieren. Zitzlsperger hat versucht, die Ursachen der Hierarchisierung diachron zu rekonstruieren. In einem zeitlichen Querschnitt vom Mittelalter bis in die Gegenwart geht er an der Schnittstelle von Architektur-, Kunst- und Designtheorie der Ästhetik-, Institutions- und Problemgeschichte der Kunstgattungen nach. Es ist eine ästhetische und gesellschaftspolitische Studie, die der Leserschaft die „feinen Unterschiede“ (Bourdieu) als Spiegelbild des kapitalistischen Idealismus vorhält.

 

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