Sieben Personen sitzen an einem großen Tisch, vor ihnen liegt eine technische Zeichnung

Das Team von text-it beim Studium eines technischen Planes. Zweite von rechts: die Vortragende, Claudia Hagendorfer.

TR trifft FÜ: Tech­ni­sche Redak­tion im Fokus am INTRAWI

Im März 2023 war Claudia Hagendorfer, Berufsgruppensprecherin der gewerblichen Sprachdienstleister:innen bei der WKO Wien und Geschäftsführerin der text-it Produktdokumentation GmbH, virtuell in Innsbruck zugegen. Im Fokus ihres Gastvortrags: die Technische Redaktion – ein mögliches Tätigkeitsfeld für Fachübersetzer:innen, wie das Institut für Translationswissenschaft (INTRAWI) sie ausbildet.

In der Ausbildung von Translator:innen werden unterschiedliche Sachdomänen gelehrt: Die Studierenden erwerben zusätzlich zu ihren Transferkompetenzen bezüglich der Übertragung von Texten aus einer Sprache in die andere, aus einer Kultur in die andere, umfassendes Wissen in diversen Fachgebieten, zum Beispiel Medizin, Recht, Wirtschaft, Tourismus oder auch Technik. Für Übersetzer:innen, die sich auf technische Fachtexte spezialisiert haben, ergibt sich synergetisch ein zweites mögliches Arbeitsfeld – das der Technischen Redaktion. Technische Produktdokumentationen wiederum bedürfen häufig einer Übersetzung in verschiedene Sprachen. So treffen zwei Berufsprofile, Technische Redaktion und Fachübersetzung, in der Praxis häufig aufeinander.

Damit befasst Claudia Hagendorfer, selbst diplomierte Übersetzerin für Russisch und Slowenisch, sich tagtäglich: Im Rahmen ihrer Tätigkeit für die Wirtschaftskammer liegt ihr Augenmerk auf der idealen Verquickung von Technischer Redaktion und Übersetzung, weil die beiden Tätigkeitsbereiche trotz der fachlichen Nähe nicht unbedingt immer perfekt miteinander verzahnt sind; sie arbeitet folglich einem Desiderat von Sprachindustrie und Ausbildungsinstituten zu. Als Gründerin der text-it Produktdokumentation GmbH wiederum weiß sie um all jene Elemente, die bei der Redaktion technischer Fachtexte im Sinne der Zufriedenheit der Klientel unbedingt berücksichtigt werden müssen: Die Texte müssen terminologisch korrekt gestaltet, stilistisch (typischerweise unter Nutzung von Abkürzungen, wie oben im Titel demonstriert) adäquat formuliert, an unterschiedlichste Normen angepasst, auf die Verteilung über ganz bestimmten Konventionen unterworfene Medien hin ausgerichtet und noch dazu gut übersetzbar geschrieben werden, damit sowohl in ihrer Rezeption durch die Zielgruppe als auch bei der weiteren Bearbeitung im Übersetzungsprozess sichergestellt werden kann, dass ihre Botschaft auch tatsächlich treffsicher ankommt.

Gerade letzteres ist leider nicht selbstverständlich: Obwohl technische Redakteur:innen und Translator:innen viele Kompetenzen teilen, kann es an der Schnittstelle zwischen den beiden Gruppen zu qualitativen Beeinträchtigungen kommen – zum Beispiel, wenn die Ausgangstexte defekt, terminologische Entscheidungen inkonsequent, die Übersetzungsaufträge nicht klar formuliert oder Translator:innen bezüglich der Standards einer exzellenten Technischen Redaktion zu wenig informiert sind. Claudia Hagendorfer hat in ihrem Gastvortrag, der thematisch in den Kurs Translationsmanagement (Leitung: Martina Mayer) eingebunden war, all diese Aspekte angeschnitten und den Studierenden ein klares einführendes Bild davon vermittelt, welche Chancen, aber auch welche Verantwortung im Sachfach Technik auf sie warten. Bei der Arbeit mit technischen Fachtexten kommt es eben nicht nur darauf an, die richtigen Termini im Text zu platzieren und äquivalent in der Zielsprache wiederzugeben, sondern – so die Vortragende – „projektübergreifende Zusammenhänge herzustellen und so zur konsistenten Übersetzung zu finden. Übersetzer:innen und Auftraggeber:innen müssen lernen, einander zu verstehen.“

Claudia Hagendorfer ist es mit ihrem Einsatz am Institut für Translationswissenschaft (INTRAWI) gelungen, bei den Anwesenden ein grundlegendes Verständnis für all diese Zusammenhänge zu wecken, besonders den Studierenden die Angst vor normengeleitetem Arbeiten zu nehmen und einer den meisten Zuhörer*innen bis dahin nur vage bekannten Tätigkeit konkrete Konturen zu verleihen. FÜ dankt TR und hofft auf Wiederholung.

(Martina Mayer, Institut für Translationswissenschaft)

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