Luftansicht der ARA Hohenems

Eine neue Analyse vergleicht das Abwassermonitoring in unterschiedlichen Ländern.

Glo­bale Unter­schiede bei der Abwas­ser­über­wa­chung

Eine neue Publikation, die von der Rockefeller Foundation finanziert und in Zusammenarbeit mit Mathematica, der britischen Gesundheitsbehörde und der Global Wastewater Action Group erstellt wurde, gibt einen Überblick über den aktuellen Stand der Abwasserüberwachung im Hinblick auf Infektionskrankheiten weltweit und enthält Empfehlungen, um das Feld voranzubringen.

Die Ergebnisse der ersten großen, multinationalen Umfrage zu Abwasserüberwachungsprogrammen werfen ein neues Licht auf die Art und Weise, wie Länder die Abwasserüberwachung nutzen, um auf die Ausbreitung von Infektionskrankheiten, einschließlich COVID-19, zu reagieren. Die von Experten begutachteten Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift The Lancet Global Health veröffentlicht und beruhen auf einer Erhebung über Abwasserüberwachungsprogramme in 43 Ländern. Die Umfrage wurde im Rahmen einer laufenden Partnerschaft zwischen der Rockefeller Foundation, Mathematica und der Health Security Agency des Vereinigten Königreichs durchgeführt.

Die derzeitige COVID-19-Pandemie hat die Notwendigkeit robuster und widerstandsfähiger Krankheitsüberwachungssysteme auf der ganzen Welt deutlich gemacht. Mit dem sich verschärfenden Klimawandel verändert sich die Krankheitsdynamik in nie dagewesener und unvorhersehbarer Weise, was die Länder anfälliger für künftige Gesundheitsbedrohungen macht. Dieses neue Papier mit dem Titel „Wastewater Monitoring Can Anchor Global Disease Surveillance“ (Abwasserüberwachung kann die globale Krankheitsüberwachung verankern) beschreibt den aktuellen Stand des Feldes weltweit und fasst Ansätze für die Umsetzung sowie Erkenntnisse darüber zusammen, wie die Abwasserüberwachung an die lokalen Bedürfnisse angepasst und erweitert werden kann.

„Die jüngsten Fortschritte bei den molekularen Methoden in der Umweltmikrobiologie legten es nahe, den Zufluss von Kläranlagen für die Krankheitsüberwachung zu nutzen. Die Vision wurde vom Bildungsministerium schnell verstanden, das ein landesweites Programm in Österreich finanzierte, das zu einer der führenden Nationen auf diesem Gebiet wurde“, sagt Prof. Heribert Insam vom Institut für Mikrobiologie der Universität Innsbruck. Er hebt auch die hervorragende Zusammenarbeit mit Andreas Bergthaler (CeMM) und Norbert Kreuzinger von der Technischen Universität Wien hervor.

Auf der Grundlage der Analyse ergaben sich wichtige Erkenntnisse:

  • In Ländern mit hohem Einkommen (HICs) war die Mischprobenahme in zentralen Kläranlagen am weitesten verbreitet. In Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen (LMICs) waren dagegen Stichproben aus Oberflächengewässern, offenen Abflüssen und Grubenlatrinen typischer.
  • Fast alle Programme analysierten Abwasserproben im Land, wobei die durchschnittliche Bearbeitungszeit in den Hocheinkommensländern 2 bis 3 Tage und in den Niedrigeinkommensländern 4 bis 5 Tage betrug.
  • Die Überwachung auf SARS-CoV-2-Varianten war in den HICs weiter verbreitet als in den LMICs.
  • Die meisten Programme geben ihre Abwasserdaten intern und mit Partnerorganisationen weiter, jedoch nicht öffentlich. Fast alle befragten Länder waren jedoch offen für die gemeinsame Nutzung aggregierter Daten.
  • Derzeit gibt es keine umfassenden Richtlinien zur Förderung ethischer Praktiken bei der Abwasserüberwachung.

Die Ergebnisse verdeutlichen die unterschiedlichen Ansätze innerhalb der Abwasserüberwachungsgemeinschaft und das immense Potenzial für programmübergreifendes Lernen. Um die Abwasserüberwachung weiter voranzutreiben, sind Governance-Strukturen erforderlich, die sowohl Befürworter auf höchster Ebene als auch regionale und lokale Einrichtungen zur Förderung der gemeinschaftsspezifischen Anpassung und Überwachung umfassen. Da viele Abwasserprogramme derzeit von Gebermitteln oder kurzfristiger staatlicher Hilfe abhängen, sind erhebliche finanzielle Investitionen erforderlich, um die Abwasserüberwachung aufrechtzuerhalten, wenn die globalen COVID-19-Mittel zurückgehen.

„Die initiierte internationale Kooperation zeigt die Kraft der Forschung, wenn die Kräfte national und global gebündelt werden“, sagt Rudolf Markt, Doktorand an der Universität Innsbruck und jetzt an der Fachhochschule Klagenfurt, der die methodische Entwicklung bereits im März 2020 angestoßen hat.

    Nach oben scrollen