Das Projekt „IPP – Increasing Knowledge and Partnerships on Mental Health and Psychosocial Support for Helpers in Pandemics“ ermöglicht es dem Armenischen und dem Georgischen Roten Kreuz gemeinsam mit anderen, regionalen Netzwerkpartnern Dienstleistungen im Bereich mentaler Gesundheit und psychosoziale Unterstützung zu verbessern. Zudem bietet es Helfer*innen in Pandemien oder Epidemien zielgerichtete und effektive Unterstützung.
„Unser Ziel ist es, die Rolle des Wissensnetzwerks der Europäischen Union für Katastrophenschutz im Rahmen des sogenannten Union Civil Protection Mechanism (UCPM) als integrative Plattform für den Austausch von Wissen, Expertise, Best-Practice und Netzwerken in Armenien und Georgien zu stärken“, sagt Alexander Kreh, Senior Lecturer in der Arbeitsgruppe Notfallpsychologie und Psychotraumatologie. Partner des Projekts sind Österreichisches, Armenisches und Georgisches Rotes Kreuz, die Ilia State University in Tiflis und die Universität Innsbruck. Darüber hinaus werden verschiedene regionale Netzwerkpartner in Georgien und Armenien eingebunden.
Arbeit im Gesundheitsbereich als Risikofaktor für psychische Gesundheit
Im August und im September 2021, einer Zeit, in der die Zahlen an Covid-19-Infektionen sowohl in Georgien als auch in Armenien besonders hoch waren, hat die Arbeitsgruppe Notfallpsychologie und Psychotraumatologie Erhebungen zu den Bedürfnissen und Anforderungen von Helfer*innen während der Pandemie durchgeführt. Dabei wurden Helfer*innen aus verschiedenen Bereichen befragt, darunter freiwillige und hauptamtliche Mitarbeiter*innen der Armenischen und Georgischen Rot-Kreuz-Gesellschaften, Pflegepersonal aus der Altenpflege, Krankenhauspersonal sowie Mitarbeiter*innen in Hotlines.
„Unsere Befragungen haben ergeben, dass es Lücken bei der psychosozialen Unterstützung gibt. Bedeutsam ist ein signifikant niedriges Wohlbefinden bei rund einem Drittel der Befragten in Armenien und knapp der Hälfte der Befragten in Georgien. Je nach Phase der Pandemie sehen wir ähnliche Effekte unter Helfer*innen auch im deutschsprachigen Raum“, so Alexander Kreh. Diese Anteile liegen deutlich über den Zahlen, die aus europaweiten Studien von vor der Pandemie bekannt sind. Eine Vielzahl an Studien während der Covid-19-Pandemie zeigt, dass die Arbeit im Gesundheitsbereich, insbesondere in der Pflege, ein Risikofaktor für negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit darstellt.
„In unseren Interviews haben wir gesehen, dass vor allem ein Mangel an Ressourcen wie Schutzausrüstung oder Beatmungsgeräte, sich schnell verändernde Informationen, die eigene persönliche Betroffenheit, Unvorhersehbarkeit der Pandemieentwicklung oder ein hoher Expositionsgrad mit hohem Infektionsrisiko als belastend wahrgenommen werden“, so Kreh weiter.
Online-Bibliothek zur psychosozialen Unterstützung
Auf Basis der Erhebungen und Recherche der in den Ländern zur Verfügung stehenden Materialien wird derzeit das Hauptprodukt des Projektes entwickelt und verbreitet: eine innovative Online-Bibliothek für Trainings und zum Wissensaustausch mit Helfer*innen inklusive Best-Practice-Beispielen zur psychosozialen Unterstützung in Pandemien. Die Bibliothek wird stetig erweitert und soll eine Vielzahl an Materialien von Kurzinterviews mit Helfer*innen, Videos, Podcasts, Kurzberichte und Anleitungen, sowie Präsentationen beinhalten.
„Aktuell gibt es in Georgien und Armenien durch die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine oder den Berg-Karabach-Konflikt zusätzliche Herausforderungen für Helfer*innen. Um die Online-Bibliothek thematisch und regional zu erweitern, suchen wir aktuell um eine Finanzierung an“, erklärt Alexander Kreh.
Zur Online-Bibliothek des IPP-Projektes: https://whocares-pss.info/