Mehrere Phiolen gefüllt mit farbigen Flüssigkeiten

Tirol finanziert gemeinsam mit dem Wissenschaftsfonds FWF sechs neue Forschungsprojekte an beiden Innsbrucker Universitäten.

Land inves­tiert in Grund­la­gen­for­schung

Das Land Tirol finanziert mit 900.000 Euro fünf neue Forschungsprojekte an der Universität Innsbruck und eines an der Medizinischen Universität. Die Auswahl nach höchsten internationalen Qualitätskriterien übernahm der Wissenschaftsfonds FWF, der die Projekte in gleicher Höhe wie das Land Tirol kofinanziert.

„Die Grundlagenforschung, die heute betrieben wird,ist unsere Versicherung für die Herausforderungen von morgen. Es ist uns als Landesregierung ein Anliegen, Forschenden in Tirol ideale Rahmenbedingungen zu bieten, um auf Augenhöhe mit den Besten der Welt forschen zu können. Die Matching-Funds-Finanzierung gemeinsam mit dem FWF macht das möglich. Ich wünsche allen nun geförderten Forschenden viel Erfolg für ihre zukunftsweisenden Projekte“, so Wissenschaftslandesrätin Annette Leja anlässlich der Förderzusage über 900.000 Euro seitens des Landes Tirol.

FWF-Präsident Christof Gattringer hebt die Bedeutung des Wissenschaftsstandorts Tirol hervor: „Es ist kein Zufall, dass sich Forschende aus Tirol immer öfter im wissenschaftlichen Wettbewerb durchsetzen können und Spitzenleistungen erbringen. Das Land Tirol ist seit vielen Jahren Partner des FWF und bringt mit der Matching-Funds-Finanzierung zusätzlichen Schwung in die Wissenschaft“, so Gattringer. „Ich bedanke mich für die Zusammenarbeit und gratuliere allen Forschenden und ihren Teams zur Förderung“, so Gattringer abschließend.

Die sechs vom Land Tirol kofinanzierten Forschungsprojekte:

Michele CARAGLIO, Institut für Theoretische Physik
Target-Search Strategies of Smart Active Agents

Die Natur hat spezielle Mechanismen der Suche entwickelt, die das Leben überhaupt erst ermöglicht haben. Dazu zählen beispielsweise Bakterien auf der Suche nach Nahrung, Spermien am Weg zur Eizelle oder die Fähigkeit von Tieren, in der Wildnis einen Unterschlupf zu finden. Die Zielsuche ist auch für die Nanotechnologie von zentraler Bedeutung und eröffnet weitreichende Anwendungsmöglichkeiten, von der Medizin bis zum Umweltschutz. Hier setzt der Physiker Michele Caraglio an und erforscht mit Methoden des maschinellen Lernens und stochastischer Simulationen die Mechanismen natürlicher, von der Evolution geformter Suchstrategien. Mit diesem Wissen wird es beispielsweise möglich, künftig intelligente Partikel zu entwickeln, die in der Lage sind, ihr Ziel effizient zu erreichen.

Gunter HEYMANN, Institut für Allgemeine, Anorganische und Theoretische Chemie
Innovative new High-Pressure Oxotellurate Compounds

In seinem Forschungsprojekt untersucht Gunter Heymann die Synthese neuer Metall-Tellur-Sauerstoff-Verbindungen mittels einer außergewöhnlichen Synthesemethode. Das Besondere daran: Extrem hohe Druckzustände von 15 Gigapascal (entspricht dem Druck in 400 km Erdtiefe) und Temperaturen von 1.500 °C werden erreicht. Ziel ist es, auf diesem Wege neue, innovative Materialien zu entwickeln, die insbesondere für eine verstärkte Miniaturisierung elektrischer Schaltkreise oder zur Erhöhung der Speicherdichten beitragen könnten.

Thomas HOFER, Institut für Allgemeine, Anorganische und Theoretische Chemie
Advanced Simulation Methods for Nanoporous Gas@Host Systems
 
Der Chemiker Thomas Hofer hat sich auf die Erforschung nanoporöser Verbindungen spezialisiert. Darunter versteht man Materialien, die einen ungewöhnlich hohen Anteil mikroskopisch kleiner Hohlräume aufweisen. Sein Ziel ist es, schneller neue nanoporöse Materialen als leistungsfähigen Speicher für Treibhausgase entwickeln zu können. Daher entwickelt Thomas Hofer in seinem Projekt eine spezielle Software, die es ermöglicht, die Speicherkapazität bereits vor der Herstellung der Materialen zu ermitteln. Die neue Software leistet einen Beitrag dazu, rascher neue Gasspeichermaterialien für mehr Klimaschutz und für die Nutzung erneuerbarer Energieträger herstellen zu können.

Georg Mayr, Institut für Atmosphären- und Kryosphärenforschung
Atmospheric deserts
 
 Wenn sich heiße Luft aus den Wüsten Nordafrikas als „Atmosphärenwüste“ wie ein Deckel über die bodennahe Luft in Europa schiebt, kann sich darunter so viel Wärme ansammeln, dass es zu Hitzewellen kommt. Diese Hitzewellen plagen immer mehr Länder in Europa. Atmosphärenwüsten können auch Gewitter entweder unterdrücken oder besonders heftig werden lassen. Beim katastrophalen Tornado in Tschechien im Jahr 2021 lag eine Atmosphärenwüste über dem Gebiet. In seinem Forschungsprojekt untersucht Georg Mayr, wie häufig solche Atmosphärenwüsten über bestimmten Gebieten in Europa sind und wie sie im Detail zu Hitzewellen und schweren Gewittern beitragen.

Tobias PINKERT, Institut für Organische Chemie
Total Synthesis of the Marine Diterpenoid Elisabethin A

 Der Chemiker Tobias Pinkert entwickelt ein neues Verfahren zur synthetischen Herstellung des marinen Naturstoffs Elisabethin A. Das Verfahren soll ausreichend Material zur Verfügung stellen, um im Anschluss die bisher noch nicht erforschten biologischen Eigenschaften von Elisabethin A zu untersuchen und mehr über die Zusammenhänge zwischen einzelnen Strukturelementen und ihrer pharmakologischen Wirkungsweise zu erfahren.

David TEIS, Medizinische Universität Innsbruck
Control of amino acid transporter endocytosis & degradation

Wie kontrollieren die Zellen in unserem Körper die Aufnahme von Nährstoffen wie Glukose, Aminosäuren und Fetten? Diese zentrale Frage in der Zellbiologie ist bisher nur zum Teil verstanden. In seinem Forschungsprojekt versucht David Teis mit seinem Forschungsteam Antworten darauf zu finden. Die neuen Erkenntnisse tragen dazu bei, besser verstehen zu können, wie Stoffwechselprozesse, Zellwachstum und Zellteilung in Geweben kontrolliert ablaufen können. Die Resultate dieser Grundlagenforschungen könnten neue Ansätze für die Biomedizin und für die menschliche Gesundheit schaffen.

Gemeinsam mehr bewegen: Matching-Funds-Förderungen

Die Matching-Funds-Kofinanzierung durch die Nationalstiftung ist eine Form der komplementären Finanzierung von Forschungsinitiativen. Für jeden investierten Euro eines Bundeslands finanziert der FWF aus Mitteln der Nationalstiftung einen Euro dazu. Gemeinsam erhalten exzellente Forschende mehr Möglichkeiten, neue wissenschaftliche Erkenntnisse an Österreichs Universitäten hervorzubringen.

Der Wissenschaftsfonds FWF

Der Wissenschaftsfonds FWF ist Österreichs führende Organisation zur themenoffenen Förderung der Grundlagenforschung sowie der künstlerisch-wissenschaftlichen Forschung. In einem internationalen Peer-Review-Verfahren fördert der FWF jene Forschenden und Ideen, die aufgrund ihrer wissenschaftlichen Qualität wegweisend sind. Die gewonnenen Erkenntnisse stärken Österreich als Forschungsnation und legen eine breite Basis, um zukünftigen gesellschaftlichen Herausforderungen besser begegnen zu können.

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