Es begann gleich mit einer sportlichen Einlage: Zwei Profis führten dem zahlreich erschienenen Publikum raffinierte und eindrucksvolle Ballkunststücke vor – noch dazu, ohne dass die Hörsaalfenster dabei zu Bruch gingen. Dann kam ein selbst gedrehtes Video, in dem Fußballer und Fußballerinnen kurze Statements zur Bedeutung von Kommunikation und Sprachen im Fußball abgaben. Und sofort danach war schon das Publikum gefordert: In einem Quiz, das es locker mit der Millionenshow aufnehmen konnte, wurde Fußballwissen abgefragt. Es zeigte sich, dass gegenüber den ebenfalls im Publikum vertretenen Studierenden und Familienmitgliedern der Teilnehmer*innen eindeutig die Lehrenden der Uni Innsbruck bei dieser Prüfung die Nase vorn hatten: Es gewann Prof. Jannis Harjus vom Institut für Romanistik, knapp gefolgt von Dr. Alfonso Merello Astigarraga vom selben Institut und von Prof. Wolfgang Pöckl, Emeritus der Translationswissenschaft.
Dann ging es zur ernsthaften Wissenschaft über: Die Teilnehmer*innen Kristian Babić, Emanuela Carboni, Theresa Hölbling, Hannes Schöffthaler und Alessandra Zingarelli berichteten, wie sie zuerst alle ihre Beziehungen spielen hatten lassen, um mit Klubs und Spieler*innen in Kontakt zu kommen. Das so entstandene Netzwerk reichte von Österreich (Tirol, Wien, Graz) über Kroatien bis hinunter nach Rom zum Verein Latina. Die durchgeführten Interviews mit einer Reihe von Fußball-Profis bestätigten die Schwierigkeiten, denen frisch engagierte Legionär*innen begegnen müssen, wenn sie die Landessprache nicht können – Englisch als Lingua Franca ist da nur sehr bedingt eine Hilfe. Unterstützt werden die Newcomer und Newcomerinnen bei reichen Vereinen von Dolmetscher*innen und Klubmanager*innen, meistens aber eher von Teamkolleg*innen, die dieselbe oder eine verwandte Sprache als Muttersprache haben. Dadurch entstehen in der Mannschaft oft Grüppchen, die sich nach Sprachen zusammenfinden, was für den Teamgeist schlecht sein kann. Auch Trainer*innen kommen entweder aus dem Ausland und haben Sprachschwierigkeiten oder aus dem Inland und nehmen die Probleme der Legionär*innen nicht wahr – insbesondere, wenn es der regionale Dialekt ist, der die fremden Spieler*innen ausgrenzt. Es gibt aber auch Positiv-Beispiele, bei denen die ganze Mannschaft und der Trainerstab im Endeffekt die Muttersprache der größten Legionäre-Gruppe erlernen …
Den Abschluss bildete ein Live-Interview mit zwei Fußballern: dem Seminarteilnehmer Kristian Babić (Ex-Profi) und seinem Bruder Renato Babić, der diese Saison bei Wacker Innsbruck gespielt hat.
Prof. Eva Lavric erzählte in ihrer Einleitung: „Wir haben die Frage der Mehrsprachigkeit im Fußball schon in zwei früheren Projektseminaren – 2009 und 2016 – intensiv erforscht. Viele der Befunde bestätigen sich bei weiteren Erhebungen, es ergeben sich aber auch immer wieder ganz neue Aspekte. Auch diesmal werden wir die Ergebnisse in Form eines Aufsatzes publizieren, und vielleicht findet sich ja auch diesmal der/die eine oder andere Studierende, der/die das Thema in Form einer Masterarbeit oder einer Dissertation vertiefen möchte. Die Forschungsfragen in diesem spannenden Bereich sind noch lange nicht ausgeschöpft.“ Zum Buffet hatten die TeilnehmerInnen – sehr passend – Marzipan-Fußbälle gebacken.
(Eva Lavric)