Gruppenfoto in der Claudiana, von links: Annemarie Augschöll-Blasbichler (Freie Universität Bozen), Ulrich Leitner (Uni Innsbruck) und Birgit Holzner (iup).

Annemarie Augschöll-Blasbichler (Freie Universität Bozen), Ulrich Leitner (Uni Innsbruck) und Birgit Holzner (iup) (von links).

Buch­prä­sen­ta­ti­on: Kind­heits­ge­schich­ten – Sto­rie d'in­fan­zia

Am Donnerstag, 12. Mai 2022, stellten die Erziehungswissenschafter*innen Ulrich Leitner (Universität Innsbruck) und Annemarie Augschöll-Blasbichler (Freie Universität Bozen) ihren in der innsbruck university press veröffentlichten Sammelband „Kindheitsgeschichten – Storie d’infanzia“ im Rahmen der hybriden Tagung „Baden. Eine historisch-topographische Spurensuche (Innsbruck-Ambras)“ im Claudiasaal vor.

Die Buchpräsentation fand am ersten Abend der hybriden Tagung „Baden. Eine historisch-topographische Spurensuche (Innsbruck – Ambras)“, die von 12. bis 13. Mai 2022 an der Universität Innsbruck über die Bühne ging, statt. Vorgestellt wurden neben dem Band „Kindheitsgeschichten“ von den Professor*innen Ulrich Leitner und Annemarie Augschöll-Blasbichler auch die Publikation „Die Familienkiste: Mensch-Objekt-Beziehungen im Mittelalter und in der Renaissance“ von assoz. Prof. Christina Antenhofer und, ebenfalls von letztgenannter herausgegeben, das neue Heft (3/2021) der Österreichischen Zeitschrift für Geschichtswissenschaften mit dem Titel „Inventories as Texts and Artefacts“. Alle drei Publikationen wurden aus Ergebnissen der gemeinsamen Forschungsgruppe „Theorizing the body“ gespeist.

Um mündliche bzw. schriftlich fixierte „Familienkisten“ ging es im zuletzt an diesem Abend vorgestellten Sammelband „Kindheitsgeschichten – Storie d’infanzia“ der Herausgeber*innen Ulrich Leitner (Uni Innsbruck) und Annemarie Augschöll-Blasbichler (Freie Universität Bozen), die darin das kindliche Erleben in Süd-, Nord- und Osttirol sowie dem Trentino in der Zeit zwischen dem Ende des 19. Jahrhunderts bis zu den 1970er Jahren in den Blick nehmen. Entstanden ist der Band aus einem Lehr-Forschungsprojekt mit Studierenden aus Innsbruck und Bozen/Brixen zu Erziehungs- und Bildungsorten im historischen Tirol. Die mündlich geführten Interviews der Studierenden mit Zeitzeug*innen und schriftlich fixierte autobiographische Erzählungen eines Trentiner Archivs führten zu insgesamt 42 „Kindheitsgeschichten“ – darunter 28 in Deutsch, 12 in Italienisch und zwei in Ladinisch. Die beiden Herausgeber*innen lasen Ausschnitte aus je einem der Porträts vor – „Hans“ führte das Publikum somit in die Landeserziehungsanstalt Jagdberg bei Schlins:

Bei der Erstkommunion, da hat man müssen nüchtern sein dazumal und dann hat man im Widum am Morgen nach der Erstkommunion ein Frühstück gekriegt. Das Frühstück haben die Herzjesumissionare gemacht und dann sind wir reingekommen nach der Kirche, da hat es für jeden ein Tortenstück gegeben mit Creme und Kakao. Jetzt ist eines zu wenig gewesen und dann sagt die Lehrerin ... die habe ich so was von nicht mögen, die hat so einen Muffelkopf gehabt. Alle haben die Tortenstücke gehabt und mir haben sie einen Gugelhupf gebracht, gell, und ich hätte so gerne so eine Cremeschnitte gehabt, so ein Cremetortenstückerl, gell. Und dann sagt sie: „Das ist doch gleich, das ist eh der beste Klachl“, so tirolerisch, und das hat mir so weh getan.

Die Südtirolerin „Klara“ ließ in ihren Erinnerungen ihre Klassenlehrerin am eigenen Leib spüren ließ, wie beschwerlich das Leben auf dem Bauernhof der Großfamilie hoch oben über dem Dorf war.

Die in der innsbruck university press erschienene Publikation „Kindheitsgeschichten“ konnte vor Ort im Anschluss an die Veranstaltung zu einem Sonderpreis erworben werden. Als Ausklang für den Abend sorgte zuletzt ein Umtrunk im Beisein der Tagungsteilnehmer*innen.

Der Sammelband ist erhältlich im Webshop der innsbruck university press.

(Andrea Krotthammer)

    Nach oben scrollen