Tilmann Märk, Anna Buchheim, Dirk Rupnow und Andreas Oberprantacher
Rektor Tilmann Märk, Vizerektorin Anna Buchheim, Dekan Dirk Rupnow und Lehrgangleiter Andreas Oberprantacher präsentieren den Medien die Pläne zur Neustrukturierung.

Peace Studies wer­den um­struk­turiert und ausgebaut

Seit 20 Jahren zieht der Universitätslehrgang Frieden, Entwicklung, Sicherheit und internationale Konflikttransformation („Peace Studies“) Studierende aus der ganzen Welt an. In den vergangenen Monaten wurde der Lehrgang neu strukturiert und soll nun in ein Regelstudium an der Universität Innsbruck überführt werden.

Der Universitätslehrgang Frieden, Entwicklung, Sicherheit und internationale Konflikttransformation („Peace Studies“) führt in die Grundlagen der Friedens- und Konfliktforschung, der Sicherheitsstudien sowie der Entwicklungszusammenarbeit ein und bietet Vertiefungen zu ausgewählten Aspekten und Forschungsergebnissen. Er verbindet die Vermittlung von theoretischem Wissen mit einem praxisrelevanten Training. Der Lehrgang wurde zunächst 2001 in einer Kooperation zwischen dem Land Tirol und der Universität Innsbruck gegründet und 2008 mit dem ersten UNESCO-Lehrstuhl in Österreich bedacht. In weiterer Folge wurde 2016 ein eigener Arbeitsbereich an der Universität eingerichtet, der 2019 an der Philosophisch-Historischen Fakultät angesiedelt wurde. „Über die Jahre hat sich der Lehrgang erfolgreich entwickelt und ist international bekannt. Das zeigt nicht zuletzt die Zuerkennung des UNESCO-Lehrstuhls und das breite internationale Netzwerk von Kooperationspartnern”, betont Rektor Tilmann Märk. „Diese Erfolgsgeschichte soll nun durch die Einführung eines Regelstudiums verfestigt werden. Vor einem Jahr wurde Kritik an der Struktur und den Inhalten des Lehrgangs sowie der Leitung formuliert. Die Kritik und Anregungen, die im Zuge der Konfliktlösungsmaßnahmen bei einer Befragung aller Absolvent*innen und Studierenden geäußert wurden, sind in der Folge auch in die Neustrukturierung eingeflossen.”

Kritik ernst genommen

Im September letzten Jahres wurde erstmals interne Kritik und ein interner Konflikt an den Dekan der Philosophisch-Historischen Fakultät, Dirk Rupnow, herangetragen. Dieser hat unmittelbar ein Mediationsverfahren eingeleitet, der übliche Weg bei internen Konflikten. Da auch Kritik von Studierenden und Alumni in den Raum gestellt wurde, trat man auch mit diesen in Kontakt: Dazu wurden alle Alumni und aktive Studierenden um Feedback zum Kurs gebeten bzw. aufgerufen, entsprechende Kritik und gegebenenfalls konkrete persönliche problematische Erfahrungen zu thematisieren. „Wir haben insgesamt 465 Personen zu einem Feedback bzw. einer Kritik an dem Kurs eingeladen, verbunden mit einer Erklärung, dass alle Aussagen natürlich vertraulich behandelt werden, auch die Möglichkeit zur anonymen Kritik bestehe und sie sich darüber hinaus an den Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen oder den Betriebsrat wenden können. Zusätzlich wurde psychologische Betreuung bzw. Unterstützung angeboten. Zirka 15 Prozent der Teilnehmer*innen haben darauf geantwortet, großteils sehr positiv”, sagt Anna Buchheim, Vizerektorin für Personal. Einige wenige Antworten waren kritisch – vor allem im Hinblick auf die Organisation und den Inhalt des Universitätslehrgangs. Mit diesen Personen wurden Einzelgespräche geführt. Im Zuge dieser Gespräche wurden konkrete Anschuldigungen gegenüber dem Lehrgangsleiter geäußert, die allerdings in der Folge nur teilweise erhärtet werden konnten. Insbesondere gab es keine Evidenz für die medial kolportierten sexuellen Übergriffe. Die Probleme strukturell-inhaltlicher Natur waren zum Teil bereits bekannt und wurden durch die Gespräche bestätigt.

Schnell und effizient gehandelt

„Wir haben unverzüglich gehandelt und sind die teilweise ohnehin geplanten Restrukturierungsmaßnahmen in diesem Bereich mit Nachdruck angegangen. Wir haben die Kritik sehr ernst genommen und bei der Neuaufstellung des Arbeitsbereiches und der Neustrukturierung des Studiums berücksichtigt”, sagt der Dekan der Philosophisch-Historischen Fakultät, Dirk Rupnow. Der neue Ansatz bringt verstärkte Qualitätssicherungsmaßnahmen, wie ein mehrstufiges, strukturiertes Aufnahmeverfahren von Studierenden, ein Vier-Augen-Prinzip in der Leitung, den Fokus auf Krisenintervention als Teil der Lehre sowie eine externe Supervision. Mit Andreas Oberprantacher wurde außerdem ein neuer wissenschaftlicher Leiter für den Lehrgang bestellt. Die Leitung des Arbeitsbereichs übernahm Rina Alluri.

Wissenschaft steht im Vordergrund

Der Bereich der Friedens- und Konfliktforschung ist ein international an verschiedenen renommierten Universitäten verankerter akademischer Forschungs- und Lehrbereich. Im Mittelpunkt stehen einerseits das wissenschaftliche Interesse, Dynamiken der organisierten Gewalt (etwa Kriege) und Prozesse der friedlichen Konflikttransformation zu verstehen, und andererseits das multilaterale Bemühen, im Sinne des UNESCO-Aktionsprogramm für eine Kultur des Friedens (1992) und der UN-Deklaration zu einer Kultur des Friedens (1999) eine vielfältige und nachhaltige „Kultur des Friedens“ (Culture of Peace) zu fördern. Die Friedens- und Konfliktforschung hat sich also bewusst von Anfang an der Schnittstelle diverser wissenschaftlicher Fachbereiche (internationale Beziehungen, Philosophie, Geschichte, Soziologie, Politikwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Kulturwissenschaften, Rechtswissenschaften, Religionswissenschaften etc.) und im Umfeld transnationaler Friedensbewegungen etabliert und entwickelt. Sie stellt als Form der sozial engagierten Wissenschaft insofern eine Kombination von theoretischer Reflexion und praktischer Übung dar, als es prinzipiell um ein multidimensionales Verständnis von konfliktiven Verhältnissen geht und zugleich Menschen auf internationalen Missionen vorbereitet werden sollen, welche sowohl in intellektueller als auch in persönlicher Hinsicht fordernd sein können. Dieser Ansatz entspricht den wesentlichen Zielsetzungen der UNESCO-Lehrstühle und ist mit ein Grund, warum ein solcher für Peace Studies an die Universität Innsbruck vergeben wurde.
„In diesem Sinne haben wir nun die Weichen dafür gestellt, den Kurs in ein reguläres Masterstudium zu überführen und dabei den Gesamtrahmen an aktuelle Notwendigkeiten angepasst sowie dem Feedback der bisherigen Teilnehmer*innen Rechnung getragen“, erklärt der neue wissenschaftliche Leiter, Andreas Oberprantacher.

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