Prosoziales Verhalten
Prosoziales Verhalten ist die Bereitschaft, anderen Personen zu vertrauen, mit ihnen zu kooperieren bzw. ihnen zu helfen. Gerade für den Erfolg auf dem Arbeitsmarkt sind das wichtige Eigenschaften.

Covid-19 beein­flusst sozia­les Ver­halten

Covid-19 hat vor allem auf Menschen aus ökonomisch schwächeren und bildungsferneren Schichten negative Effekte, wenn es um Gesundheit, Jobsicherheit und Bildung geht – das zeigen Zahlen und Studien aus den vergangenen Monaten. Forscher*innen um Matthias Sutter konnten nun in der Fachzeitschrift PNAS zeigen, dass auch prosoziales Verhalten negativ von der Pandemie beeinflusst wird.

Eine Infektion mit dem Corona-Virus innerhalb der Familie führt bei Schüler*innen aus sozioökonomisch schwächer gestellten Familien zu einer drastischen Verringerung des prosozialen Verhaltens. Das heißt, ihre Bereitschaft, anderen Personen zu vertrauen, mit ihnen zu kooperieren bzw. ihnen zu helfen, sinkt deutlich. Diese Erkenntnis liefert eine Studie, die der Verhaltensökonom Matthias Sutter, der an den Universitäten Innsbruck und Köln sowie am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern tätig ist, gemeinsam mit Kolleg*innen der Universität Lausanne und der Toulouse School of Economics durchgeführt hat.

Prosoziales Verhalten wichtig für Erfolg

Ursprünglich hatten die Wissenschaftler*innen noch vor der Covid-19-Pandemie begonnenen, Freundschaftsnetzwerke unter Schüler*innen zu untersuchen. Dazu konnten sie bereits im Herbst 2019 in französischen Oberschulen 5.000 Datensätze sammeln. Ihre Experimentenreihe haben die Forscher*innen schließlich während der Pandemie mit einer geringeren Anzahl derselben Schüler*innen wiederholt. Dabei konnten sie einen interessanten Zusammenhang feststellen, der nicht Fokus der eigentlichen Studie war: „Nachdem die Prosozialität bei Schüler*innen mit niedrigem Sozialstatus bereits vor der Pandemie geringer war, zeigen unsere Daten, dass Covid-19-Infektionen in den Familien die Prosozialitätslücke zwischen den Teilnehmer*innen mit hohem und solchen mit niedrigem Sozialstatus im Vergleich zu den Werten vor der Pandemie nochmal fast dreifach vergrößert haben“, sagt Sutter.

Die Relevanz dieses Ergebnisses sieht der Wirtschaftsforscher vor allem darin, dass prosoziales Verhalten ein entscheidender Faktor für den Erfolg einer Person auf dem Arbeitsmarkt ist. „Für den Zusammenhang zwischen prosozialem Verhalten und dem Erfolg auf dem Arbeitsmarkt gibt es klare Belege aus früheren verhaltensökonomischen Studien. Die Bedeutung dieser Soft-Skills ergibt sich letztendlich daraus, dass es auch im Joballtag darum geht, dass man gut miteinander auskommt“, erklärt Sutter.

Während bestätigt ist, dass die Corona-Pandemie in sozioökonomisch schwächer gestellten Haushalten zu höheren Mortalitätsraten und häufigeren Jobverlusten führte, werden negative Effekte auf prosoziales Verhalten erst aus der aktuellen Studie ersichtlich. „Die Vermutung ist, dass diese Entwicklung den betroffenen jungen Erwachsenen langfristig schaden wird und daraus eine zusätzliche Benachteiligung für sie entsteht. Ein Aspekt, der bisher kaum Beachtung in der öffentlichen Diskussion bekommt“, gibt Matthias Sutter zu bedenken.

Vier Experimente

Insgesamt konnten die Forscher*innen im Rahmen der ersten Befragung im Herbst 2019 Daten von 5.000 Oberstufen-Schüler*innen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren aus den drei französischen Regionen Nantes, Montpellier und Créteil erheben. Die Kontaktaufnahme mit denselben Schüler*innen gestaltete sich in der zweiten Welle der Datenerhebung im Mai und Juni 2020 aufgrund der Lockdowns und des damit verbundenen Homeschoolings als schwierig. Schließlich haben 363 Schüler*innen aus der ersten Welle erneut an den Experimenten teilgenommen. Das prosoziale Verhalten haben die Wissenschaftler*innen mithilfe vier verschiedener Experimente erfasst, in denen die Fähigkeiten zu vertrauen und zu kooperieren sowie der Grad an Altruismus und Großzügigkeit gemessen wurden.

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