Wissenschaftler*innen der Eurac Research und Uni Innsbruck untersuchten verschiedene Einflussfaktoren auf den heimischen Fischbestand in Nord-, Ost- und Südtirol. Im Bild eine Seeforelle.
Wissenschaftler*innen der Eurac Research und Uni Innsbruck untersuchten verschiedene Einflussfaktoren auf den heimischen Fischbestand in Nord-, Ost- und Südtirol. Im Bild eine Seeforelle.

Wie ist es um die Fisch­fau­na im inner­alpi­nen Raum bestellt?

Die Wasserqualität der heimischen Gewässer hat sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verbessert. Es sind jedoch andere Faktoren, die einen Einfluss auf die Anzahl und Vielfalt unserer Fische haben. Erstmals wurden diese und andere Einflussfaktoren in einer groß angelegten Studie zum alpinen Fischbestand in ganz Nord-, Ost- und Südtirol berücksichtigt und miteinander kombiniert.

Die groß angelegte Studie, die heute im Innsbrucker Alpenzoo präsentiert wurde, zeigt, dass chemische Substanzen wie Nitrat, Aluminium, Kupfer und Ammoniak in den Gewässern Nord-, Ost- und Südtirols weit unter den gesetzlichen Grenzwerten liegen. Das Forscherteam im Projekt ALFFA, eine Zusammenarbeit des Bozner Forschungszentrums Eurac Resarch, der Universität Innsbruck und der Agentur Landesdomäne der Autonomen Provinz Bozen, hat aber auch andere Faktoren untersucht, die sich auf Anzahl und Vielfalt der Fische auswirken, wie beispielsweise Verbauungen, Kläranlagen, das Umland der Gewässer und wie es genutzt wird oder die Anwesenheit fischfressender Vögel.

26 Fischarten gezählt

An 81 Beprobungsstellen in Nord-, Ost- und Südtirol fanden die Forscher insgesamt 26 verschiedene Fischarten: Die häufigsten sind Bachforelle, Mühlkoppe und Regenbogenforelle. Doch es ging den Forschern nicht nur um eine groß angelegte Bestandsaufnahme der Fische im inneralpinen Raum. Erstmals untersuchten im Projekt ALFFA Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Disziplinen – Landschaftsökologen, Gewässerforscher, Chemiker, Ornithologen und Fischbiologen – gemeinsam, wie sich die Landschaft rund um die Gewässer, die Wasserchemie, hormonaktive Substanzen, die Fischnahrung in Form kleiner wirbelloser Tiere, fischfressende Vögel und die Fischerei auf die Fischfauna auswirken. Die ersten Ergebnisse bestätigen, dass es eine größere Anzahl und Vielfalt an Fischen in Gewässern in tieferen Lagen gibt als in höher gelegenen Berggewässern. Positiv auf den Fischbestand wirken sich Gewässer aus, die wenig oder nicht vom Menschen beeinflusst sind, etwa durch Kläranlagen, Kraftwerke, Verbauungen oder Unterbrechungen.

Insgesamt konnten 26 verschiedene Fischarten im gesamten Untersuchungsgebiet nachgewiesen werden. In Südtirol wurden 24 verschiedene Arten, in Tirol 12 verschiedene Fischarten gezählt. Die am häufigsten vorkommende Art in Südtirol ist die Bachforelle, gefolgt von Mühlkoppe und Flussbarsch. In Nordtirol sind es die Bachforelle, gefolgt von Mühlkoppe und Regenbogenforelle. „Die Untersuchungen haben gezeigt, dass der Fischbestand abhängig von der Höhenlage unterschiedlich stark durch verschiedene anthropogene Einflüsse beeinträchtigt ist. Vor allem die Bestandssituation der Bachforelle ist in den oberen Flussläufen allgemein besser als in tieferen Lagen, wo die Bachforelle stark rückläufig ist “, erklärt Wolfgang Mark, Koordinator des Projekts in Innsbruck und Leiter des Teilbereichs „Fischbestand in Nordtirol“. Was die fischfressenden Vögel anbelangt – Graureiher, Kormorane und Gänsesäger – zeigen die Ergebnisse, dass der Fischbestand an einzelnen Stellen beeinflusst werden kann, wie beispielsweise in Lana an der Flussmündung von Falschauer und Etsch, wo sich ein Schlafbaum der Vögel befindet. Großräumig gesehen ist der Einfluss der Vögel auf die Fischpopulationen jedoch als gering anzusehen.

Erste Ergebnisse

Das vorläufige Fazit des Forscherteams: Treten mehrere Stressfaktoren wie gestörte hydrologische Verhältnisse etwa durch Wasserkraftwerke oder morphologische Veränderungen wie beispielsweise durch starke Verbauungen der Ufer, ein geringes Nahrungsangebot durch fehlende Kleinstlebewesen, hoher Fischereidruck oder eine hohe Anzahl an fischfressenden Vögeln auf, lassen sich starke Beeinträchtigungen in der Anzahl der Arten und deren Häufigkeit klar erkennen. Einzeln scheinen diese Faktoren jedoch nur einen geringen negativen Einfluss auf die Fischpopulationen zu haben. Bei mehreren Beeinträchtigungen kommt es allerdings zu einem Additionseffekt, der die Summe der Einzelparameter bei weitem überschreitet. „Es ist das erste Mal, dass eine Studie so viele Einflussfaktoren berücksichtigt und eine so große Fläche erfasst. Nach dieser ersten Auswertung stehen wir erst am Beginn der Erkenntnisse. Was wir jetzt haben, sind Momentaufnahmen, die uns zu weiteren Fragestellungen führen, denen wir in den kommenden Monaten nachgehen werden“, resümiert der Leiter der Studie, der Landschaftsökologe Erich Tasser vom Bozner Forschungszentrum Eurac Research.

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