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Das Interesse an dem neuen Buch war sehr groß.

Stu­die­rende als Opfer des Na­tional­sozialis­mus

Vergangene Woche wurde in der Aula der Universität ein neues Buch über die Verfolgung, Entrechtung und Ermordung von Studierende durch die Nationalsozialisten vorgestellt. Annähernd dreißig aktive und ehemalige Studentinnen und Studenten wurden in der NS-Zeit vom Regime verfolgt, viele davon ermordet.

Bekannt ist das Schicksal von Christoph Probst, Mitglied der „Weißen Rose“, das in der Erinnerungskultur der Universität bereits einen zentralen Platz einnimmt. Viele andere Opfer erfuhren bis heute kaum Aufmerksamkeit oder öffentliche Würdigung. Mit dem neuen Band „Verfolgung, Entrechtung, Tod. Studierende der Universität Innsbruck als Opfer des Nationalsozialismus“ von Gisela Hormayr wird deren Schicksal ins Licht der Öffentlichkeit gerückt. Zu ihnen gehören aus rassischen Gründen Verfolgte und Ermordete, wie die Medizinstudentin Melanie Adler. Andere bezahlten ihren aktiven Widerstand gegen das NS-Regime mit dem Leben: Hanns-Georg Heintschel-Heinegg wurde als Mitglied einer konservativen Widerstandsgruppe hingerichtet, der Lehrer Franz Mair starb in den letzten Kriegstagen in Innsbruck während eines Schusswechsels. Besonders viele Opfer waren ehemalige Angehörige der Theologischen Fakultät, deren Ruf sie zu einem begehrten Studienort auch für Studenten aus dem Ausland gemacht hatte. Der spätere Berliner Dompropst Bernhard Lichtenberg, verhaftet, weil er in seinen Predigten an die Verfolgung jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger erinnerte, war einer von ihnen. Anhand von Biografien werden die Studierenden der Universität Innsbruck in diesem Buch erstmals als Opfergruppe des Nationalsozialismus greifbar.

„Ein wichtiges, weiteres Zeichen“

Rektor Tilmann Märk unterstrich bei der Veranstaltung, dass die Ereignisse dieser Zeit immer ein schwarzer Fleck in der 350-jährigen Geschichte der Universität bleiben werden. Gerade im Jubiläumsjahr sei es deshalb eine wichtige Aufgabe, an diese Verbrechen zu erinnern, was die Universität mit einer ganzen Reihe von Veranstaltungen und Projekten auch getan hat und tut. So wird im Herbst eine neue und umfassende Geschichte der Universität der Öffentlichkeit vorgestellt. „Mit der heutigen Veranstaltung setzen wir ein wichtiges, weiteres Zeichen“, betonte der Rektor. Herausgeber Horst Schreiber präsentierte den neuen Band bevor die Autorin Gisela Hormayr einzelne Schicksale vorstellte und Selina Mittermeier, Vorsitzende der Studienvertretung Lehramt Geschichte, Sozialkunde, Politische Bildung mit den beiden ÖH-Vorsitzenden der Innsbrucker Universitäten, Johanna Beer und Herbert Seiringer, aus Briefen und Protokollen vorlasen.

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