Inter­natio­nal Euro­linguis­tics Con­feren­ce
Die zufriedenen TagungsteilnehmerInnen, ganz rechts die beiden Mitglieder des INTRAWI, Wolfgang Pöckl und Martina Mayer.

INT­RAWI bei der Inter­natio­nal Euro­linguis­tics Con­feren­ce

Die Eurolinguistik, die sich der Entdeckung der Gemeinsamkeiten und auch der Unterschiede zwischen europäischen Sprachen widmet, wurde vor knapp drei Jahrzehnten ins Leben gerufen. Sie hat sich zu einem lebendigen Forschungszweig entwickelt, der mittlerweile in vielen Ländern des Kontinents engagierte VertreterInnen hat.

In Deutschland ist es vor allem Prof. Dr. Joachim Grzega, der die markantesten Initiativen setzt: einerseits durch zahlreiche eigene Publikationen, v.a. aber durch die regelmäßige Organisation von Eurolinguistik-Tagungen. Bemerkens- und nachahmenswert ist das Format dieser Zusammenkünfte: Sie finden nicht an einer Universität, sondern in den Räumlichkeiten örtlicher Bildungseinrichtungen statt. Die ersten drei Veranstaltungen wurden an dem von Prof. Grzega geleiteten Europäischen Haus in Pappenheim (Franken) abgehalten, im vergangenen und in diesem Jahr versammelten sich die TeilnehmerInnen in der Volkshochschule in Donauwörth (Schwaben). Die organisatorische Besonderheit dieser Tagungen besteht darin, dass an einem Halbtag im Sinne der Third Mission interessiertes Publikum aus der Region eingeladen ist, sich die Inhalte der Vorträge in allgemein verständlichen Kurzfassungen durch die ReferentInnen erläutern zu lassen und mit diesen zu diskutieren. Dieses Angebot wird außerordentlich gut angenommen. Und natürlich ist es auch für Fachleute eine außergewöhnliche Erfahrung, einer breiteren Öffentlichkeit zu vermitteln, womit sich (Euro-)LinguistInnen beschäftigen und welche Erkenntnisinteressen sie damit verfolgen.

Beim Publikumsevent in Donauwörth. Im Hintergrund ein Teil der interessierten TeilnehmerInnen, vorne rechts Prof. Dr. Joachim Grzega, der Initiator der Eurolinguistik-Tagungen. (Credit: VHS Donauwörth)

Die diesjährige Tagung der VHS Donauwörth – Linguistic aspects of the past, present and future of Europe – fand in beeindruckender Mehrsprachigkeit (es wurden Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Katalanisch, Polnisch, Spanisch, Ungarisch gesprochen) vom 5. bis zum 7. April statt. Behandelt wurden u.a. die Wichtigkeit der europäischen LehrerInnenmobilität, eine Analyse universitärer Informationen zu Studierenden- und Lehrendenmobilitäten, Erkenntnisse für eine mehrsprachige Fremdsprachendidaktik, Desiderata der Sprachpolitik für das Katalanische, Wege zu einem friedensfördernden Sprachgebrauch, europäische Dimensionen der Literaturwissenschaft sowie eine kontrastive Betrachtung des Begriffs Patriotismus. Zudem nahmen zwei Angehörige des Instituts für Translationswissenschaft an der Tagung teil. Mag. Martina Mayer nahm in ihrem Vortrag „Übersetzen ist nicht schwer"? Grenzziehungen auf dem Weg zu einer adäquaten Translationsdidaktik vor: Ausgehend von einer historisch-kompetenzorientierten Analyse der Abspaltung der Translationswissenschaft von den Philologien, die sich seit den 1970er Jahren vollzogen hat, sowie von den Unterschieden zwischen translationswissenschaftlichen und philologischen Curricula der Gegenwart spannte sie einen Bogen hin zu der Ausrichtung und Wertigkeit, die BA-Curricula der Translationswissenschaft heute haben sollten, um den spezialisierteren MA-Curricula gerecht werden zu können. Prof. Dr. Wolfgang Pöckl, der die Tagungsreihe sozusagen von Anbeginn begleitet hat, zeigte in seinem Vortrag Zum Umgang mit Eigennamen in europäischen Ländern aus translationswissenschaftlicher Sicht anhand von zahlreichen Beispielen aus mehreren Sprachräumen, dass sich im Lauf der letzten Jahrzehnte im Allgemeinen eine zunehmende Sensibilisierung für den respektvollen Umgang mit fremden Eigen- und Ortsnamen beobachten lässt. Die Tendenz zur „korrekten“ Aussprache ist allerdings nicht in allen Sprachgemeinschaften gleich stark, sondern kann einerseits durch feste Gewohnheiten und andererseits durch die Sprachstruktur gebremst werden.

Zusammenfassend dürfen alle Vorträge der Tagung als engagiert bezeichnet werden. Ihr gemeinsamer Nenner ist der Wunsch, Kommunikation auf den mannigfaltigsten Wegen besser und nachhaltiger werden zu lassen und einen tatsächlichen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten.

(Wolfgang Pöckl & Martina Mayer)

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