Sylvain Farge bei seinem Vortrag.
Rechts im Bild der fulminante Sylvain Farge, links ein kleiner Teil der aufmerksamen Zuhörerinnen und Zuhörer. Der Gastvortrag lockte Studierende und Lehrende gleichermaßen an.

„Haus, Heim, maison und foyer“: ein heime­liger Gast­vortrag

Sylvain Farge (Université Lumière Lyon 2) besuchte das INTRAWI, um dort seine Forschung vorzustellen und eine zu Jahresbeginn 2018 begründete Zusammenarbeit zu vertiefen. In seinem Gastvortrag „Haus, Heim, maison et foyer“ zeigte er, wie sehr das Verständnis von SprecherInnen verschiedener Sprachen in Bezug auf angeblich ein und dieselbe Sache differieren kann.

Die Universitäten Lyon und Innsbruck kooperieren bereits seit längerer Zeit auf verschiedenen Ebenen und in diversen Fächern. 2018 hat sich dank einer Kontaktlegung durch den Interdisziplinären Frankreich-Schwerpunkt der Universität Innsbruck in Person von Univ.-Prof. Mag. Dr. Eva Lavric noch eine zusätzliche Schnittstelle ergeben: Das Institut für Translationswissenschaft (INTRAWI) arbeitet nun mit der UFR Langues der Universität Lumière Lyon 2 auf linguistischer und translationsdidaktischer Ebene zusammen.

Im Zuge dessen kam im Dezember 2018 Sylvain Farge, Maître de conférences für Deutsch im Fachbereich LEA seiner Fakultät und Mitglied des Forschungszentrums Laboratoire CRTT ans INTRAWI, um dort den Gastvortrag Haus, Heim, maison et foyer : les mots comme miroirs de nos sociétés. Implications pour la traduction zu halten bzw. damit eine Facette seiner Forschung vorzustellen. Im Mittelpunkt des Gastvortrages standen Konzepte, die aller Welt bekannt sind: das Haus, der Haushalt, das Zuhause, das Daheim … Nur sieht die Welt sie sprachgebunden mit unterschiedlichen Augen, was Farge eindrucksvoll und gleichzeitig höchst unterhaltsam an einer umfangreichen Reihe der erstaunlichsten Beispiele dargelegt hat: Warum sind gewisse Wörter, wie zum Beispiel Heimat, schlichtweg nicht ins Französische übersetzbar? Warum ist geheim nicht wirklich ein Gegenstück von secret, wie zahlreiche Wörterbücher es glauben machen wollen? Und was unterscheidet Heim von foyer oder maison von Zuhause? Am Ende der Befassung mit der Frage, inwiefern das Denken und Fühlen verschiedener Sprechergemeinschaften in Bezug auf ein und dieselbe Sache, differieren kann, zeigte der französische Kollege die wichtigsten Implikationen des Dargelegten für die Translationswissenschaft auf und gab dem zahlreich erschienenen und sehr interessierten Publikum damit essentielle Werkzeuge für die weitere übersetzerische Tätigkeit mit.

Nach dem so geglückten Besuch von Sylvain Farge und einem bereits früher im Jahr von Martina Mayer (Französischabteilung INTRAWI) in Lyon absolvierten Aufenthalt, der primär dem Kompetenztransfer im Bereich der Translationsdidaktik gedient hatte, lag nun auf der Hand, dass eine Vertiefung der Zusammenarbeit für beide Seiten nur bereichernd sein konnte. So werden das INTRAWI und der Fachbereich LAE der Université Lumière Lyon 2 ab dem nächsten Studienjahr eine Erasmus-Partnerschaft eingehen. Studierende und Lehrende des Innsbrucker Institutes freuen sich schon auf die weitere Intensivierung des Austauschs auf allen Ebenen und danken einstweilen Sylvain Farge für sein Kommen und sein Engagement.

(Martina Mayer)

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