Tilmann Märk und Józef Niewiadomski
Rektor Tilmann Märk überreicht Józef Niewiadomski zum Abschied das Ehrenkreuz 1. Klasse.

Ehren­kreuz für Józef Nie­wia­dom­ski

Mit einer Eucharistiefeier in der Jesuitenkirche und einem Festakt im Kaiser-Leopold-Saal feierte der Innsbrucker Theologe Józef Niewiadomski am Dienstag seinen akademischen Abschied. Dabei überreichte ihm Rektor Tilmann Märk in Vertretung des Bundespräsidenten das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse.

Zahlreiche Freunde, Wegbegleiter und Gäste aus Kirche, Politik und Wissenschaft aus dem In- und Ausland, darunter drei Bischöfe, kamen am Dienstag in den Kaiser-Leopold-Saal an der Universität Innsbruck, um die Abschiedsvorlesung von Józef Niewiadomski zu hören. Rektor Tilmann Märk sagte: „Wir verabschieden heute eine Persönlichkeit, die über viele Jahre mit dieser Universität verbunden war und Wesentliches für die Entwicklung vor allem der Theologischen Fakultät geleistet hat.“ In Auftrag des Bundespräsidenten überreichte er Józef Niewiadomski für seine Verdienste das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse. Niewiadomski habe alles immer mit Leidenschaft betrieben und das mache ich auch aus, betonte der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler. Dekan Josef Quitterer würdigte Niewiadomski dafür, dass dieser immer den Konsens suche, auch wenn dies manchmal schwierig sei. In seiner Abschiedsvorlesung unter dem Titel „Dramatisch! Eine Zwischenbilanz“ ließ Józef Niewiadomski das Publikum am Drama seiner wissenschaftlichen Karriere teilhaben und nutze dies dazu, seine theologische Position auch für Laien verständlich darzustellen. Im Anschluss überreichten ihm Mathias Moosbrugger und Karin Peter die Festschrift zur Emeritierung, die ausgewählte Schriften, Kommentare und Predigten des Geehrten enthält und ab sofort im Buchhandel erhältlich ist. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von seiner Schülerin Maria Delago und einer Kollegin.

Zur Person

Als Assistent von Raymund Schwager hat Józef Niewiadomski von Anfang an bei der Etablierung der interdisziplinären Forschungsplattform „Religion-Gewalt-Weltordnung“ mitgearbeitet. Nach dem Tod von Schwager im Jahre 2004 entwickelt er dessen Anliegen im theologischen Kontext weiter. Im Zentrum der Forschung von Niewiadomski stehen deshalb sowohl die Fragen nach dem Unterschied zwischen dem religiösen Fanatismus und dem religiösen Zeugnis, dem Unterschied zwischen den Selbstmordattentäter und den Märtyrern, als auch die Probleme des religiös motivierten Friedensengagements und gesellschaftlicher Versöhnung. Als Dogmatiker ist er bemüht eine Dogmatik zu betreiben, die im Zentrum gegenwärtigen gesellschaftlichen Lebens und den schmerzhaften Sackgassen des politischen Geschehens angesiedelt bleibt. Die zahlreichen Publikationen, Auftritte bei internationalen Konferenzen, eine große Zahl der Doktorandinnen und Doktoranden haben ihn international bekannt gemacht. Ein großes Projekt war die achtbändige kritische Ausgabe der Gesammelten Werke von Raymund Schwager, die im Herder-Verlag erschienen ist. In Tirol und wohl auch in Österreich gehört Niewiadomski – nicht zuletzt dank der wöchentlichen Kolumne im Tiroler Sonntag – zu den bekanntesten Theologen.

Józef Niewiadomski wurde 1951 in Ostpolen geboren und verkörpert in seiner Biographie die Geschichte Mitteleuropas im 20. Jahrhundert. Nach dem Beginn seines Studiums der Philosophie und Theologie an der Katholischen Universität in Lublin/Polen wechselte er 1972 nach Innsbruck. Im Canisianum erlebte er die Gezeiten „nachkonziliarer Theologie“ mit weltkirchlichen Einsprengseln. Europäisch auch seine Priesterweihe 1975: in Rom als Innsbrucker für die Diözese Lublin. Von 1979 bis 1991 war er Assistent am Institut für Dogmatische und Ökumenische Theologie der Universität Innsbruck, 1991 bis 1996 Professor für Dogmatik an der Theologischen Fakultät der Katholischen Privatuniversität in Linz. Seit 1996 ist er Professor für Dogmatik am Institut für Systematische Theologie der Universität Innsbruck. Von 2004 bis 2013 war Niewiadomski Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät. 2016 erhielt er den Wissenschaftspreis für außergewöhnliche Forschungsleistungen der Stiftung Südtiroler Sparkasse.

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