Digitale Plattformen sind zu Drehscheiben der digitalen Wirtschaft geworden. Nicht nur die uns allen bekannten, meist US-amerikanischen Plattform-Firmen vernetzen Kunden und Geschäftspartner auf digitalen Marktplätzen, veredeln Daten zu intelligenten Dienstleistungen, und verwandeln »Dinge« zu autonom agierenden Akteuren. Inzwischen hat sich das Konzept »Digitaler Plattformen« zur Zielgröße von Digitalisierungsbestrebungen vieler Unternehmen entwickelt. Planung, Konstruktion und Betrieb digitaler Plattformen ist allerdings nach wie vor ein neues, herausforderndes Feld. Neue digitale Geschäftsmodelle, hohe Anforderungen an Sicherheit und Datenschutz, sowie rasches Reagieren auf Marktanforderungen erfordern ein enges Ineinandergreifen von Geschäftsprozessen, IT und dem Anwendungsbereich, wie z. B. der Produktion oder der Logistik.
Forschungsgruppe nimmt Arbeit auf
Die neue Forschungsgruppe »Digitale Plattformen« am Fraunhofer Innovationszentrum in Wattens wird von Ruth Breu, eine Expertin in den Bereichen Business-IT-Alignment, Anforderungsmanagement und Informationssicherheit, geleitet. „Die Forschungsgruppe unterstützt Unternehmen bei der effektiven Steuerung digitaler Transformationsvorhaben, der Konzeption digitaler Plattformen und dem Einrichten von Management-Systemen für deren zuverlässigen und wirtschaftlichen Betrieb. Die interdisziplinäre, aus Informatikern, Wirtschaftsinformatikern, Data Scientists und Wirtschaftsingenieuren zusammengesetzte Forschungsgruppe in Wattens baut dabei auf international sichtbarer, mehrfach ausgezeichneter Forschungsarbeit am Institut für Informatik der Universität Innsbruck, sowie der langjährigen Erfahrung in der anwendungsorientierten Forschung und dem Industrie-Know-how des Fraunhofer Austria Geschäftsbereichs Produktions- und Logistikmanagement auf“, erklärt die Forscherin.
Mit neuesten Methoden agiler digitaler Transformation, fundiertem Know-how für die Planung und Qualitätssicherung komplexer cyber-physischer Systeme durch Verwendung digitaler Modelle (»Digital Twins«), sowie Werkzeugen für den effizienten Nachweis von Sicherheit und Compliance verfolgt die Gruppe in Wattens den Anspruch, Akzente in der Fraunhofer-Landschaft zu setzen.
Standort Tirol soll langfristig profitieren
Neben der Durchführung von Forschungsaufträgen aus der Industrie setzt sich die neue Forschungsgruppe zum Ziel, das Konzept »Digitaler Plattformen« auch dazu einzusetzen, Impulse für Themen mit starkem Tirol-Bezug zu geben. Beispielsweise bietet sich großes Potential, vernetzte Plattformen zum Erreichen der Klimaziele 2050 einzusetzen, etwa zur Einsparung von Energie oder zur Koordinierung des Gütertransports. Dazu sollen in den nächsten Jahren Konsortien initiiert und Forschungsprojekte zur Förderung beantragt werden.
Wissenschaftslandesrat Bernhard Tilg betont: „Die Forschungskooperation von Fraunhofer Austria und der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck zur Erforschung neuer Methoden zur Steuerung digitaler Transformationsinitiativen und zur Umsetzung digitaler Plattformen ist ein entscheidender Impuls für den Wissenschaftsstandort Tirol. Die Digitalisierung birgt großes Potential für Wissenschaft und Forschung, denn digitale Transformation ist ein Prozess der stetigen Weiterentwicklung digitaler Technologien, die nicht nur unsere Wirtschaft, sondern auch unsere Gesellschaft prägen.“
Dazu Fraunhofer Austria Geschäftsführer Wilfried Sihn und Peter Schieder, Leiter des Fraunhofer Innovationszentrums in Wattens: „Die Gründung der neuen Forschungsgruppe »Digitale Plattformen« ist ein weiterer großer Erfolg des vor zwei Jahren gegründeten Fraunhofer Innovationszentrums in Wattens. Ziel ist es, Forschungsergebnisse auf kurzem Weg für praxisorientierte Anwendungen in heimischen Industrieunternehmen nutzbar zu machen. Vor allem KMUs soll die neue Forschungsgruppe Zugang zu Wissen und Strategien bieten, damit diese digitale Plattformen erfolgreich einsetzen und am internationalen Wettbewerb reüssieren können.“
„Die Digitalisierung und die entsprechende Transformation in der Gesellschaft, in der Wissenschaft und Lehre und natürlich in der Industrie, ist die große Herausforderung der Zukunft, der sich die Universität Innsbruck stellen wird. Um Großes zu erreichen, braucht es die richtigen Partner und die haben wir mit Fraunhofer Austria gefunden. Wir werden nun künftig insbesondere im Bereich der Digitalen Transformation der Industrie sowohl in der Forschung als auch in der Projektarbeit und der Lehre enger zusammenarbeiten und unsere Infrastruktur synergetisch nutzen. Da wir quasi Nachbarn sind und die Leiterin unseres Instituts für Informatik, Univ.-Prof. Dr. Ruth Breu auch die Forschungsgruppe »Digitale Plattformen« am Fraunhofer Innovationszentrum »Digitale Transformation der Industrie« in Wattens leitet, sind die Voraussetzungen für eine langfristige erfolgreiche Kooperation geradezu ideal“, sagt Tilmann Märk, Rektor der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck.