Stark besuchter UNIVERSITAS-Workshop von Dagmar Sanjath am INTRAWI im November 2016.
Stark besuchter UNIVERSITAS-Workshop von Dagmar Sanjath am INTRAWI im November 2016.

Perfect Match: UNIVER­SITAS und IN­TRA­WI

Am 24.2. geht die 6-jährige Mitgliedschaft von Alena Petrova (INTRAWI) im Vorstand von UNIVERSITAS Austria – dem Berufsverband für Übersetzen und Dolmetschen – zu Ende. Dieser Zeit, der Entwicklung der Zusammenarbeit mit dem Verband und der Bedeutung der Verbandsarbeit für JungtranslatorInnen aus Innsbruck sei damit eine Retrospektive von Alena Petrova gewidmet.

Angefangen hat es 2006: Im Oktober habe ich meine Tätigkeit an der LFU in Innsbruck aufgenommen, und bereits im Dezember 2006 hat mich das damalige Vorstandsmitglied Andrea Bernardini kontaktiert und gefragt, ob ich gern eine UNIVERSITAS-„Ecke“ am Institut für Translationswissenschaft (INTRAWI) betreuen würde. Sie hat mir Infomaterial geschickt, und so konnte ich mir ein Bild von der Verbandsarbeit machen. Ich war sofort begeistert, dass der Verband, der sich für die Interessen von ÜbersetzerInnen und DolmetscherInnen in Österreich einsetzt, die Kontakte mit Innsbruck ausbauen wollte. Nach und nach habe ich erfahren, welche Vorteile dieses Vorhaben unseren Studierenden bringen würde. Obwohl es zusätzlich zur breit gefächerten wissenschaftlichen Fundierung und den vielseitigen Übungen mit der Berufsorientierung eine wichtige praxisrelevante Komponente in der translationswissenschaftlichen Ausbildung gibt, schien mir der überlebenspraktische Aspekt des Studiums nicht genug zum Tragen zu kommen: Es gab im damaligen Diplom-Curriculum – wie auch im MA-Curriculum von 2009 – lediglich eine Lehrveranstaltung, die sich mit möglichen Berufsprofilen und der Berufsethik auseinandersetzte. Diese Tatsache hatte zur Folge, das INTRAWI-Studierende zwar das Handwerk des Übersetzens und/oder des Dolmetschens während des Studiums erlernt hatten, aber kaum über eine Vorstellung verfügten, wie ihr Einstieg in die spätere Berufswelt aussehen sollte. Es war bei Weitem nicht allen bewusst, dass der Übersetzungsprozess an sich bzw. eine Verdolmetschung nur einen Teil der Auftragsabwicklung darstellen, und auch das hierzu erforderliche Projektmanagement kam zu kurz.

Um diese Lücke zu füllen und das Angebot an den Ausbildungsstätten für Übersetzen und Dolmetschen zu unterstützen, hat sich der 1954 gegründete Verband UNIVERSITAS eine Reihe von Informationsangeboten für angehende ÜbersetzerInnen und DolmetscherInnen einfallen lassen. Er ermöglicht den Studierenden eine Jungmitgliedschaft schon während des Studiums (das gibt es bei den meisten Berufsverbänden nicht), bietet Fortbildungen zum Berufseinstieg und zu anderen berufsrelevanten Themen, ein Mentoring-Programm (= Maria-Verber-Programm, ins Leben gerufen von der derzeitigen Präsidenta Alexandra Jantscher) und inzwischen sogar heiß begehrte Praktika-Plätze an. Ich wollte mich von den angebotenen Fortbildungen selbst überzeugen und so – da diese damals vorwiegend in Wien stattfanden – fuhr ich bald mit einer kleinen Gruppe engagierter Studierender zu einem Fortbildungstag nach Wien. Die Reise war sehr produktiv und spannend, allerdings war mir bewusst, dass solche Fahrten nur vereinzelt möglich sein würden. So habe ich mit UNIVERSITAS Verhandlungen geführt, und im Mai 2008 wurde die erste Fortbildung in Innsbruck durchgeführt.

Alte und neue Vorstandsmitglieder von UNIVERSITAS aus Innsbruck. Von links nach rechts: Daniela Maizner, Bernhard Eberharter und Alena Petrova
Alte und neue Vorstandsmitglieder von UNIVERSITAS aus Innsbruck. Von links nach rechts: Daniela Maizner, Bernhard Eberharter und Alena Petrova (Foto: Martina Mayer)

Zuerst fanden UNIVERSITAS-Workshops einmal pro Studienjahr, dann semestral und seit ein paar Jahren dreimal pro Studienjahr statt; inzwischen gab es 15 solcher Veranstaltungen am INTRAWI. Abgesehen von Themen wie „Erfolg durch Professionalität“ und „Berufsbilder“ gab es Workshops zu den einzelnen Sparten des Berufs wie Literaturübersetzen, Konferenzdolmetschen, Kommunaldolmetschen, Gebärdensprachdolmetschen u.Ä. sowie zu den Qualitätsanforderungen (Auftragsabwicklung, Korrekturlesen) und finanziellen und rechtlichen Aspekten des Berufs. Außerdem wurden 2013 und 2016 von mir und dem sehr engagierten Jungmitglied Thomas Graf „Infotage zum Arbeitsmarkt für Übersetzer und Dolmetscher in Tirol“ organisiert, bei denen VertreterInnen von Firmen aus Tirol, die SprachmittlerInnen beschäftigen, über ihre Arbeitsbedingungen und Anforderungen gesprochen haben. Die Workshops werden sehr gut besucht, so nahmen z.B. am letzten Workshop von Dagmar Sanjath im November 2016 über 50 Studierende und etliche Lehrende teil. Positiver Nebeneffekt: Bei den Workshops erkennen die Studierenden die Vorteile einer Jungmitgliedschaft bei UNIVERSITAS für ihren späteren beruflichen Erfolg und entwickeln ein Bewusstsein für die Wichtigkeit von Verbandsarbeit insgesamt. Seit 2008, als ich selbst dem Verband beigetreten bin und die erste Fortbildung nach Innsbruck kam, haben rund 100 INTRAWI-Studierende aus Innsbruck den Weg zum Verband gefunden, darunter auch zehn Personen, die nach ihrem Studium am INTRAWI unterrichtet haben oder es immer noch tun.

Einen Aufschwung erlebte die Verbandsarbeit in Innsbruck, als beschlossen wurde, dass jede Ausbildungsstätte eine eigene Jungmitglieder-Vertretung haben sollte. In Innsbruck haben sich dieser Rolle ab dem Sommersemester 2016 gleich drei engagierte Studentinnen angenommen: Anna-Maria Parnitzke, Daniela Maizner und Maria Breitenberger. Sie haben z.B. im Herbst 2016 einen UNIVERSITAS-Stammtisch ins Leben gerufen und organisieren ab Januar 2016 eine Reihe von Workshops in Zusammenarbeit mit dem WIFI. Daniela Maizner kandidierte außerdem für die nächste Funktionsperiode gerade als Jungmitglieder-Vertreterin für ganz Österreich; die Wahlen fanden bei der Vollversammlung am 24.2.2017 statt.

Als neue Verbindungsperson zu Innsbruck kandidiert nun Bernhard Eberharter, seines Zeichens Senior Lecturer in der Russisch-Abteilung des INTRAWI. So könnten bald zwei Personen aus Innsbruck im Vorstand von UNIVERSITAS vertreten sein, was mich besonders freut. Meine eigene Mitgliedschaft im Vorstand, die durch ein Angebot der damaligen UNIVERSITAS-Präsidenta Eva Holzmair-Ronge im Sommer 2010 eingeleitet wurde, ist jedenfalls in wenigen Tagen zu Ende. Ich blicke mit einem weinenden (jeder Abschied ist schwer!) und einem lachenden Auge darauf – bei so einem großen Interesse an UNIVERSITAS seitens der Studierenden und einer solchen Nachfolge scheint mir die Verbandsarbeit, die u.a. angehende ÜbersetzerInnen und DolmetscherInnen auf das zukünftige Berufsleben vorbereitet, gesichert zu sein.

(Alena Petrova)

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