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Alois Pichler im Brenner-Archiv

Alois Pichler als Witt­gen­stein-Gast­professor in Inns­bruck

Der Philosoph Alois Pichler war im April als Wittgenstein-Gastprofessor an der Uni Innsbruck tätig und intensivierte hier seine Kontakte zu mehreren Fachbereichen seiner Alma Mater. Im Mittelpunkt stand vor allem die Auseinandersetzung mit der digitalen Edition des Wittgenstein-Nachlasses, die er als Leiter des Wittgenstein-Archivs in Bergen in Norwegen vorantreibt.

Bereits zum zweiten Mal hat die Universität Innsbruck in diesem Semester die Wittgenstein-Gastprofessur besetzt. Und wie schon beim ersten Mal, als im Vorjahr Marjorie Perloff einen Monat lang sowohl Forschende als auch Studierende mit ihrem Wissen beeindruckte, konnte die Universität auf Vorschlag der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen und der Philosophisch-Historische Fakultät sowie der Theologischen Fakultät wieder einen international renommierten Wittgenstein-Forscher gewinnen. Alois Pichler, in der Wittgenstein-Forschung bestens bekannt für die Herausgeberschaft der digitalen Edition des Wittgenstein-Nachlasses, ist Professor für Philosophie an der Universität Bergen und Leiter des dortigen Wittgenstein-Archivs.

Pichler ist 1966 in Meran geboren und in Gomion in St. Leonhard in Passeier aufgewachsen. Sein Studium der Philosophie und Germanistik führte ihn zunächst nach Innsbruck, wo er 1990 und 1996 seine Diplomstudien abschloss. Bereits 1990 kam er an die Universität Bergen, wo er zusammen mit anderen Forscherinnen und Forschern unter der Leitung von Claus Huitfeldt die 20.000 Seiten Nachlass-Materialien von Wittgenstein transkribierte und anhand deren er seine Forschung vorantrieb. 2001 promovierte er in Bergen. Seitdem fällt er vor allem durch seine Liebe zur Editionsphilologie und -philosophie, seine Ideen zum Verhältnis zwischen Wittgensteins Philosophie und Schreiben und seine Arbeiten in der gerade aufkommenden Disziplin „Digital Humanities“ auf.

Rege Vortrags- und Lehrtätigkeit

Im Rahmen seiner Gastprofessur hielt Alois Pichler nicht nur öffentliche Vorträge am Brenner-Archiv und an der Theologischen Fakultät, sondern nahm auch als Gast-Vortragender in Seminaren und Vorlesungen teil. An dem Workshop „Digitale Methoden in den Geisteswissenschaften“ war er einer der Redner in der Podiumsdiskussion wie auch mit seinem eigenen Vortrag vertreten; er nahm auch an der Tagung zum Radikalen Konstruktivismus teil. In seiner Vorlesung „Einführung in die Sprachphilosophie der Philosophischen Untersuchungen“ verstand er es, Standardwissen über und Standardzugänge zu Wittgensteins Spätphilosophie mit anregenden und originalen Eigenperspektivierungen zu kombinieren. In der Gastvorlesung „Wittgenstein und die philosophische Versuchung, Sprache als Kalkül zu betrachten“ diskutierte er kritisch die Standardauffassung, dass der „mittlere“ Wittgenstein (der Wittgenstein zwischen dem Tractatus und den Philosophischen Untersuchungen) die Kalkülauffassung von Sprache vertreten habe.

Enge Zusammenarbeit

Pichlers zweite Kompetenzschiene sind die Digital Humanities, mit einem besonderen Fokus auf die digitale Editionsphilologie und Ontologien in den Geisteswissenschaften. In diesem Zusammenhang stand auch sein Austausch mit den Wittgenstein-Forschern am Brenner-Archiv. So wurde hier ein Konzept für die Open-Access-Publikation eines Teils des Wittgenstein-Gesamtbriefwechsel auf „Wittgenstein Source“ entwickelt.

Alois Pichler hat sich im Rahmen der Gastprofessur mit vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Brenner-Archivs und des Instituts für Christliche Philosophie wie auch anderen Institutionen der Uni Innsbruck zu Arbeitsgesprächen, Diskussionen von möglicher Zusammenarbeit und freien fachlichen Diskussionen getroffen „Nach Alois Pichlers Rückkehr in den Norden bleiben unzählige Ideen zum Weiterspinnen und zur Zusammenarbeit. Das Wittgenstein-Archiv in Bergen und das Brenner-Archiv in den Bergen haben noch viel gemeinsam zu tun“, sagt die Leiterin des Brenner-Archivs, Ulrike Tanzer.

Anton Unterkircher, Ulrike Tanzer, Joseph Wang und Alois Pichler
v.l.: Anton Unterkircher, Ulrike Tanzer, Joseph Wang und Alois Pichler im Brenner-Archiv (Credit: Uni Innsbruck)

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