Blick auf Fragment
Zerschnitten und in mittelalterliche Buchumschläge eingearbeitet: das ist das „Schicksal“ vieler wertvoller, jahrhundertealter jüdischer Handschriften aus Pergament. Eine Tagung mit begleitender Ausstellung widmet sich der viele Jahrhunderte alten jüdischen Geschichte im Transitland Tirol.

700 Jahre jüdische Präsenz in Tirol

Von 19. bis 21. Juni fand in den Räumlichkeiten der Claudiana in der Innsbrucker Altstadt eine internationale Konferenz statt, die sich mit neuen literarischen und historisch-archäologischen Zeugnissen der jüdischen Geschichte in Tirol beschäftigte. Expertinnen und Experten blickten auf 700 Jahre jüdischer Geschichte in Tirol zurück.

Erste verlässliche Nachrichten über das Vorhandensein einer jüdischen Bevölkerung in Tirol gehen auf die Mitte des 13. Jahrhunderts zurück. Expertinnen und Experten aus dem In- und Ausland zeichneten die Spuren dieser jahrhundertelangen, teilweise wenig aufgearbeiteten Geschichte im Rahmen einer dreitägigen Tagung an der Uni Innsbruck nach. Ursula Schattner-Rieser vom Institut für Alte Geschichte und
 Altorientalistik und Josef M. Oesch vom Institut für Bibelwissenschaften und Historische Theologie organisierten die Tagung gemeinsam mit dem Austria-Israel-Academic-Network Innsbruck (AIANI) der Uni Innsbruck.


Diese Tagung „700 Jahre jüdische Präsenz in Tirol. Neue literarische und historisch-archäologische Zeugnisse“ widmete sich einem bisher noch wenig berücksichtigtem Aspekt:  der Mit-Einbeziehung und der Fokussierung auf die mittelalterlichen jüdischen Handschriften und besonders der Handschriften-Fragmente in der historischen Aufarbeitung der Thematik. Besonderes Augenmerk galt dabei jenen Fragmenten, die sich in Tirols Bibliotheken und Archiven befinden. Auch sie sind Zeitzeugen einer bewegten jüdischen Vergangenheit. Das Team rund um das österreichweite Projekt unter Beiteilung von Ursula Schattner-Rieser „hebraica.at – Hebräische Fragmente in Österreich“ unter der Leitung von Martha Keil (Institut für jüdische Geschichte Österreichs) verfolgt das Ziel, hebräische Handschriften und besonders Handschriften-Fragmente in österreichischen Bibliotheken, Archiven und Museen zu suchen, zu identifizieren, zu digitalisieren und sie online zu stellen, um sie für Erforschung der mittelalterlichen jüdischen Kultur in allen ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen  zugänglich zu machen. Dabei sind in Tirols Bibliotheken bisher schon eine beachtliche Anzahl von neuen hebräischen Fragmenten gefunden worden.

Anlässlich der Tagung wurde auch eine Sonderausstellung im Museum Goldenes Dachl in Innsbruck konzipiert. In einer von der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol, Abteilung für Sondersammlungen, mitorganisierten Begleitausstellung werden seltene und kostbare hebräische Schriftzeugnisse aus mehreren Jahrhunderten aus den Beständen verschiedener Tiroler Institutionen sowie aus Privatbesitz ausgestellt. Noch bis zum 29. Juli 2016 können die historischen Zeugnisse besichtigt werden.

 

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